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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813.

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Zweytes Buch. III. Abschnitt.

Das dritte, der Modus, ist bey Spinoza,
Affection der Substanz, die bestimmte Bestimmtheit,
was in einem andern ist, und durch diß an-
dere
gefaßt wird. Die Attribute haben eigentlich nur
die unbestimmte Verschiedenheit zu ihrer Bestimmung;
jedes soll die Totalität der Substanz ausdrücken und
aus sich selbst begriffen werden; insofern es aber das
Absolute als bestimmt ist, so enthält es das Andersseyn,
und ist nicht nur aus sich selbst zu begreifen. In
dem Modus ist daher erst eigentlich die Bestimmung des
Attributs gesetzt. Diß dritte bleibt ferner blosser Mo-
dus, einerseits ist er unmittelbar gegebenes, anderer-
seits wird seine Nichtigkeit nicht als Reflexion in sich er-
kannt. -- Die spinozistische Auslegung des Absoluten ist
daher insofern wohl vollständig, als sie von dem Absolu-
ten anfängt, hierauf das Attribut folgen läßt und mit
dem Modus endigt; aber diese drey werden nur nach
einander
ohne innere Folge der Entwiklung aufge-
zählt, und das dritte ist nicht die Negation als Nega-
tion, nicht sich negativ auf sich beziehende Negation, wo-
durch sie an ihr selbst, die Rükkehr in die erste Iden-
tität und diese, wahrhafte Identität wäre. Es fehlt da-
her die Nothwendigkeit des Fortgangs des Absoluten zur
Unwesentlichkeit, so wie ihre Auflösung an und für sich
selbst in die Identität; oder es mangelt sowohl das Wer-
den der Identität als ihrer Bestimmungen.

Auf gleiche Weise ist in der orientalischen
Vorstellung der Emanation das Absolute das sich
selbst erleuchtende Licht. Allein es erleuchtet sich nicht
nur, sondern strömt auch aus. Seine Ausströmun-
gen sind Entfernungen von seiner ungetrübten Klar-
heit; die folgenden Ausgeburten sind unvollkommener als
die vorhergehenden, aus denen sie entstehen. Das Aus-
strömen ist nur als ein Geschehen genommen, das

Werden
Zweytes Buch. III. Abſchnitt.

Das dritte, der Modus, iſt bey Spinoza,
Affection der Subſtanz, die beſtimmte Beſtimmtheit,
was in einem andern iſt, und durch diß an-
dere
gefaßt wird. Die Attribute haben eigentlich nur
die unbeſtimmte Verſchiedenheit zu ihrer Beſtimmung;
jedes ſoll die Totalitaͤt der Subſtanz ausdruͤcken und
aus ſich ſelbſt begriffen werden; inſofern es aber das
Abſolute als beſtimmt iſt, ſo enthaͤlt es das Andersſeyn,
und iſt nicht nur aus ſich ſelbſt zu begreifen. In
dem Modus iſt daher erſt eigentlich die Beſtimmung des
Attributs geſetzt. Diß dritte bleibt ferner bloſſer Mo-
dus, einerſeits iſt er unmittelbar gegebenes, anderer-
ſeits wird ſeine Nichtigkeit nicht als Reflexion in ſich er-
kannt. — Die ſpinoziſtiſche Auslegung des Abſoluten iſt
daher inſofern wohl vollſtaͤndig, als ſie von dem Abſolu-
ten anfaͤngt, hierauf das Attribut folgen laͤßt und mit
dem Modus endigt; aber dieſe drey werden nur nach
einander
ohne innere Folge der Entwiklung aufge-
zaͤhlt, und das dritte iſt nicht die Negation als Nega-
tion, nicht ſich negativ auf ſich beziehende Negation, wo-
durch ſie an ihr ſelbſt, die Ruͤkkehr in die erſte Iden-
titaͤt und dieſe, wahrhafte Identitaͤt waͤre. Es fehlt da-
her die Nothwendigkeit des Fortgangs des Abſoluten zur
Unweſentlichkeit, ſo wie ihre Aufloͤſung an und fuͤr ſich
ſelbſt in die Identitaͤt; oder es mangelt ſowohl das Wer-
den der Identitaͤt als ihrer Beſtimmungen.

Auf gleiche Weiſe iſt in der orientaliſchen
Vorſtellung der Emanation das Abſolute das ſich
ſelbſt erleuchtende Licht. Allein es erleuchtet ſich nicht
nur, ſondern ſtroͤmt auch aus. Seine Ausſtroͤmun-
gen ſind Entfernungen von ſeiner ungetruͤbten Klar-
heit; die folgenden Ausgeburten ſind unvollkommener als
die vorhergehenden, aus denen ſie entſtehen. Das Aus-
ſtroͤmen iſt nur als ein Geſchehen genommen, das

Werden
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[228/0240] Zweytes Buch. III. Abſchnitt. Das dritte, der Modus, iſt bey Spinoza, Affection der Subſtanz, die beſtimmte Beſtimmtheit, was in einem andern iſt, und durch diß an- dere gefaßt wird. Die Attribute haben eigentlich nur die unbeſtimmte Verſchiedenheit zu ihrer Beſtimmung; jedes ſoll die Totalitaͤt der Subſtanz ausdruͤcken und aus ſich ſelbſt begriffen werden; inſofern es aber das Abſolute als beſtimmt iſt, ſo enthaͤlt es das Andersſeyn, und iſt nicht nur aus ſich ſelbſt zu begreifen. In dem Modus iſt daher erſt eigentlich die Beſtimmung des Attributs geſetzt. Diß dritte bleibt ferner bloſſer Mo- dus, einerſeits iſt er unmittelbar gegebenes, anderer- ſeits wird ſeine Nichtigkeit nicht als Reflexion in ſich er- kannt. — Die ſpinoziſtiſche Auslegung des Abſoluten iſt daher inſofern wohl vollſtaͤndig, als ſie von dem Abſolu- ten anfaͤngt, hierauf das Attribut folgen laͤßt und mit dem Modus endigt; aber dieſe drey werden nur nach einander ohne innere Folge der Entwiklung aufge- zaͤhlt, und das dritte iſt nicht die Negation als Nega- tion, nicht ſich negativ auf ſich beziehende Negation, wo- durch ſie an ihr ſelbſt, die Ruͤkkehr in die erſte Iden- titaͤt und dieſe, wahrhafte Identitaͤt waͤre. Es fehlt da- her die Nothwendigkeit des Fortgangs des Abſoluten zur Unweſentlichkeit, ſo wie ihre Aufloͤſung an und fuͤr ſich ſelbſt in die Identitaͤt; oder es mangelt ſowohl das Wer- den der Identitaͤt als ihrer Beſtimmungen. Auf gleiche Weiſe iſt in der orientaliſchen Vorſtellung der Emanation das Abſolute das ſich ſelbſt erleuchtende Licht. Allein es erleuchtet ſich nicht nur, ſondern ſtroͤmt auch aus. Seine Ausſtroͤmun- gen ſind Entfernungen von ſeiner ungetruͤbten Klar- heit; die folgenden Ausgeburten ſind unvollkommener als die vorhergehenden, aus denen ſie entſtehen. Das Aus- ſtroͤmen iſt nur als ein Geſchehen genommen, das Werden

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/240>, abgerufen am 28.11.2024.