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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.

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Vom Begriff
daß das An- und- Fürsichseyn erst dadurch ist, daß es
Gesetztseyn ist, ist die Vollendung der Substanz.
Aber diese Vollendung ist nicht mehr die Substanz
selbst, sondern ist ein höheres, der Begriff, das
Subject. Der Uebergang des Substantialitäts-Ver-
hältnisses geschieht durch seine eigene immanente Noth-
wendigkeit, und ist weiter nichts, als die Manifestation
ihrer selbst, daß der Begriff ihre Wahrheit, und die
Freyheit die Wahrheit der Nothwendigkeit ist.

Es ist schon früher im 2ten Buch der objectiven Lo-
gik S. 225 f. Anm. erinnert worden, daß die Philo-
sophie, welche sich auf den Standpunkt der Substanz
stellt und darauf stehen bleibt, das System des Spi-
noza
ist. Es ist daselbst zugleich der Mangel dieses
Systems sowohl der Form als Materie nach aufgezeigt
worden. Ein anderes aber ist die Widerlegung des-
selben. In Rücksicht auf die Widerlegung eines phi-
losophischen Systems ist anderwärts gleichfalls die all-
gemeine Bemerkung gemacht worden, daß daraus die
schiefe Vorstellung zu verbannen ist, als ob das System
als durchaus falsch dargestellt werden solle, und als
ob das wahre System dagegen dem falschen nur
entgegengesetzt
sey. Aus dem Zusammenhange, in
welchem hier das Spinozistische System vorkommt, geht
von selbst der wahre Standpunkt desselben und der Fra-
ge, ob es wahr oder falsch sey, hervor. Das Sub-
stantialitäts-Verhältniß erzeugte sich durch die Natur des
Wesens; diß Verhältniß, so wie seine zu einem Gan-
zen erweiterte Darstellung in einem Systeme ist daher
ein nothwendiger Standpunkt, auf welchen das
Absolute sich stellt. Ein solcher Standpunkt ist daher
nicht als eine Meynung, eine subjective, beliebige Vor-
stellungs- und Denkweise eines Individuums, als eine
Verirrung der Speculation, anzusehen; diese findet sich

viel-

Vom Begriff
daß das An- und- Fuͤrſichſeyn erſt dadurch iſt, daß es
Geſetztſeyn iſt, iſt die Vollendung der Subſtanz.
Aber dieſe Vollendung iſt nicht mehr die Subſtanz
ſelbſt, ſondern iſt ein hoͤheres, der Begriff, das
Subject. Der Uebergang des Subſtantialitaͤts-Ver-
haͤltniſſes geſchieht durch ſeine eigene immanente Noth-
wendigkeit, und iſt weiter nichts, als die Manifeſtation
ihrer ſelbſt, daß der Begriff ihre Wahrheit, und die
Freyheit die Wahrheit der Nothwendigkeit iſt.

Es iſt ſchon fruͤher im 2ten Buch der objectiven Lo-
gik S. 225 f. Anm. erinnert worden, daß die Philo-
ſophie, welche ſich auf den Standpunkt der Subſtanz
ſtellt und darauf ſtehen bleibt, das Syſtem des Spi-
noza
iſt. Es iſt daſelbſt zugleich der Mangel dieſes
Syſtems ſowohl der Form als Materie nach aufgezeigt
worden. Ein anderes aber iſt die Widerlegung deſ-
ſelben. In Ruͤckſicht auf die Widerlegung eines phi-
loſophiſchen Syſtems iſt anderwaͤrts gleichfalls die all-
gemeine Bemerkung gemacht worden, daß daraus die
ſchiefe Vorſtellung zu verbannen iſt, als ob das Syſtem
als durchaus falſch dargeſtellt werden ſolle, und als
ob das wahre Syſtem dagegen dem falſchen nur
entgegengeſetzt
ſey. Aus dem Zuſammenhange, in
welchem hier das Spinoziſtiſche Syſtem vorkommt, geht
von ſelbſt der wahre Standpunkt deſſelben und der Fra-
ge, ob es wahr oder falſch ſey, hervor. Das Sub-
ſtantialitaͤts-Verhaͤltniß erzeugte ſich durch die Natur des
Weſens; diß Verhaͤltniß, ſo wie ſeine zu einem Gan-
zen erweiterte Darſtellung in einem Syſteme iſt daher
ein nothwendiger Standpunkt, auf welchen das
Abſolute ſich ſtellt. Ein ſolcher Standpunkt iſt daher
nicht als eine Meynung, eine ſubjective, beliebige Vor-
ſtellungs- und Denkweiſe eines Individuums, als eine
Verirrung der Speculation, anzuſehen; dieſe findet ſich

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[6/0024] Vom Begriff daß das An- und- Fuͤrſichſeyn erſt dadurch iſt, daß es Geſetztſeyn iſt, iſt die Vollendung der Subſtanz. Aber dieſe Vollendung iſt nicht mehr die Subſtanz ſelbſt, ſondern iſt ein hoͤheres, der Begriff, das Subject. Der Uebergang des Subſtantialitaͤts-Ver- haͤltniſſes geſchieht durch ſeine eigene immanente Noth- wendigkeit, und iſt weiter nichts, als die Manifeſtation ihrer ſelbſt, daß der Begriff ihre Wahrheit, und die Freyheit die Wahrheit der Nothwendigkeit iſt. Es iſt ſchon fruͤher im 2ten Buch der objectiven Lo- gik S. 225 f. Anm. erinnert worden, daß die Philo- ſophie, welche ſich auf den Standpunkt der Subſtanz ſtellt und darauf ſtehen bleibt, das Syſtem des Spi- noza iſt. Es iſt daſelbſt zugleich der Mangel dieſes Syſtems ſowohl der Form als Materie nach aufgezeigt worden. Ein anderes aber iſt die Widerlegung deſ- ſelben. In Ruͤckſicht auf die Widerlegung eines phi- loſophiſchen Syſtems iſt anderwaͤrts gleichfalls die all- gemeine Bemerkung gemacht worden, daß daraus die ſchiefe Vorſtellung zu verbannen iſt, als ob das Syſtem als durchaus falſch dargeſtellt werden ſolle, und als ob das wahre Syſtem dagegen dem falſchen nur entgegengeſetzt ſey. Aus dem Zuſammenhange, in welchem hier das Spinoziſtiſche Syſtem vorkommt, geht von ſelbſt der wahre Standpunkt deſſelben und der Fra- ge, ob es wahr oder falſch ſey, hervor. Das Sub- ſtantialitaͤts-Verhaͤltniß erzeugte ſich durch die Natur des Weſens; diß Verhaͤltniß, ſo wie ſeine zu einem Gan- zen erweiterte Darſtellung in einem Syſteme iſt daher ein nothwendiger Standpunkt, auf welchen das Abſolute ſich ſtellt. Ein ſolcher Standpunkt iſt daher nicht als eine Meynung, eine ſubjective, beliebige Vor- ſtellungs- und Denkweiſe eines Individuums, als eine Verirrung der Speculation, anzuſehen; dieſe findet ſich viel-

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/24>, abgerufen am 22.11.2024.