Stats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 56, 8. April 1741.[Spaltenumbruch]
Mutter nur eine ganz kurze Meldung geschehen. Von neuen merkwürdigen gelehrten Sachen. Leyden. Den berühmten Peter Burmann hat Si mihi & uxori Deus addit quatuor annos, Corpore & in firmo mens mihi firma manet; Tum post lustra decem renovanda jugalia sacra Haec eadem referet, qua prius acta, domus. Quique torus primum ferventia pectora junxit, Frigore contractos cernet inire senes. Numinis & nostrae nisi sit diversa voluntas, Et velit haud alia nos regione mori; Hic mihi vel conjux claudet longaeva, vel ejus Lumina, si praeeat, dextera nostra premet. Helmstädt. Es haben sich gewisse gelehrte Män- [Spaltenumbruch]
Mutter nur eine ganz kurze Meldung geſchehen. Von neuen merkwuͤrdigen gelehrten Sachen. Leyden. Den beruͤhmten Peter Burmann hat Si mihi & uxori Deus addit quatuor annos, Corpore & in firmo mens mihi firma manet; Tum poſt luſtra decem renovanda jugalia ſacra Hæc eadem referet, qua prius acta, domus. Quique torus primum ferventia pectora junxit, Frigore contractos cernet inire ſenes. Numinis & noſtræ niſi ſit diverſa voluntas, Et velit haud alia nos regione mori; Hic mihi vel conjux claudet longæva, vel ejus Lumina, ſi præeat, dextera noſtra premet. Helmſtaͤdt. Es haben ſich gewiſſe gelehrte Maͤn- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0003" n="[3]"/><cb/> Mutter nur eine ganz kurze Meldung geſchehen.<lb/> Nachher haben wir die Umſtaͤnde, womit ſelbiges ge-<lb/> feyert worden, naͤher in Erfahrung gezogen. Daher<lb/> wir jetzo eine hinlaͤngliche Beſchreibung von hochge-<lb/> dachtem Feſte mittheilen koͤnnen. Es ward ſelbiges<lb/> nemlich zu Mittage bey der regierenden Koͤnigin Ma-<lb/> jeſtaͤt, und zwar in Gegenwart der Koͤnigl. Frau<lb/> Mutter, der Prinzen Henrichs und Ferdinands, der<lb/> Prinzeßinnen Ulrica und Amalia, allerſeits Koͤnigl.<lb/> Hoheiten, imgleichen verſchiedener Damen aus der<lb/> Stadt, aufs feyerlichſte und in ſchoͤnſter Galla be-<lb/> gangen. Des Abends war bey der regierenden Koͤ-<lb/> nigin groſſe Cour nebſt einem Concert, wobey hoͤchſt-<lb/> gedachte ſaͤmmtliche Koͤnigl. Herrſchaften, des Koͤ-<lb/> nigs Frau Mutter Majeſtaͤt ausgenommen, als wel-<lb/> che wegen der Trauer ſich entfernet hatten, zugegen<lb/> waren. Danechſt ward von dem Capellmeiſter Gran<lb/> eine ungemein ſchoͤne Cantata, die er auf ſolches hohe<lb/> Feſt beſonders eingerichtet hatte, zum groͤßten Ver-<lb/> gnuͤgen der hohen Anweſenden, abgeſungen. Alsdeñ<lb/> wurden bey der regierenden Koͤnigin Majeſtaͤt 2. Ta-<lb/> feln gehalten. Die erſte war eine Figur-Tafel, welche<lb/> den Buchſtab <hi rendition="#aq">S</hi> vorſtellete, und woran die ſaͤm̃tlichen<lb/> Koͤnigl. Herſchaften nebſt vielen Dames und Cava-<lb/> liers von 80. Couverts ſpeiſeten. Die andere Tafel<lb/> war ebenfalls mit 30. Perſonen vom Range beſetzet.<lb/> Uebrigens hat man hiebey noch anfuͤgen wollen, daß<lb/> der General-Wallis des Tages bey der regierenden<lb/> Koͤnigin Majeſtaͤt, und dieſes durch Se. Excellenz den<lb/> Grafen von Dohna, des folgenden Tages aber aller-<lb/> erſt bey der Koͤnigl. Frau Mutter Majeſtaͤt, durch den<lb/> Herrn von Brandt, praͤſentiret worden. Geſtern<lb/> gegen Mittag iſt das Regiment des Feld-Marſchalls,<lb/> Grafen von Katt, allhier einmarſchiret.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFeuilleton"> <head> <hi rendition="#fr #c">Von neuen merkwuͤrdigen<lb/> gelehrten Sachen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle"> <head> <hi rendition="#fr">Leyden.</hi> </head> <p>Den beruͤhmten Peter Burmann hat<lb/> die Vergaͤnglichkeit zu Grabe getragen. Er war bey-<lb/> der Rechten <hi rendition="#aq">Doctor,</hi> der Geſchichtskunde, Griechi-<lb/> ſchen Sprache, Beredſamkeit, Dichtkunſt, der beſon-<lb/> dern Geſchichte der vereinigten Niederlande oͤffent-<lb/> licher Lehrer und Bibliothekar, ein Mann, der we-<lb/> gen ſeiner weitlaͤuftigen Wiſſenſchaften beruͤhmt iſt.<lb/> Der 31ſte Merz iſt der Tag ſeines Todes, und das 73ſte<lb/> das letzte Jahr ſeines Lebens geweſen. Die Erfuͤl-<lb/> lung des Wunſches iſt nicht eingetroffen, welche der<lb/> beredte Burmann dem Himmel in ſeinem ſchoͤnen Ge-<lb/> dichte oͤffentlich abbat, das er zu Leyden 1738. im<lb/> September bey der ganzen Verſammlung des acade-<lb/><cb/> miſchen Raths herlas. 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Es ſey<lb/> abgeſchmackt, die Arzney-Kunſt bey den Roͤmern mit<lb/> der Knechts-Geſtalt zu verdunkeln, da Sucton ſelbſt<lb/> von dem Schickſal der Aerzte bemerkt: <hi rendition="#aq">Cæſar, ut eo<lb/> libentius & ipſi urbem incolerent, & ceteri adpete-<lb/> rent, Medicos civitate donaverit.</hi> Dieſe Wuͤrde<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[3]/0003]
Mutter nur eine ganz kurze Meldung geſchehen.
Nachher haben wir die Umſtaͤnde, womit ſelbiges ge-
feyert worden, naͤher in Erfahrung gezogen. Daher
wir jetzo eine hinlaͤngliche Beſchreibung von hochge-
dachtem Feſte mittheilen koͤnnen. Es ward ſelbiges
nemlich zu Mittage bey der regierenden Koͤnigin Ma-
jeſtaͤt, und zwar in Gegenwart der Koͤnigl. Frau
Mutter, der Prinzen Henrichs und Ferdinands, der
Prinzeßinnen Ulrica und Amalia, allerſeits Koͤnigl.
Hoheiten, imgleichen verſchiedener Damen aus der
Stadt, aufs feyerlichſte und in ſchoͤnſter Galla be-
gangen. Des Abends war bey der regierenden Koͤ-
nigin groſſe Cour nebſt einem Concert, wobey hoͤchſt-
gedachte ſaͤmmtliche Koͤnigl. Herrſchaften, des Koͤ-
nigs Frau Mutter Majeſtaͤt ausgenommen, als wel-
che wegen der Trauer ſich entfernet hatten, zugegen
waren. Danechſt ward von dem Capellmeiſter Gran
eine ungemein ſchoͤne Cantata, die er auf ſolches hohe
Feſt beſonders eingerichtet hatte, zum groͤßten Ver-
gnuͤgen der hohen Anweſenden, abgeſungen. Alsdeñ
wurden bey der regierenden Koͤnigin Majeſtaͤt 2. Ta-
feln gehalten. Die erſte war eine Figur-Tafel, welche
den Buchſtab S vorſtellete, und woran die ſaͤm̃tlichen
Koͤnigl. Herſchaften nebſt vielen Dames und Cava-
liers von 80. Couverts ſpeiſeten. Die andere Tafel
war ebenfalls mit 30. Perſonen vom Range beſetzet.
Uebrigens hat man hiebey noch anfuͤgen wollen, daß
der General-Wallis des Tages bey der regierenden
Koͤnigin Majeſtaͤt, und dieſes durch Se. Excellenz den
Grafen von Dohna, des folgenden Tages aber aller-
erſt bey der Koͤnigl. Frau Mutter Majeſtaͤt, durch den
Herrn von Brandt, praͤſentiret worden. Geſtern
gegen Mittag iſt das Regiment des Feld-Marſchalls,
Grafen von Katt, allhier einmarſchiret.
Von neuen merkwuͤrdigen
gelehrten Sachen.
Leyden. Den beruͤhmten Peter Burmann hat
die Vergaͤnglichkeit zu Grabe getragen. Er war bey-
der Rechten Doctor, der Geſchichtskunde, Griechi-
ſchen Sprache, Beredſamkeit, Dichtkunſt, der beſon-
dern Geſchichte der vereinigten Niederlande oͤffent-
licher Lehrer und Bibliothekar, ein Mann, der we-
gen ſeiner weitlaͤuftigen Wiſſenſchaften beruͤhmt iſt.
Der 31ſte Merz iſt der Tag ſeines Todes, und das 73ſte
das letzte Jahr ſeines Lebens geweſen. Die Erfuͤl-
lung des Wunſches iſt nicht eingetroffen, welche der
beredte Burmann dem Himmel in ſeinem ſchoͤnen Ge-
dichte oͤffentlich abbat, das er zu Leyden 1738. im
September bey der ganzen Verſammlung des acade-
miſchen Raths herlas. Wir wollen dieſe Stelle dar-
aus herſetzen:
Si mihi & uxori Deus addit quatuor annos,
Corpore & in firmo mens mihi firma manet;
Tum poſt luſtra decem renovanda jugalia ſacra
Hæc eadem referet, qua prius acta, domus.
Quique torus primum ferventia pectora junxit,
Frigore contractos cernet inire ſenes.
Numinis & noſtræ niſi ſit diverſa voluntas,
Et velit haud alia nos regione mori;
Hic mihi vel conjux claudet longæva, vel ejus
Lumina, ſi præeat, dextera noſtra premet.
Helmſtaͤdt. Es haben ſich gewiſſe gelehrte Maͤn-
ner gefunden, die ihre Erfindungs-Kraft gemartert,
damit ſie aus den beſtaubten Schriften der Alten den
Satz erzwingen moͤgten: Die Aerzte waͤren unter den
Roͤmern verachtete Menſchen geweſen. Der Herr
Prof. Schlaͤger, ein Mann, den Beleſenheit und Ge-
lahrtheit zieret, theilt uns die Geſchichte dieſer laͤcher-
lichen Meynung und des daher entſtandenen Streites
in folgender Schrift mit: Julii Caroli Schlægeri
Philologiæ Græcæ & Orientalis Prof. P. O. Hiſtoria
litis de Medicorum apud veteres Romanos degen-
tium conditione. in Quart, 48. Seiten. Robor-
tellus, welcher auf den hohen Schulen in Welſchland
gelehrt, hat wol die meiſte Schuld bey der ganzen Sa-
che. Dieſer gute Mann kam unverhoft auf einer Stel-
le, da er des Caͤſars Geſchichte in dem Sueton las,
wo der Geſchichtſchreiber erzaͤhlt: Caͤſar ſey bey der
Jnſel Pharmacus von den Freybeutern gefangen
worden, und habe bey ihnen faſt 40. Tage cum uno
medico & cubiculariis duobus bleiben muͤſſen. Ro-
bortellus hatte ſich einmal in Kopf geſetzt, die abge-
ſchmackte Meynung von dem verachteten Zuſtand der
Aerzte bey den Roͤmern zu behaupten, deswegen lehr-
te er, es ſey bey dieſer Stelle im Abſchreiben ein Feh-
ler begangen worden, an ſtatt des Worts Medico
muͤſſe Amico ſtehen. Torrentius und Urſinus, zweene
Maͤnner, die auch etwas Neues ſagen wollten, fielen
ſeiner Meynung bey, und vertheidigten ſie oͤffentlich.
Der vortreffliche Jſaack Caſaubon, dem es weder an
Einſicht noch Staͤrke im Beurtheilen fehlte, nahm
ſich der Geſellſchaft der Aerzte an, und bewies wider
dieſe Wortkraͤmer, daß man uͤberall das Wort Medi-
co in dieſer Schriftſtelle des Suetons faͤnde. Es ſey
abgeſchmackt, die Arzney-Kunſt bey den Roͤmern mit
der Knechts-Geſtalt zu verdunkeln, da Sucton ſelbſt
von dem Schickſal der Aerzte bemerkt: Cæſar, ut eo
libentius & ipſi urbem incolerent, & ceteri adpete-
rent, Medicos civitate donaverit. Dieſe Wuͤrde
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