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Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 56, 8. April 1741.

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[Spaltenumbruch] Allmosenier-Pflegers des Cardinals Fleury. Der
Herzog von Chartres befindet sich jetzo zu Versailles
bey dem Dauphin.


Wegen der Audienz, worinn der Marquis de la
Chetardie als Ambassadeur Abschied nehmen, und
darauf sein neues Creditiv als gevollmächtigter Mi-
nister Sr. Allerchristl. Majestät vorzeigen wird, ha-
ben sich einige Schwierigkeiten geäussert. Dieser
Minister verlanget nemlich, bey dem jungen Kayser
in seiner Wiegen, nicht aber bloß bey der Groß-Für-
stin Kayserl. Hoheiten, zur Audienz geführet zu wer-
den. Man findet hier aber solches Begehren nicht
annehmlich, immassen dieser zarte Monarch, der
kaum ein Alter von 6. Monaten erreichet, sich wäh-
rend solcher Ceremonien leicht erkälten, oder auch
über die dabey vorkommenden Trauer-Anstalten und
Aufzierungen erschrecken könnte. Man hat also dem
Herrn Gesandten zu wissen gefüget, daß man in Ruß-
land nicht gewohnet wäre, die Prinzen von Geblüt,
ehe sie das Alter von einem Jahre zurück geleget, öf-
fentlich sehen zu lassen, worauf der Herr Marquis
einen Expressen nach Paris abgehen lassen, um seinem
Hofe davon Wissenschaft zu geben.


Der Herr Doria, ausserordentlicher Gesandter
des Papsts bey der Wahl-Versammlung zu Frankfurt,
hat dem heil. Vater von dem Bezeigen Nachricht ge-
geben, mit welchem er an den Höfen zu Maynz, Trier
und Cölln aufgenommen worden ist. Se. Heiligkeit
haben sich deswegen bey diesen Durchlauchtigsten
Churfürsten schriftlich bedankt. Ferner hat der Papst
Sr. Königl. Majestät von Pohlen sein Vergnügen zu
erkennen gegeben, daß der König von Pohlen und
Churfürst zu Sachsen, als des heil. Deutschen Reichs
Erz-Marschall, durch den Graf von Pappenheim dem
Herrn Doria dasselbe Quartier anweisen lassen, wel-
ches der Cardinal Albani bey der Wahl des Röm.
Kaysers Carl des Sechsten inne gehabt. Die gol-
dene Rose, welche der Papst letztens geweiht, sollen
Jhro Majestät die Königin von Ungarn und Böh-
men haben. Der Graf Morsetti hat sich bey Sr.
Heiligkeit die Freyheit ausgebeten, Cattun-Manu-
facturen in dem Kirchen-Staat aufzurichten, und es
ist ihm auch zugestanden worden.


Man vermuthet alle Tage aus Schlesien die Nach-
richt zu erhalten, daß der Graf von Neuperg, welcher
von seiner Krankheit wieder hergestellet ist, mit un-
serer Armee aus Mähren in Schlesien einmarschire-
[Spaltenumbruch] sey, um den Preußischen Unternehmungen Einhalt zu
thun. Die Preußische Armee soll, wie hier die Rede
gehet, würklich über 30000. Mann stark seyn, und
ohngeachtet unsere Armee sich nicht viel über 20000.
Mann erstreckt, so soll doch der Soldat nicht anders
als zu fechten wünschen. Ohngeachtet die Zufuhren
wegen der schlimmen Wege sehr beschwerlich sind, so
leidet unsere Armee an Brod, Fleisch und andern be-
nöthigten Lebensmitteln doch nicht den geringsten
Mangel, indem der Graf von Neuperg durch seine
weise Veranstaltungen allen Beschwerden möglichst
abhilft. Man will hier Nachricht haben, daß viele
Adeliche Familien mit ihren besten Sachen sich aus
Böhmen nach Sachsen begeben wollen, indem sie be-
sorgen, daß das Kriegs-Feuer sich auch dahin zieht.


Alle Mühe die man sich bis anher gegeben, damit
das vereinigte Reichs-Gerichte nach den Gesetzen der
goldenen Bulle seyn mögte, ist vergebens gewesen.
Dieses hat zugleich den Churfürsten von Maynz be-
wogen, daß er seinem Gesandten allhier Befehl zuge-
schickt, sich in seinem Namen wider dieses Reichs-
Gerichte zu setzen, und demselben, wie andere Höfe ge-
than, ganz und gar zu widersprechen.


Jhro Majestät der König von Preussen haben, wie
verlautet, ausser den vorhin eingeführten Summen,
noch etliche Tonnen an Gold aus dero Schatzkammer
nach hiesigen Landen kommen lassen, und haben be-
fohlen, alles Getrayde aufzukaufen, und die Magazy-
nen damit anzufüllen. Man will hier wissen, daß Jh-
ro Preußische Majestät den gewesenen Commendan-
ten der eroberten Vestung Groß-Glogau, Grafen von
Wallis, gegen Parole seiner Kriegs-Gefangenschaft
bereits gnädigst entlassen haben. Aus gedachtem
Glogau hat man Nachricht erhalten, daß auf den
Grund Kriegs-üblicher Repressalien die Gemahlin
des in der Stadt Neuß commandirenden Hrn. Obri-
sten Baron von Roth, nebst ihren Kindern durch ein
Preußisches Detachement von ihren Gütern abgeho-
let, und daselbst ebenfals gefänglich eingebracht wor-
den, weil die Besatzung in Neuß bisher verschiedene
adeliche Personen, und unter andern auch einen in
Königlich-Preußischen Diensten stehenden Cavalier,
von ihren Gütern abgeholet, und gefänglich wegge-
führet haben.


Es ist in unserer letzten Nachricht von dem hohen
Gebuhrts-Feste Jhrer Majestät der Königl. Frau

[Spaltenumbruch] Allmoſenier-Pflegers des Cardinals Fleury. Der
Herzog von Chartres befindet ſich jetzo zu Verſailles
bey dem Dauphin.


Wegen der Audienz, worinn der Marquis de la
Chetardie als Ambaſſadeur Abſchied nehmen, und
darauf ſein neues Creditiv als gevollmaͤchtigter Mi-
niſter Sr. Allerchriſtl. Majeſtaͤt vorzeigen wird, ha-
ben ſich einige Schwierigkeiten geaͤuſſert. Dieſer
Miniſter verlanget nemlich, bey dem jungen Kayſer
in ſeiner Wiegen, nicht aber bloß bey der Groß-Fuͤr-
ſtin Kayſerl. Hoheiten, zur Audienz gefuͤhret zu wer-
den. Man findet hier aber ſolches Begehren nicht
annehmlich, immaſſen dieſer zarte Monarch, der
kaum ein Alter von 6. Monaten erreichet, ſich waͤh-
rend ſolcher Ceremonien leicht erkaͤlten, oder auch
uͤber die dabey vorkommenden Trauer-Anſtalten und
Aufzierungen erſchrecken koͤnnte. Man hat alſo dem
Herrn Geſandten zu wiſſen gefuͤget, daß man in Ruß-
land nicht gewohnet waͤre, die Prinzen von Gebluͤt,
ehe ſie das Alter von einem Jahre zuruͤck geleget, oͤf-
fentlich ſehen zu laſſen, worauf der Herr Marquis
einen Expreſſen nach Paris abgehen laſſen, um ſeinem
Hofe davon Wiſſenſchaft zu geben.


Der Herr Doria, auſſerordentlicher Geſandter
des Papſts bey der Wahl-Verſam̃lung zu Frankfurt,
hat dem heil. Vater von dem Bezeigen Nachricht ge-
geben, mit welchem er an den Hoͤfen zu Maynz, Trier
und Coͤlln aufgenommen worden iſt. Se. Heiligkeit
haben ſich deswegen bey dieſen Durchlauchtigſten
Churfuͤrſten ſchriftlich bedankt. Ferner hat der Papſt
Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt von Pohlen ſein Vergnuͤgen zu
erkennen gegeben, daß der Koͤnig von Pohlen und
Churfuͤrſt zu Sachſen, als des heil. Deutſchen Reichs
Erz-Marſchall, durch den Graf von Pappenheim dem
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ches der Cardinal Albani bey der Wahl des Roͤm.
Kayſers Carl des Sechſten inne gehabt. Die gol-
dene Roſe, welche der Papſt letztens geweiht, ſollen
Jhro Majeſtaͤt die Koͤnigin von Ungarn und Boͤh-
men haben. Der Graf Morſetti hat ſich bey Sr.
Heiligkeit die Freyheit ausgebeten, Cattun-Manu-
facturen in dem Kirchen-Staat aufzurichten, und es
iſt ihm auch zugeſtanden worden.


Man vermuthet alle Tage aus Schleſien die Nach-
richt zu erhalten, daß der Graf von Neuperg, welcher
von ſeiner Krankheit wieder hergeſtellet iſt, mit un-
ſerer Armee aus Maͤhren in Schleſien einmarſchire-
[Spaltenumbruch] ſey, um den Preußiſchen Unternehmungen Einhalt zu
thun. Die Preußiſche Armee ſoll, wie hier die Rede
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ohngeachtet unſere Armee ſich nicht viel uͤber 20000.
Mann erſtreckt, ſo ſoll doch der Soldat nicht anders
als zu fechten wuͤnſchen. Ohngeachtet die Zufuhren
wegen der ſchlimmen Wege ſehr beſchwerlich ſind, ſo
leidet unſere Armee an Brod, Fleiſch und andern be-
noͤthigten Lebensmitteln doch nicht den geringſten
Mangel, indem der Graf von Neuperg durch ſeine
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abhilft. Man will hier Nachricht haben, daß viele
Adeliche Familien mit ihren beſten Sachen ſich aus
Boͤhmen nach Sachſen begeben wollen, indem ſie be-
ſorgen, daß das Kriegs-Feuer ſich auch dahin zieht.


Alle Muͤhe die man ſich bis anher gegeben, damit
das vereinigte Reichs-Gerichte nach den Geſetzen der
goldenen Bulle ſeyn moͤgte, iſt vergebens geweſen.
Dieſes hat zugleich den Churfuͤrſten von Maynz be-
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Gerichte zu ſetzen, und demſelben, wie andere Hoͤfe ge-
than, ganz und gar zu widerſprechen.


Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig von Preuſſen haben, wie
verlautet, auſſer den vorhin eingefuͤhrten Summen,
noch etliche Tonnen an Gold aus dero Schatzkammer
nach hieſigen Landen kommen laſſen, und haben be-
fohlen, alles Getrayde aufzukaufen, und die Magazy-
nen damit anzufuͤllen. Man will hier wiſſen, daß Jh-
ro Preußiſche Majeſtaͤt den geweſenen Commendan-
ten der eroberten Veſtung Groß-Glogau, Grafen von
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Glogau hat man Nachricht erhalten, daß auf den
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des in der Stadt Neuß commandirenden Hrn. Obri-
ſten Baron von Roth, nebſt ihren Kindern durch ein
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let, und daſelbſt ebenfals gefaͤnglich eingebracht wor-
den, weil die Beſatzung in Neuß bisher verſchiedene
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Koͤniglich-Preußiſchen Dienſten ſtehenden Cavalier,
von ihren Guͤtern abgeholet, und gefaͤnglich wegge-
fuͤhret haben.


Es iſt in unſerer letzten Nachricht von dem hohen
Gebuhrts-Feſte Jhrer Majeſtaͤt der Koͤnigl. Frau

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[[2]/0002] Allmoſenier-Pflegers des Cardinals Fleury. Der Herzog von Chartres befindet ſich jetzo zu Verſailles bey dem Dauphin. St. Petersburg, den 16. Merz. Wegen der Audienz, worinn der Marquis de la Chetardie als Ambaſſadeur Abſchied nehmen, und darauf ſein neues Creditiv als gevollmaͤchtigter Mi- niſter Sr. Allerchriſtl. Majeſtaͤt vorzeigen wird, ha- ben ſich einige Schwierigkeiten geaͤuſſert. Dieſer Miniſter verlanget nemlich, bey dem jungen Kayſer in ſeiner Wiegen, nicht aber bloß bey der Groß-Fuͤr- ſtin Kayſerl. Hoheiten, zur Audienz gefuͤhret zu wer- den. Man findet hier aber ſolches Begehren nicht annehmlich, immaſſen dieſer zarte Monarch, der kaum ein Alter von 6. Monaten erreichet, ſich waͤh- rend ſolcher Ceremonien leicht erkaͤlten, oder auch uͤber die dabey vorkommenden Trauer-Anſtalten und Aufzierungen erſchrecken koͤnnte. Man hat alſo dem Herrn Geſandten zu wiſſen gefuͤget, daß man in Ruß- land nicht gewohnet waͤre, die Prinzen von Gebluͤt, ehe ſie das Alter von einem Jahre zuruͤck geleget, oͤf- fentlich ſehen zu laſſen, worauf der Herr Marquis einen Expreſſen nach Paris abgehen laſſen, um ſeinem Hofe davon Wiſſenſchaft zu geben. Rom, den 20. Merz. Der Herr Doria, auſſerordentlicher Geſandter des Papſts bey der Wahl-Verſam̃lung zu Frankfurt, hat dem heil. Vater von dem Bezeigen Nachricht ge- geben, mit welchem er an den Hoͤfen zu Maynz, Trier und Coͤlln aufgenommen worden iſt. Se. Heiligkeit haben ſich deswegen bey dieſen Durchlauchtigſten Churfuͤrſten ſchriftlich bedankt. Ferner hat der Papſt Sr. Koͤnigl. Majeſtaͤt von Pohlen ſein Vergnuͤgen zu erkennen gegeben, daß der Koͤnig von Pohlen und Churfuͤrſt zu Sachſen, als des heil. Deutſchen Reichs Erz-Marſchall, durch den Graf von Pappenheim dem Herrn Doria daſſelbe Quartier anweiſen laſſen, wel- ches der Cardinal Albani bey der Wahl des Roͤm. Kayſers Carl des Sechſten inne gehabt. Die gol- dene Roſe, welche der Papſt letztens geweiht, ſollen Jhro Majeſtaͤt die Koͤnigin von Ungarn und Boͤh- men haben. Der Graf Morſetti hat ſich bey Sr. Heiligkeit die Freyheit ausgebeten, Cattun-Manu- facturen in dem Kirchen-Staat aufzurichten, und es iſt ihm auch zugeſtanden worden. Wien, den 29. Merz. Man vermuthet alle Tage aus Schleſien die Nach- richt zu erhalten, daß der Graf von Neuperg, welcher von ſeiner Krankheit wieder hergeſtellet iſt, mit un- ſerer Armee aus Maͤhren in Schleſien einmarſchire- ſey, um den Preußiſchen Unternehmungen Einhalt zu thun. Die Preußiſche Armee ſoll, wie hier die Rede gehet, wuͤrklich uͤber 30000. Mann ſtark ſeyn, und ohngeachtet unſere Armee ſich nicht viel uͤber 20000. Mann erſtreckt, ſo ſoll doch der Soldat nicht anders als zu fechten wuͤnſchen. Ohngeachtet die Zufuhren wegen der ſchlimmen Wege ſehr beſchwerlich ſind, ſo leidet unſere Armee an Brod, Fleiſch und andern be- noͤthigten Lebensmitteln doch nicht den geringſten Mangel, indem der Graf von Neuperg durch ſeine weiſe Veranſtaltungen allen Beſchwerden moͤglichſt abhilft. Man will hier Nachricht haben, daß viele Adeliche Familien mit ihren beſten Sachen ſich aus Boͤhmen nach Sachſen begeben wollen, indem ſie be- ſorgen, daß das Kriegs-Feuer ſich auch dahin zieht. Regensburg, den 1. April. Alle Muͤhe die man ſich bis anher gegeben, damit das vereinigte Reichs-Gerichte nach den Geſetzen der goldenen Bulle ſeyn moͤgte, iſt vergebens geweſen. Dieſes hat zugleich den Churfuͤrſten von Maynz be- wogen, daß er ſeinem Geſandten allhier Befehl zuge- ſchickt, ſich in ſeinem Namen wider dieſes Reichs- Gerichte zu ſetzen, und demſelben, wie andere Hoͤfe ge- than, ganz und gar zu widerſprechen. Schweidnitz, den 26. Merz. Jhro Majeſtaͤt der Koͤnig von Preuſſen haben, wie verlautet, auſſer den vorhin eingefuͤhrten Summen, noch etliche Tonnen an Gold aus dero Schatzkammer nach hieſigen Landen kommen laſſen, und haben be- fohlen, alles Getrayde aufzukaufen, und die Magazy- nen damit anzufuͤllen. Man will hier wiſſen, daß Jh- ro Preußiſche Majeſtaͤt den geweſenen Commendan- ten der eroberten Veſtung Groß-Glogau, Grafen von Wallis, gegen Parole ſeiner Kriegs-Gefangenſchaft bereits gnaͤdigſt entlaſſen haben. Aus gedachtem Glogau hat man Nachricht erhalten, daß auf den Grund Kriegs-uͤblicher Repreſſalien die Gemahlin des in der Stadt Neuß commandirenden Hrn. Obri- ſten Baron von Roth, nebſt ihren Kindern durch ein Preußiſches Detachement von ihren Guͤtern abgeho- let, und daſelbſt ebenfals gefaͤnglich eingebracht wor- den, weil die Beſatzung in Neuß bisher verſchiedene adeliche Perſonen, und unter andern auch einen in Koͤniglich-Preußiſchen Dienſten ſtehenden Cavalier, von ihren Guͤtern abgeholet, und gefaͤnglich wegge- fuͤhret haben. Berlin, den 4. April. Es iſt in unſerer letzten Nachricht von dem hohen Gebuhrts-Feſte Jhrer Majeſtaͤt der Koͤnigl. Frau

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Zitationshilfe: Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 56, 8. April 1741, S. [2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_560804_1741/2>, abgerufen am 29.03.2024.