äusserlichen Bestimmtwerden des Mechanismus absolut entrissen ist.
Eines der grossen Verdienste Kants um die Phi- losophie besteht in der Unterscheidung, die er zwischen relativer oder äusserer und zwischen innerer Zweck- mässigkeit aufgestellt hat; in letzterer hat er den Be- griff des Lebens, die Idee, aufgeschlossen und damit die Philosophie, was die Kritik der Vernunft nur unvollkommen, in einer sehr schieffen Wendung und nur negativ thut, positiv über die Reflexionsbestimmun- gen und die relative Welt der Metaphysik erhoben. -- Es ist erinnert worden, daß der Gegensatz der Teleolo- gie und des Mechanismus zunächst der allgemeinere Ge- gensatz von Freyheit und Nothwendigkeit ist. Kant hat den Gegensatz in dieser Form, unter den An- tinomieen der Vernunft, und zwar als den dritten Widerstreit der transcendentalen Ideen auf- geführt. -- Ich führe seine Darstellung, auf welche früher verwiesen worden, ganz kurz an, indem das Wesentliche derselben so einfach ist, daß es keiner weit- läufigen Auseinandersetzung bedarf, und die Art und Weise der Kantischen Antinomieen anderwärts ausführ- licher beleuchtet worden ist.
Die Thesis der hier zu betrachtenden lautet: Die Causalität nach Gesetzen der Natur ist nicht die einzige, aus welcher die Erscheinungen der Welt insge- sammt abgeleitet werden können. Es ist noch eine Cau- salität durch Freyheit zu Erklärung derselben anzuneh- men nothwendig.
Die Antithesis: Es ist keine Freyheit, sondern alles in der Welt geschieht lediglich nach Gesetzen der Natur.
Der
Q
III.Kapitel. Teleologie.
aͤuſſerlichen Beſtimmtwerden des Mechanismus abſolut entriſſen iſt.
Eines der groſſen Verdienſte Kants um die Phi- loſophie beſteht in der Unterſcheidung, die er zwiſchen relativer oder aͤuſſerer und zwiſchen innerer Zweck- maͤſſigkeit aufgeſtellt hat; in letzterer hat er den Be- griff des Lebens, die Idee, aufgeſchloſſen und damit die Philoſophie, was die Kritik der Vernunft nur unvollkommen, in einer ſehr ſchieffen Wendung und nur negativ thut, poſitiv uͤber die Reflexionsbeſtimmun- gen und die relative Welt der Metaphyſik erhoben. — Es iſt erinnert worden, daß der Gegenſatz der Teleolo- gie und des Mechanismus zunaͤchſt der allgemeinere Ge- genſatz von Freyheit und Nothwendigkeit iſt. Kant hat den Gegenſatz in dieſer Form, unter den An- tinomieen der Vernunft, und zwar als den dritten Widerſtreit der tranſcendentalen Ideen auf- gefuͤhrt. — Ich fuͤhre ſeine Darſtellung, auf welche fruͤher verwieſen worden, ganz kurz an, indem das Weſentliche derſelben ſo einfach iſt, daß es keiner weit- laͤufigen Auseinanderſetzung bedarf, und die Art und Weiſe der Kantiſchen Antinomieen anderwaͤrts ausfuͤhr- licher beleuchtet worden iſt.
Die Theſis der hier zu betrachtenden lautet: Die Cauſalitaͤt nach Geſetzen der Natur iſt nicht die einzige, aus welcher die Erſcheinungen der Welt insge- ſammt abgeleitet werden koͤnnen. Es iſt noch eine Cau- ſalitaͤt durch Freyheit zu Erklaͤrung derſelben anzuneh- men nothwendig.
Die Antitheſis: Es iſt keine Freyheit, ſondern alles in der Welt geſchieht lediglich nach Geſetzen der Natur.
Der
Q
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0259"n="241"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">III.</hi><hirendition="#g">Kapitel. Teleologie</hi>.</fw><lb/><hirendition="#g">aͤuſſerlichen Beſtimmtwerden</hi> des Mechanismus<lb/>
abſolut entriſſen iſt.</p><lb/><p>Eines der groſſen Verdienſte <hirendition="#g">Kants</hi> um die Phi-<lb/>
loſophie beſteht in der Unterſcheidung, die er zwiſchen<lb/>
relativer oder <hirendition="#g">aͤuſſerer</hi> und zwiſchen <hirendition="#g">innerer</hi> Zweck-<lb/>
maͤſſigkeit aufgeſtellt hat; in letzterer hat er den Be-<lb/>
griff des <hirendition="#g">Lebens</hi>, die <hirendition="#g">Idee</hi>, aufgeſchloſſen und damit<lb/>
die Philoſophie, was die Kritik der Vernunft nur<lb/>
unvollkommen, in einer ſehr ſchieffen Wendung und nur<lb/><hirendition="#g">negativ</hi> thut, <hirendition="#g">poſitiv</hi> uͤber die Reflexionsbeſtimmun-<lb/>
gen und die relative Welt der Metaphyſik erhoben. —<lb/>
Es iſt erinnert worden, daß der Gegenſatz der Teleolo-<lb/>
gie und des Mechanismus zunaͤchſt der allgemeinere Ge-<lb/>
genſatz von <hirendition="#g">Freyheit</hi> und <hirendition="#g">Nothwendigkeit</hi> iſt.<lb/>
Kant hat den Gegenſatz in dieſer Form, unter den <hirendition="#g">An-<lb/>
tinomieen</hi> der Vernunft, und zwar als den <hirendition="#g">dritten<lb/>
Widerſtreit der tranſcendentalen Ideen</hi> auf-<lb/>
gefuͤhrt. — Ich fuͤhre ſeine Darſtellung, auf welche<lb/>
fruͤher verwieſen worden, ganz kurz an, indem das<lb/>
Weſentliche derſelben ſo einfach iſt, daß es keiner weit-<lb/>
laͤufigen Auseinanderſetzung bedarf, und die Art und<lb/>
Weiſe der Kantiſchen Antinomieen anderwaͤrts ausfuͤhr-<lb/>
licher beleuchtet worden iſt.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Theſis</hi> der hier zu betrachtenden lautet:<lb/>
Die Cauſalitaͤt nach Geſetzen der Natur iſt nicht die<lb/>
einzige, aus welcher die Erſcheinungen der Welt insge-<lb/>ſammt abgeleitet werden koͤnnen. Es iſt noch eine Cau-<lb/>ſalitaͤt durch Freyheit zu Erklaͤrung derſelben anzuneh-<lb/>
men nothwendig.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Antitheſis</hi>: Es iſt keine Freyheit, ſondern<lb/>
alles in der Welt geſchieht lediglich nach Geſetzen der<lb/>
Natur.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Q</fw><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[241/0259]
III. Kapitel. Teleologie.
aͤuſſerlichen Beſtimmtwerden des Mechanismus
abſolut entriſſen iſt.
Eines der groſſen Verdienſte Kants um die Phi-
loſophie beſteht in der Unterſcheidung, die er zwiſchen
relativer oder aͤuſſerer und zwiſchen innerer Zweck-
maͤſſigkeit aufgeſtellt hat; in letzterer hat er den Be-
griff des Lebens, die Idee, aufgeſchloſſen und damit
die Philoſophie, was die Kritik der Vernunft nur
unvollkommen, in einer ſehr ſchieffen Wendung und nur
negativ thut, poſitiv uͤber die Reflexionsbeſtimmun-
gen und die relative Welt der Metaphyſik erhoben. —
Es iſt erinnert worden, daß der Gegenſatz der Teleolo-
gie und des Mechanismus zunaͤchſt der allgemeinere Ge-
genſatz von Freyheit und Nothwendigkeit iſt.
Kant hat den Gegenſatz in dieſer Form, unter den An-
tinomieen der Vernunft, und zwar als den dritten
Widerſtreit der tranſcendentalen Ideen auf-
gefuͤhrt. — Ich fuͤhre ſeine Darſtellung, auf welche
fruͤher verwieſen worden, ganz kurz an, indem das
Weſentliche derſelben ſo einfach iſt, daß es keiner weit-
laͤufigen Auseinanderſetzung bedarf, und die Art und
Weiſe der Kantiſchen Antinomieen anderwaͤrts ausfuͤhr-
licher beleuchtet worden iſt.
Die Theſis der hier zu betrachtenden lautet:
Die Cauſalitaͤt nach Geſetzen der Natur iſt nicht die
einzige, aus welcher die Erſcheinungen der Welt insge-
ſammt abgeleitet werden koͤnnen. Es iſt noch eine Cau-
ſalitaͤt durch Freyheit zu Erklaͤrung derſelben anzuneh-
men nothwendig.
Die Antitheſis: Es iſt keine Freyheit, ſondern
alles in der Welt geſchieht lediglich nach Geſetzen der
Natur.
Der
Q
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/259>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.