Die Attribute bestimmt Spinoza ferner als un- endlich; und zwar unendlich auch im Sinne einer un- endlichen Vielheit. Es kommen zwar weiterhin nur die zwey vor, -- Denken und Ausdeh- nung, und es ist nicht gezeigt, wie die unendliche Viel- heit sich nothwendig nur auf den Gegensatz und zwar diesen bestimmten, des Denkens und der Ausdehnung, reducirt. -- Diese beyden Attribute sind deßwegen em- pirisch aufgenommen. Denken und Seyn stellen das Absolute in einer Determination vor, das Absolute selbst ist ihre absolute Einheit, so daß sie nur unwesentliche Formen sind, die Ordnung der Dinge dieselbe ist, als die der Vorstellungen oder Gedanken, und das Eine Ab- solute nur von der äusserlichen Reflexion, einem Modus, unter jenen beyden Bestimmungen, das einemal als eine Totalität von Vorstellungen, das andremal als eine To- talität von Dingen und deren Veränderungen betrachtet wird. Wie es diese äussere Reflexion ist, welche jenen Unterschied macht, so ist sie es auch, die ihn in die ab- solute Identität zurükführt und versenkt. Diese ganze Bewegung aber geht ausser dem Absoluten vor. Zwar ist dieses selbst auch das Denken, und sofern diese Be- wegung nur im Absoluten; aber, wie bemerkt, ist sie im Absoluten nur als Einheit mit der Ausdehnung, somit nicht als diese Bewegung, welche wesentlich auch das Moment der Entgegensetzung ist. -- Spinoza macht die erhabene Foderung an das Denken, alles unter der Gestalt der Ewigkeit, sub specie aeterni,zu be- trachten, das heißt, wie es im Absoluten ist. Aber in jenem Absoluten, das nur die unbewegte Identität ist, ist das Attribut, wie der Modus, nur als verschwin- dend, nicht als werdend, so daß hiemit auch jenes Verschwinden seinen positiven Anfang nur von Aussen nimmt.
Das
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Die Wirklichkeit.
Die Attribute beſtimmt Spinoza ferner als un- endlich; und zwar unendlich auch im Sinne einer un- endlichen Vielheit. Es kommen zwar weiterhin nur die zwey vor, — Denken und Ausdeh- nung, und es iſt nicht gezeigt, wie die unendliche Viel- heit ſich nothwendig nur auf den Gegenſatz und zwar dieſen beſtimmten, des Denkens und der Ausdehnung, reducirt. — Dieſe beyden Attribute ſind deßwegen em- piriſch aufgenommen. Denken und Seyn ſtellen das Abſolute in einer Determination vor, das Abſolute ſelbſt iſt ihre abſolute Einheit, ſo daß ſie nur unweſentliche Formen ſind, die Ordnung der Dinge dieſelbe iſt, als die der Vorſtellungen oder Gedanken, und das Eine Ab- ſolute nur von der aͤuſſerlichen Reflexion, einem Modus, unter jenen beyden Beſtimmungen, das einemal als eine Totalitaͤt von Vorſtellungen, das andremal als eine To- talitaͤt von Dingen und deren Veraͤnderungen betrachtet wird. Wie es dieſe aͤuſſere Reflexion iſt, welche jenen Unterſchied macht, ſo iſt ſie es auch, die ihn in die ab- ſolute Identitaͤt zuruͤkfuͤhrt und verſenkt. Dieſe ganze Bewegung aber geht auſſer dem Abſoluten vor. Zwar iſt dieſes ſelbſt auch das Denken, und ſofern dieſe Be- wegung nur im Abſoluten; aber, wie bemerkt, iſt ſie im Abſoluten nur als Einheit mit der Ausdehnung, ſomit nicht als dieſe Bewegung, welche weſentlich auch das Moment der Entgegenſetzung iſt. — Spinoza macht die erhabene Foderung an das Denken, alles unter der Geſtalt der Ewigkeit, sub specie aeterni,zu be- trachten, das heißt, wie es im Abſoluten iſt. Aber in jenem Abſoluten, das nur die unbewegte Identitaͤt iſt, iſt das Attribut, wie der Modus, nur als verſchwin- dend, nicht als werdend, ſo daß hiemit auch jenes Verſchwinden ſeinen poſitiven Anfang nur von Auſſen nimmt.
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Die Wirklichkeit.
Die Attribute beſtimmt Spinoza ferner als un-
endlich; und zwar unendlich auch im Sinne einer un-
endlichen Vielheit. Es kommen zwar weiterhin
nur die zwey vor, — Denken und Ausdeh-
nung, und es iſt nicht gezeigt, wie die unendliche Viel-
heit ſich nothwendig nur auf den Gegenſatz und zwar
dieſen beſtimmten, des Denkens und der Ausdehnung,
reducirt. — Dieſe beyden Attribute ſind deßwegen em-
piriſch aufgenommen. Denken und Seyn ſtellen das
Abſolute in einer Determination vor, das Abſolute ſelbſt
iſt ihre abſolute Einheit, ſo daß ſie nur unweſentliche
Formen ſind, die Ordnung der Dinge dieſelbe iſt, als
die der Vorſtellungen oder Gedanken, und das Eine Ab-
ſolute nur von der aͤuſſerlichen Reflexion, einem Modus,
unter jenen beyden Beſtimmungen, das einemal als eine
Totalitaͤt von Vorſtellungen, das andremal als eine To-
talitaͤt von Dingen und deren Veraͤnderungen betrachtet
wird. Wie es dieſe aͤuſſere Reflexion iſt, welche jenen
Unterſchied macht, ſo iſt ſie es auch, die ihn in die ab-
ſolute Identitaͤt zuruͤkfuͤhrt und verſenkt. Dieſe ganze
Bewegung aber geht auſſer dem Abſoluten vor. Zwar
iſt dieſes ſelbſt auch das Denken, und ſofern dieſe Be-
wegung nur im Abſoluten; aber, wie bemerkt, iſt ſie im
Abſoluten nur als Einheit mit der Ausdehnung, ſomit
nicht als dieſe Bewegung, welche weſentlich auch das
Moment der Entgegenſetzung iſt. — Spinoza macht die
erhabene Foderung an das Denken, alles unter der
Geſtalt der Ewigkeit, sub specie aeterni, zu be-
trachten, das heißt, wie es im Abſoluten iſt. Aber
in jenem Abſoluten, das nur die unbewegte Identitaͤt iſt,
iſt das Attribut, wie der Modus, nur als verſchwin-
dend, nicht als werdend, ſo daß hiemit auch jenes
Verſchwinden ſeinen poſitiven Anfang nur von Auſſen
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/239>, abgerufen am 16.02.2025.
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