Diss Allgemeine ist so nur erst das sich gleich bleibende; seine Bewegung nur das gleichförmige Wie- derkehren desselben Thuns. Das Bewusstseyn, wel- ches insofern im Gegenstande nur die Allgemeinheit oder das abstracte Mein findet, muss die eigentliche Bewegung desselben auf sich selbst nehmen; indem es noch nicht der Verstand desse[l]ben ist, wenig- stens sein Gedächtniss seyn, welches das was in der Wirklichkeit nur auf einzelne Weise vorhanden ist, auf allgemeine Weise ausdrückt. Diss oberflächli- che Herausheben aus der Einzelnheit, und die eben- so oberflächliche Form der Allgemeinheit, worein das sinnliche nur aufgenommen wird, ohne an sich selbst allgemeines geworden zu seyn, das Beschreiben der Dinge hat noch in dem Gegenstande selbst die Bewegung nicht; sie ist vielmehr nur in dem Be- schreiben. Der Gegenstand, wie er beschrieben ist, hat daher das Interesse verloren; ist der eine be- schrieben, so muss ein anderer vorgenommen, und immer gesucht werden, damit das Beschreiben nicht ausgehe. Ist es nicht so leicht mehr neue ganze Dinge zu finden, so muss zu den schon gefundenen zurückgegangen werden, sie weiter zu theilen, aus- einander zu legen, und neue Seiten der Dingheit an ihnen noch aufzuspüren. Diesem rastlosen, un- ruhigen Instinkte kann es nie an Material gebre- chen; eine neue ausgezeichnete Gattung zu finden, oder gar einen neuen Planeten, dem ob er zwar ein ein Individuum ist, doch die Natur eines Allgemei-
Diſs Allgemeine ist so nur erst das sich gleich bleibende; seine Bewegung nur das gleichförmige Wie- derkehren desselben Thuns. Das Bewuſstseyn, wel- ches insofern im Gegenstande nur die Allgemeinheit oder das abstracte Mein findet, muſs die eigentliche Bewegung desselben auf sich selbst nehmen; indem es noch nicht der Verstand desse[l]ben ist, wenig- stens sein Gedächtniſs seyn, welches das was in der Wirklichkeit nur auf einzelne Weise vorhanden ist, auf allgemeine Weise ausdrückt. Diſs oberflächli- che Herausheben aus der Einzelnheit, und die eben- so oberflächliche Form der Allgemeinheit, worein das sinnliche nur aufgenommen wird, ohne an sich selbst allgemeines geworden zu seyn, das Beschreiben der Dinge hat noch in dem Gegenstande selbst die Bewegung nicht; sie ist vielmehr nur in dem Be- schreiben. Der Gegenstand, wie er beschrieben ist, hat daher das Interesse verloren; ist der eine be- schrieben, so muſs ein anderer vorgenommen, und immer gesucht werden, damit das Beschreiben nicht ausgehe. Ist es nicht so leicht mehr neue ganze Dinge zu finden, so muſs zu den schon gefundenen zurückgegangen werden, sie weiter zu theilen, aus- einander zu legen, und neue Seiten der Dingheit an ihnen noch aufzuspüren. Diesem rastlosen, un- ruhigen Instinkte kann es nie an Material gebre- chen; eine neue ausgezeichnete Gattung zu finden, oder gar einen neuen Planeten, dem ob er zwar ein ein Individuum ist, doch die Natur eines Allgemei-
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Diſs Allgemeine ist so nur erst das sich gleich
bleibende; seine Bewegung nur das gleichförmige Wie-
derkehren desselben Thuns. Das Bewuſstseyn, wel-
ches insofern im Gegenstande nur die Allgemeinheit
oder das abstracte Mein findet, muſs die eigentliche
Bewegung desselben auf sich selbst nehmen; indem
es noch nicht der Verstand desselben ist, wenig-
stens sein Gedächtniſs seyn, welches das was in der
Wirklichkeit nur auf einzelne Weise vorhanden ist,
auf allgemeine Weise ausdrückt. Diſs oberflächli-
che Herausheben aus der Einzelnheit, und die eben-
so oberflächliche Form der Allgemeinheit, worein
das sinnliche nur aufgenommen wird, ohne an sich
selbst allgemeines geworden zu seyn, das Beschreiben
der Dinge hat noch in dem Gegenstande selbst die
Bewegung nicht; sie ist vielmehr nur in dem Be-
schreiben. Der Gegenstand, wie er beschrieben ist,
hat daher das Interesse verloren; ist der eine be-
schrieben, so muſs ein anderer vorgenommen, und
immer gesucht werden, damit das Beschreiben nicht
ausgehe. Ist es nicht so leicht mehr neue ganze
Dinge zu finden, so muſs zu den schon gefundenen
zurückgegangen werden, sie weiter zu theilen, aus-
einander zu legen, und neue Seiten der Dingheit
an ihnen noch aufzuspüren. Diesem rastlosen, un-
ruhigen Instinkte kann es nie an Material gebre-
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oder gar einen neuen Planeten, dem ob er zwar ein
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/287>, abgerufen am 22.12.2024.
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