Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

Von 1661 bis 1700.
Severien und Tsernikow blieb. -- So raubten diese Kriege
Polen seine besten Eroberungen; aber sie waren auch die
Schule, wo sich Helden und Feldherren wie Johann So-
biesky
und seines gleichen bildeten.

von Müller von dem Ursprunge der Cosacken; in Samm-
lung Russischer Geschichten
B. IV.

8. Während dieser Begebenheiten dauerte in
Polen eine stete Gährung fort, vorzüglich durch das
Streben Frankreichs, einen Französischen Prinzen
zum Nachfolger Johann Casimit's bestimmen zu las-
sen, unterhalten. Als aber dieser König, der Re-
gierung müde, endlich abdankte, mißlangen bey der
neuen Wahl die Versuche der Fremden; und ein
Inländer Michael Wisnowiecki, der es jedoch
selber empfand, wie wenig er für einen solchen
Thron paßte, erhielt ihn. Ein unglücklicher Tür-
kenkrieg, durch die Cosackenhändel entzündet und
durch einen schimpflichen Frieden geendigt, störte
wieder die Ruhe von Polen und dem Norden; als
Michael zur rechten Zeit, um nicht abgesetzt zu wer-
den, Polen die Wohlthat erzeigte, zu sterben.

Johann Casimir, durch seine Gemahlin Louise Marie aus
dem Hause Nevers, im Französischen Interesse, wollte dem
Hause Conde' zum Polnischen Thron verhelfen, seit 1660.
Daher innere Unruhen unter Lubomirski, die bis zum
Bürgerkriege führten 1665. Nach dem Tode der Königin
1667 Abdankung des Königs 17. Sept. 1668. Sechs Frem-
de bewarben sich um den Thron, aber einem Piasten be-
stimmt, mußte Michael ihn besteigen. Neuer Aufstand der
Cosacken unter Doroscensko, der sich an die Türken

an-

Von 1661 bis 1700.
Severien und Tſernikow blieb. — So raubten dieſe Kriege
Polen ſeine beſten Eroberungen; aber ſie waren auch die
Schule, wo ſich Helden und Feldherren wie Johann So-
bieſky
und ſeines gleichen bildeten.

von Muͤller von dem Urſprunge der Coſacken; in Samm-
lung Ruſſiſcher Geſchichten
B. IV.

8. Waͤhrend dieſer Begebenheiten dauerte in
Polen eine ſtete Gaͤhrung fort, vorzuͤglich durch das
Streben Frankreichs, einen Franzoͤſiſchen Prinzen
zum Nachfolger Johann Caſimit's beſtimmen zu laſ-
ſen, unterhalten. Als aber dieſer Koͤnig, der Re-
gierung muͤde, endlich abdankte, mißlangen bey der
neuen Wahl die Verſuche der Fremden; und ein
Inlaͤnder Michael Wisnowiecki, der es jedoch
ſelber empfand, wie wenig er fuͤr einen ſolchen
Thron paßte, erhielt ihn. Ein ungluͤcklicher Tuͤr-
kenkrieg, durch die Coſackenhaͤndel entzuͤndet und
durch einen ſchimpflichen Frieden geendigt, ſtoͤrte
wieder die Ruhe von Polen und dem Norden; als
Michael zur rechten Zeit, um nicht abgeſetzt zu wer-
den, Polen die Wohlthat erzeigte, zu ſterben.

Johann Caſimir, durch ſeine Gemahlin Louiſe Marie aus
dem Hauſe Nevers, im Franzoͤſiſchen Intereſſe, wollte dem
Hauſe Conde' zum Polniſchen Thron verhelfen, ſeit 1660.
Daher innere Unruhen unter Lubomirski, die bis zum
Buͤrgerkriege fuͤhrten 1665. Nach dem Tode der Koͤnigin
1667 Abdankung des Koͤnigs 17. Sept. 1668. Sechs Frem-
de bewarben ſich um den Thron, aber einem Piaſten be-
ſtimmt, mußte Michael ihn beſteigen. Neuer Aufſtand der
Coſacken unter Doroſcensko, der ſich an die Tuͤrken

an-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p>
                <pb facs="#f0309" n="271"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Von 1661 bis 1700.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#et">Severien und T&#x017F;ernikow blieb. &#x2014; So raubten die&#x017F;e Kriege<lb/>
Polen &#x017F;eine be&#x017F;ten Eroberungen; aber &#x017F;ie waren auch die<lb/>
Schule, wo &#x017F;ich Helden und Feldherren wie <hi rendition="#g">Johann So-<lb/>
bie&#x017F;ky</hi> und &#x017F;eines gleichen bildeten.</hi> </p><lb/>
              <list>
                <item><hi rendition="#fr">von Mu&#x0364;ller</hi> von dem Ur&#x017F;prunge der Co&#x017F;acken; in <hi rendition="#g">Samm-<lb/>
lung Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;cher Ge&#x017F;chichten</hi> B. <hi rendition="#aq">IV.</hi></item>
              </list><lb/>
              <p>8. Wa&#x0364;hrend die&#x017F;er Begebenheiten dauerte in<lb/>
Polen eine &#x017F;tete Ga&#x0364;hrung fort, vorzu&#x0364;glich durch das<lb/>
Streben Frankreichs, einen Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Prinzen<lb/>
zum Nachfolger Johann Ca&#x017F;imit's be&#x017F;timmen zu la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, unterhalten. Als aber die&#x017F;er Ko&#x0364;nig, der Re-<lb/>
gierung mu&#x0364;de, endlich abdankte, mißlangen bey der<lb/>
neuen Wahl die Ver&#x017F;uche der Fremden; und ein<lb/>
Inla&#x0364;nder <hi rendition="#g">Michael Wisnowiecki</hi>, der es jedoch<lb/>
&#x017F;elber empfand, wie wenig er fu&#x0364;r einen &#x017F;olchen<lb/>
Thron paßte, erhielt ihn. Ein unglu&#x0364;cklicher Tu&#x0364;r-<lb/>
kenkrieg, durch die Co&#x017F;ackenha&#x0364;ndel entzu&#x0364;ndet und<lb/>
durch einen &#x017F;chimpflichen Frieden geendigt, &#x017F;to&#x0364;rte<lb/>
wieder die Ruhe von Polen und dem Norden; als<lb/>
Michael zur rechten Zeit, um nicht abge&#x017F;etzt zu wer-<lb/>
den, Polen die Wohlthat erzeigte, zu &#x017F;terben.</p><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Johann Ca&#x017F;imir, durch &#x017F;eine Gemahlin Loui&#x017F;e Marie aus<lb/>
dem Hau&#x017F;e Nevers, im Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Intere&#x017F;&#x017F;e, wollte dem<lb/>
Hau&#x017F;e <hi rendition="#g">Conde</hi>' zum Polni&#x017F;chen Thron verhelfen, &#x017F;eit 1660.<lb/>
Daher innere Unruhen unter <hi rendition="#g">Lubomirski</hi>, die bis zum<lb/>
Bu&#x0364;rgerkriege fu&#x0364;hrten 1665. Nach dem Tode der Ko&#x0364;nigin<lb/>
1667 Abdankung des Ko&#x0364;nigs 17. Sept. 1668. <hi rendition="#g">Sechs</hi> Frem-<lb/>
de bewarben &#x017F;ich um den Thron, aber einem Pia&#x017F;ten be-<lb/>
&#x017F;timmt, <hi rendition="#g">mußte</hi> Michael ihn be&#x017F;teigen. Neuer Auf&#x017F;tand der<lb/>
Co&#x017F;acken unter <hi rendition="#g">Doro&#x017F;censko</hi>, der &#x017F;ich <hi rendition="#g">an die Tu&#x0364;rken</hi></hi><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#g">an-</hi> </fw><lb/>
              </p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0309] Von 1661 bis 1700. Severien und Tſernikow blieb. — So raubten dieſe Kriege Polen ſeine beſten Eroberungen; aber ſie waren auch die Schule, wo ſich Helden und Feldherren wie Johann So- bieſky und ſeines gleichen bildeten. von Muͤller von dem Urſprunge der Coſacken; in Samm- lung Ruſſiſcher Geſchichten B. IV. 8. Waͤhrend dieſer Begebenheiten dauerte in Polen eine ſtete Gaͤhrung fort, vorzuͤglich durch das Streben Frankreichs, einen Franzoͤſiſchen Prinzen zum Nachfolger Johann Caſimit's beſtimmen zu laſ- ſen, unterhalten. Als aber dieſer Koͤnig, der Re- gierung muͤde, endlich abdankte, mißlangen bey der neuen Wahl die Verſuche der Fremden; und ein Inlaͤnder Michael Wisnowiecki, der es jedoch ſelber empfand, wie wenig er fuͤr einen ſolchen Thron paßte, erhielt ihn. Ein ungluͤcklicher Tuͤr- kenkrieg, durch die Coſackenhaͤndel entzuͤndet und durch einen ſchimpflichen Frieden geendigt, ſtoͤrte wieder die Ruhe von Polen und dem Norden; als Michael zur rechten Zeit, um nicht abgeſetzt zu wer- den, Polen die Wohlthat erzeigte, zu ſterben. Johann Caſimir, durch ſeine Gemahlin Louiſe Marie aus dem Hauſe Nevers, im Franzoͤſiſchen Intereſſe, wollte dem Hauſe Conde' zum Polniſchen Thron verhelfen, ſeit 1660. Daher innere Unruhen unter Lubomirski, die bis zum Buͤrgerkriege fuͤhrten 1665. Nach dem Tode der Koͤnigin 1667 Abdankung des Koͤnigs 17. Sept. 1668. Sechs Frem- de bewarben ſich um den Thron, aber einem Piaſten be- ſtimmt, mußte Michael ihn beſteigen. Neuer Aufſtand der Coſacken unter Doroſcensko, der ſich an die Tuͤrken an-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/309
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/309>, abgerufen am 25.11.2024.