Anfang das Seyn, aber als ein solches, das sich von dem Nichtseyn entfernt oder es aufhebt, als ein ihm entgegengesetztes.
Ferner aber ist das, was anfängt, schon, eben so sehr aber ist es auch noch nicht. Seyn und Nicht- seyn sind also in ihm in unmittelbarer Vereinigung; oder er ist ihre ununterschiedene Einheit.
Die Analyse des Anfangs gäbe somit den Begriff der Einheit des Seyns und des Nichtseyns, -- oder in reflectirterer Form, der Einheit des Unterschieden- und des Nichtunterschiedenseyns, -- oder der Identität der Identität und Nichtidentität. Dieser Begriff könnte als die erste, reinste Definition des Absoluten angesehen wer- den; -- wie er diß in der That seyn würde, wenn es überhaupt um die Form von Definitionen und um den Namen des Absoluten zu thun wäre. In diesem Sinne würden, wie jener abstracte Begriff die erste, so alle weitern Bestimmungen und Entwicklungen nur bestimmte- re und reichere Definitionen des Absoluten seyn.
Allein diese Analyse des Anfangs setzt denselben als bekannt voraus; sie hat unsre Vorstellung dessel- ben zur Grundlage. Es ist diß ein Beyspiel wie andere Wissenschaften verfahren. Sie setzen ihren Gegenstand als bekannt voraus, und nehmen dabey bittweise an, daß je- dermann in seiner Vorstellung ungefähr dieselben Bestim- mungen in ihm finden möge, die sie durch Analyse, Ver- gleichung und sonstiges Räsonnement von ihm da und dort- her beybringen und angeben. Das was den absoluten Anfang macht, muß zwar ein Bekanntes seyn; aber wenn es ein Concretes, somit in sich mannichfaltig Be- stimmtes ist, so gebe ich, indem ich diese seine Beziehun- gen als etwas Bekanntes voraussetze, sie als etwas un-
mittel-
Das Seyn.
Anfang das Seyn, aber als ein ſolches, das ſich von dem Nichtſeyn entfernt oder es aufhebt, als ein ihm entgegengeſetztes.
Ferner aber iſt das, was anfaͤngt, ſchon, eben ſo ſehr aber iſt es auch noch nicht. Seyn und Nicht- ſeyn ſind alſo in ihm in unmittelbarer Vereinigung; oder er iſt ihre ununterſchiedene Einheit.
Die Analyſe des Anfangs gaͤbe ſomit den Begriff der Einheit des Seyns und des Nichtſeyns, — oder in reflectirterer Form, der Einheit des Unterſchieden- und des Nichtunterſchiedenſeyns, — oder der Identitaͤt der Identitaͤt und Nichtidentitaͤt. Dieſer Begriff koͤnnte als die erſte, reinſte Definition des Abſoluten angeſehen wer- den; — wie er diß in der That ſeyn wuͤrde, wenn es uͤberhaupt um die Form von Definitionen und um den Namen des Abſoluten zu thun waͤre. In dieſem Sinne wuͤrden, wie jener abſtracte Begriff die erſte, ſo alle weitern Beſtimmungen und Entwicklungen nur beſtimmte- re und reichere Definitionen des Abſoluten ſeyn.
Allein dieſe Analyſe des Anfangs ſetzt denſelben als bekannt voraus; ſie hat unſre Vorſtellung deſſel- ben zur Grundlage. Es iſt diß ein Beyſpiel wie andere Wiſſenſchaften verfahren. Sie ſetzen ihren Gegenſtand als bekannt voraus, und nehmen dabey bittweiſe an, daß je- dermann in ſeiner Vorſtellung ungefaͤhr dieſelben Beſtim- mungen in ihm finden moͤge, die ſie durch Analyſe, Ver- gleichung und ſonſtiges Raͤſonnement von ihm da und dort- her beybringen und angeben. Das was den abſoluten Anfang macht, muß zwar ein Bekanntes ſeyn; aber wenn es ein Concretes, ſomit in ſich mannichfaltig Be- ſtimmtes iſt, ſo gebe ich, indem ich dieſe ſeine Beziehun- gen als etwas Bekanntes vorausſetze, ſie als etwas un-
mittel-
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Das Seyn.
Anfang das Seyn, aber als ein ſolches, das ſich von
dem Nichtſeyn entfernt oder es aufhebt, als ein ihm
entgegengeſetztes.
Ferner aber iſt das, was anfaͤngt, ſchon, eben
ſo ſehr aber iſt es auch noch nicht. Seyn und Nicht-
ſeyn ſind alſo in ihm in unmittelbarer Vereinigung; oder
er iſt ihre ununterſchiedene Einheit.
Die Analyſe des Anfangs gaͤbe ſomit den Begriff
der Einheit des Seyns und des Nichtſeyns, — oder in
reflectirterer Form, der Einheit des Unterſchieden- und
des Nichtunterſchiedenſeyns, — oder der Identitaͤt der
Identitaͤt und Nichtidentitaͤt. Dieſer Begriff koͤnnte als
die erſte, reinſte Definition des Abſoluten angeſehen wer-
den; — wie er diß in der That ſeyn wuͤrde, wenn es
uͤberhaupt um die Form von Definitionen und um den
Namen des Abſoluten zu thun waͤre. In dieſem Sinne
wuͤrden, wie jener abſtracte Begriff die erſte, ſo alle
weitern Beſtimmungen und Entwicklungen nur beſtimmte-
re und reichere Definitionen des Abſoluten ſeyn.
Allein dieſe Analyſe des Anfangs ſetzt denſelben
als bekannt voraus; ſie hat unſre Vorſtellung deſſel-
ben zur Grundlage. Es iſt diß ein Beyſpiel wie andere
Wiſſenſchaften verfahren. Sie ſetzen ihren Gegenſtand als
bekannt voraus, und nehmen dabey bittweiſe an, daß je-
dermann in ſeiner Vorſtellung ungefaͤhr dieſelben Beſtim-
mungen in ihm finden moͤge, die ſie durch Analyſe, Ver-
gleichung und ſonſtiges Raͤſonnement von ihm da und dort-
her beybringen und angeben. Das was den abſoluten
Anfang macht, muß zwar ein Bekanntes ſeyn; aber
wenn es ein Concretes, ſomit in ſich mannichfaltig Be-
ſtimmtes iſt, ſo gebe ich, indem ich dieſe ſeine Beziehun-
gen als etwas Bekanntes vorausſetze, ſie als etwas un-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/61>, abgerufen am 01.07.2024.
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