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Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 138, Hamburg, 13. Juni 1832.

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[Spaltenumbruch] Art hier zur Sprache zu bringen, bezweifelt werden
könne. Wo von Pflichten die Rede sey, müsse man
auch von den Rechten reden; wo man ein Contin-
gent stellen solle, müßten auch die Mittel dazu nicht
verkümmert werden; eine Wohlfahrt des Bundes sey
ohne die seiner Glieder nicht denkbar. Es scheine
ihm daher nothwendig, auf eine kräftige Verwen-
dung der Regierung zur Beseitigung jener Unvoll-
kommenheiten anzutragen. -- Prof. Saalfeld glaubte,
daß in der Erwiederung eine Angelegenheit zu er-
wähnen sey, welche das allgemeine Gefühl in An-
spruch nehme, der Wunsch nämlich einer Verwen-
dung Sr. K. H. des Vicekönigs für das Schicksal
der unglücklichen Staatsgefangenen zu Celle. Die
Untersuchung daure schon 18 Monate, und noch sey
das Ende in Ansehung der Göttinger nicht abzuse-
hen. Ohne die Gültigkeit der Gesetze verkennen zu
wollen, dürfe man doch auch nicht verkennen, was
zur Entschuldigung gereiche. Es handele sich von
politischen Vergehen, bei welchen nach der allgemei-
nen Erfahrung der Erfolg über Recht oder Unrecht
entscheide. Nur Blödsinn könne verkennen, daß
jene Männer den Anstoß zu den Verbesserungen ge-
geben hätten, mit deren weiteren Ausbildung man
jetzt beschäftigt sey. Es sey empörend, daß solche
Männer als Verbrecher gewöhnlicher Art behandelt
worden; das habe die öffentliche Meinung von ganz
Deutschland gegen die Regierung eingenommen.
Er würde glauben, ein Verräther am Vaterlande zu
seyn, wenn er es nicht ausspreche, daß es schon da-
hin gekommen sey, daß man in der Untersuchung
nur eine gehässige Reaction des Kastengeistes erblicke.
Das Vertrauen in die Gnade des Königs sey dage-
gen unerschüttert geblieben. Nach Burkes Aus-
spruche sey in tief bewegten Zeiten Gnade die höchste
Politik. -- Dr. Stüve: Die erste zu entscheidende
Frage sey die über die Zahl der Deputation zur
Abfassung der Addresse. Um Zeit zu gewinnen,
scheine es ihm angemessen, sich dem Antrage der
ersten Kammer anzuschließen und die Zahl auf drei
zu beschränken. Einer Erwähnung der Untersuchung
über die Staatsgefangenen könne er nicht beistimmen. --
Dr. Christiani: Auch ihm scheine es nach der
jetzigen Stimmung beider Häuser dem Jnteresse der
Staatsgefangenen selbst angemessener, wenn ihrer
in der Addresse nicht gedacht werde. Es werde sich
dazu eine andre Gelegenheit darbieten. Wichtiger
scheine es ihm, der Behandlung der Polen in Göt-
tingen zu erwähnen, wobei Hannover das einzige
Land gewesen seyn solle, welches die Rechte der
Gastfreundschaft verletzt habe. Hierüber scheine eine
Aufklärung erforderlich. Noch ein Punkt scheine
Erwähnung zu verdienen; der Wunsch, daß der Kö-
nig seine Erblande besuche, ein Wunsch, der im vo-
rigen Jahre bloß an der Ansicht der ersten Kammer
gescheitert sey. -- Prof. Saalfeld: Es seyen den Po-
len auch Privatpapiere abgenommen. -- Geheime-Ca-
binetsrath Rose: Er stimme mehreren geäußerten
Ansichten über das, was in die Addresse gehöre,
durchaus bei, bei andren liege in seiner Stellung,
in der Unmöglichkeit, worin er sich befunden, alle
Theile des Landes gehörig kennen zu lernen, ein
Grund der Abweichung. Ueber die Behandlung der
Polen in Göttingen sey er nicht genau unterrichtet,
ihr Aufenthalt nur vorübergehend und Requisitionen
in ähnlichen Fällen jederzeit nachgekommen; er für
seine Person ehre das Unglück vollkommen, denn er
wisse als Mensch zu fühlen, und eben so tief, als
[Spaltenumbruch] der geehrte Redner; die Regierung habe ihren Ver-
pflichtungen, ohne solche Rücksichten, streng nachzu-
kommen. Man habe jenen Männern nur augenblick-
lichen Aufenthalt bewilligt, ihnen vorher ausdrück-
lich bemerklich gemacht, daß es vielleicht rathsamer
für sie seyn werde, wenn sie nicht im Lande blieben.
Die Requisitionen seyen unter der Anzeige erfolgt,
daß Verbrechen begangen worden, daß Gegenstände
dem rechtmäßigen Eigenthümer entfremdet worden;
solchen Requisitionen müsse Folge geleistet werden,
weil es allen Grundsätzen, und Allem, was zur Hülfe
Rechtens verfügt werden müsse, entspreche. Die per-
sönliche Freiheit sey nur augenblicklich beschränkt, und
sofort wieder hergestellt worden, weil man sehr be-
klagt, was geschehen mußte. Sehr viel mächtigere
Staaten hätten geglaubt, Staaten zu seyn, ohne sich
allen Verpflichtungen zu entziehen, wo die Ruhe des
Landes etc. aufs Spiel gesetzt werden könne. Hin-
sichtlich der Göttinger Gefangenen habe man der
Gerechtigkeit ihren Lauf gelassen. Er theile ein sehr
tiefes Bedauern über die Veranlassung, er beklage
die Menschen, welche durch ihre Verirrungen sich
in solches Unglück gestürzt hätten; aber nie und
nimmermehr könne er die vorgebrachte Ansicht thei-
len, daß ein politisches Verbrechen kein Verbrechen
sey. Man habe von Blödsinn derer gesprochen, die
das Wohlthätige des Göttinger Aufstandes nicht an-
erkennten; er erkläre offen heraus, daß er solchen
Blödsinn theile, weil er die feste Meinung habe,
daß wir viel weiter wären, wenn dieß unglückliche
Ereigniß unterblieben wäre. Durch jenen Aufruhr
sey erst die Stimmung so heftig geworden; es gäbe
verfassungsmäßige Autoritäten, gegen deren Rath
noch nie der König taub gewesen sey, und manche
Verbesserungen wären schon vorher als nothwendig
von der Regierung anerkannt worden, und man habe
sich schon mit der Ausführung derselben beschäftigt;
durch jenen Aufruhr erst sey dem Lande nur eine
drückende Kostenlast großer Summen erwachsen. Die
Menschen, welche den Truppen des Königs den Ein-
marsch verweigert, seyen die Ursachen einer höchst
beklagenswerthen Geldverschwendung, durch welche
manches Nützliche unterbleiben müssen. Jedenfalls
müsse er dafür halten, daß dieser Gegenstand nicht
in die Addresse gehöre; es seyen schon Petitionen
deshalb eingekommen, bei deren Erörterung er sich
über die Sache selbst erklären werde; aber ohne die
vollste Erwägung dürfe die Versammlung sich nicht
einlassen. Was die Erwähnung des deutschen Bun-
des betreffe, so fühle er sehr tief, daß die Handels-
Verhältnisse in ganz Deutschland recht schwer ge-
worden, durch Verfolgung einseitiger Jnteressen der
Staaten, und theile den aufrichtigsten Wunsch, jede
thunliche Verbesserung zu fördern. Jn die Ver-
hältnisse des Bundes möge man nicht so tief einge-
hen; es sey vielleicht viel zu verbessern; man hoffe
manche Schwierigkeit zu beseitigen, aber bei sorg-
samer Erwägung werde es Manchem nicht entge-
hen, welche Schwierigkeit die Beantwortung der
Frage habe, wie der Staatenbund am ersprießlich-
sten für das Wohl Deutschlands und der einzelnen
Staaten eingerichtet werde. Sehr verschieden dürf-
ten die Ansichten in den Letzteren darüber seyn.
Keiner wolle sich in seinen inneren Verhältnissen
von den andren vorschreiben lassen, am wenigsten
großere Staaten von den kleineren; jene seyen die
Hauptpfeiler Deutschlands, dadurch, daß sie in
den Bund eingetreten. Hannover, als ein Staat

[Spaltenumbruch] Art hier zur Sprache zu bringen, bezweifelt werden
könne. Wo von Pflichten die Rede ſey, müſſe man
auch von den Rechten reden; wo man ein Contin-
gent ſtellen ſolle, müßten auch die Mittel dazu nicht
verkümmert werden; eine Wohlfahrt des Bundes ſey
ohne die ſeiner Glieder nicht denkbar. Es ſcheine
ihm daher nothwendig, auf eine kräftige Verwen-
dung der Regierung zur Beſeitigung jener Unvoll-
kommenheiten anzutragen. — Prof. Saalfeld glaubte,
daß in der Erwiederung eine Angelegenheit zu er-
wähnen ſey, welche das allgemeine Gefühl in An-
ſpruch nehme, der Wunſch nämlich einer Verwen-
dung Sr. K. H. des Vicekönigs für das Schickſal
der unglücklichen Staatsgefangenen zu Celle. Die
Unterſuchung daure ſchon 18 Monate, und noch ſey
das Ende in Anſehung der Göttinger nicht abzuſe-
hen. Ohne die Gültigkeit der Geſetze verkennen zu
wollen, dürfe man doch auch nicht verkennen, was
zur Entſchuldigung gereiche. Es handele ſich von
politiſchen Vergehen, bei welchen nach der allgemei-
nen Erfahrung der Erfolg über Recht oder Unrecht
entſcheide. Nur Blödſinn könne verkennen, daß
jene Männer den Anſtoß zu den Verbeſſerungen ge-
geben hätten, mit deren weiteren Ausbildung man
jetzt beſchäftigt ſey. Es ſey empörend, daß ſolche
Männer als Verbrecher gewöhnlicher Art behandelt
worden; das habe die öffentliche Meinung von ganz
Deutſchland gegen die Regierung eingenommen.
Er würde glauben, ein Verräther am Vaterlande zu
ſeyn, wenn er es nicht ausſpreche, daß es ſchon da-
hin gekommen ſey, daß man in der Unterſuchung
nur eine gehäſſige Reaction des Kaſtengeiſtes erblicke.
Das Vertrauen in die Gnade des Königs ſey dage-
gen unerſchüttert geblieben. Nach Burkes Aus-
ſpruche ſey in tief bewegten Zeiten Gnade die höchſte
Politik. — Dr. Stuͤve: Die erſte zu entſcheidende
Frage ſey die über die Zahl der Deputation zur
Abfaſſung der Addreſſe. Um Zeit zu gewinnen,
ſcheine es ihm angemeſſen, ſich dem Antrage der
erſten Kammer anzuſchließen und die Zahl auf drei
zu beſchränken. Einer Erwähnung der Unterſuchung
über die Staatsgefangenen könne er nicht beiſtimmen. —
Dr. Chriſtiani: Auch ihm ſcheine es nach der
jetzigen Stimmung beider Häuſer dem Jntereſſe der
Staatsgefangenen ſelbſt angemeſſener, wenn ihrer
in der Addreſſe nicht gedacht werde. Es werde ſich
dazu eine andre Gelegenheit darbieten. Wichtiger
ſcheine es ihm, der Behandlung der Polen in Göt-
tingen zu erwähnen, wobei Hannover das einzige
Land geweſen ſeyn ſolle, welches die Rechte der
Gaſtfreundſchaft verletzt habe. Hierüber ſcheine eine
Aufklärung erforderlich. Noch ein Punkt ſcheine
Erwähnung zu verdienen; der Wunſch, daß der Kö-
nig ſeine Erblande beſuche, ein Wunſch, der im vo-
rigen Jahre bloß an der Anſicht der erſten Kammer
geſcheitert ſey. — Prof. Saalfeld: Es ſeyen den Po-
len auch Privatpapiere abgenommen. — Geheime-Ca-
binetsrath Roſe: Er ſtimme mehreren geäußerten
Anſichten über das, was in die Addreſſe gehöre,
durchaus bei, bei andren liege in ſeiner Stellung,
in der Unmöglichkeit, worin er ſich befunden, alle
Theile des Landes gehörig kennen zu lernen, ein
Grund der Abweichung. Ueber die Behandlung der
Polen in Göttingen ſey er nicht genau unterrichtet,
ihr Aufenthalt nur vorübergehend und Requiſitionen
in ähnlichen Fällen jederzeit nachgekommen; er für
ſeine Perſon ehre das Unglück vollkommen, denn er
wiſſe als Menſch zu fühlen, und eben ſo tief, als
[Spaltenumbruch] der geehrte Redner; die Regierung habe ihren Ver-
pflichtungen, ohne ſolche Rückſichten, ſtreng nachzu-
kommen. Man habe jenen Männern nur augenblick-
lichen Aufenthalt bewilligt, ihnen vorher ausdrück-
lich bemerklich gemacht, daß es vielleicht rathſamer
für ſie ſeyn werde, wenn ſie nicht im Lande blieben.
Die Requiſitionen ſeyen unter der Anzeige erfolgt,
daß Verbrechen begangen worden, daß Gegenſtände
dem rechtmäßigen Eigenthümer entfremdet worden;
ſolchen Requiſitionen müſſe Folge geleiſtet werden,
weil es allen Grundſätzen, und Allem, was zur Hülfe
Rechtens verfügt werden müſſe, entſpreche. Die per-
ſönliche Freiheit ſey nur augenblicklich beſchränkt, und
ſofort wieder hergeſtellt worden, weil man ſehr be-
klagt, was geſchehen mußte. Sehr viel mächtigere
Staaten hätten geglaubt, Staaten zu ſeyn, ohne ſich
allen Verpflichtungen zu entziehen, wo die Ruhe des
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ſichtlich der Göttinger Gefangenen habe man der
Gerechtigkeit ihren Lauf gelaſſen. Er theile ein ſehr
tiefes Bedauern über die Veranlaſſung, er beklage
die Menſchen, welche durch ihre Verirrungen ſich
in ſolches Unglück geſtürzt hätten; aber nie und
nimmermehr könne er die vorgebrachte Anſicht thei-
len, daß ein politiſches Verbrechen kein Verbrechen
ſey. Man habe von Blödſinn derer geſprochen, die
das Wohlthätige des Göttinger Aufſtandes nicht an-
erkennten; er erkläre offen heraus, daß er ſolchen
Blödſinn theile, weil er die feſte Meinung habe,
daß wir viel weiter wären, wenn dieß unglückliche
Ereigniß unterblieben wäre. Durch jenen Aufruhr
ſey erſt die Stimmung ſo heftig geworden; es gäbe
verfaſſungsmäßige Autoritäten, gegen deren Rath
noch nie der König taub geweſen ſey, und manche
Verbeſſerungen wären ſchon vorher als nothwendig
von der Regierung anerkannt worden, und man habe
ſich ſchon mit der Ausführung derſelben beſchäftigt;
durch jenen Aufruhr erſt ſey dem Lande nur eine
drückende Koſtenlaſt großer Summen erwachſen. Die
Menſchen, welche den Truppen des Königs den Ein-
marſch verweigert, ſeyen die Urſachen einer höchſt
beklagenswerthen Geldverſchwendung, durch welche
manches Nützliche unterbleiben müſſen. Jedenfalls
müſſe er dafür halten, daß dieſer Gegenſtand nicht
in die Addreſſe gehöre; es ſeyen ſchon Petitionen
deshalb eingekommen, bei deren Erörterung er ſich
über die Sache ſelbſt erklären werde; aber ohne die
vollſte Erwägung dürfe die Verſammlung ſich nicht
einlaſſen. Was die Erwähnung des deutſchen Bun-
des betreffe, ſo fühle er ſehr tief, daß die Handels-
Verhältniſſe in ganz Deutſchland recht ſchwer ge-
worden, durch Verfolgung einſeitiger Jntereſſen der
Staaten, und theile den aufrichtigſten Wunſch, jede
thunliche Verbeſſerung zu fördern. Jn die Ver-
hältniſſe des Bundes möge man nicht ſo tief einge-
hen; es ſey vielleicht viel zu verbeſſern; man hoffe
manche Schwierigkeit zu beſeitigen, aber bei ſorg-
ſamer Erwägung werde es Manchem nicht entge-
hen, welche Schwierigkeit die Beantwortung der
Frage habe, wie der Staatenbund am erſprießlich-
ſten für das Wohl Deutſchlands und der einzelnen
Staaten eingerichtet werde. Sehr verſchieden dürf-
ten die Anſichten in den Letzteren darüber ſeyn.
Keiner wolle ſich in ſeinen inneren Verhältniſſen
von den andren vorſchreiben laſſen, am wenigſten
großere Staaten von den kleineren; jene ſeyen die
Hauptpfeiler Deutſchlands, dadurch, daß ſie in
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[[6]/0006] Art hier zur Sprache zu bringen, bezweifelt werden könne. Wo von Pflichten die Rede ſey, müſſe man auch von den Rechten reden; wo man ein Contin- gent ſtellen ſolle, müßten auch die Mittel dazu nicht verkümmert werden; eine Wohlfahrt des Bundes ſey ohne die ſeiner Glieder nicht denkbar. Es ſcheine ihm daher nothwendig, auf eine kräftige Verwen- dung der Regierung zur Beſeitigung jener Unvoll- kommenheiten anzutragen. — Prof. Saalfeld glaubte, daß in der Erwiederung eine Angelegenheit zu er- wähnen ſey, welche das allgemeine Gefühl in An- ſpruch nehme, der Wunſch nämlich einer Verwen- dung Sr. K. H. des Vicekönigs für das Schickſal der unglücklichen Staatsgefangenen zu Celle. Die Unterſuchung daure ſchon 18 Monate, und noch ſey das Ende in Anſehung der Göttinger nicht abzuſe- hen. Ohne die Gültigkeit der Geſetze verkennen zu wollen, dürfe man doch auch nicht verkennen, was zur Entſchuldigung gereiche. Es handele ſich von politiſchen Vergehen, bei welchen nach der allgemei- nen Erfahrung der Erfolg über Recht oder Unrecht entſcheide. Nur Blödſinn könne verkennen, daß jene Männer den Anſtoß zu den Verbeſſerungen ge- geben hätten, mit deren weiteren Ausbildung man jetzt beſchäftigt ſey. Es ſey empörend, daß ſolche Männer als Verbrecher gewöhnlicher Art behandelt worden; das habe die öffentliche Meinung von ganz Deutſchland gegen die Regierung eingenommen. Er würde glauben, ein Verräther am Vaterlande zu ſeyn, wenn er es nicht ausſpreche, daß es ſchon da- hin gekommen ſey, daß man in der Unterſuchung nur eine gehäſſige Reaction des Kaſtengeiſtes erblicke. Das Vertrauen in die Gnade des Königs ſey dage- gen unerſchüttert geblieben. Nach Burkes Aus- ſpruche ſey in tief bewegten Zeiten Gnade die höchſte Politik. — Dr. Stuͤve: Die erſte zu entſcheidende Frage ſey die über die Zahl der Deputation zur Abfaſſung der Addreſſe. Um Zeit zu gewinnen, ſcheine es ihm angemeſſen, ſich dem Antrage der erſten Kammer anzuſchließen und die Zahl auf drei zu beſchränken. Einer Erwähnung der Unterſuchung über die Staatsgefangenen könne er nicht beiſtimmen. — Dr. Chriſtiani: Auch ihm ſcheine es nach der jetzigen Stimmung beider Häuſer dem Jntereſſe der Staatsgefangenen ſelbſt angemeſſener, wenn ihrer in der Addreſſe nicht gedacht werde. Es werde ſich dazu eine andre Gelegenheit darbieten. Wichtiger ſcheine es ihm, der Behandlung der Polen in Göt- tingen zu erwähnen, wobei Hannover das einzige Land geweſen ſeyn ſolle, welches die Rechte der Gaſtfreundſchaft verletzt habe. Hierüber ſcheine eine Aufklärung erforderlich. Noch ein Punkt ſcheine Erwähnung zu verdienen; der Wunſch, daß der Kö- nig ſeine Erblande beſuche, ein Wunſch, der im vo- rigen Jahre bloß an der Anſicht der erſten Kammer geſcheitert ſey. — Prof. Saalfeld: Es ſeyen den Po- len auch Privatpapiere abgenommen. — Geheime-Ca- binetsrath Roſe: Er ſtimme mehreren geäußerten Anſichten über das, was in die Addreſſe gehöre, durchaus bei, bei andren liege in ſeiner Stellung, in der Unmöglichkeit, worin er ſich befunden, alle Theile des Landes gehörig kennen zu lernen, ein Grund der Abweichung. Ueber die Behandlung der Polen in Göttingen ſey er nicht genau unterrichtet, ihr Aufenthalt nur vorübergehend und Requiſitionen in ähnlichen Fällen jederzeit nachgekommen; er für ſeine Perſon ehre das Unglück vollkommen, denn er wiſſe als Menſch zu fühlen, und eben ſo tief, als der geehrte Redner; die Regierung habe ihren Ver- pflichtungen, ohne ſolche Rückſichten, ſtreng nachzu- kommen. Man habe jenen Männern nur augenblick- lichen Aufenthalt bewilligt, ihnen vorher ausdrück- lich bemerklich gemacht, daß es vielleicht rathſamer für ſie ſeyn werde, wenn ſie nicht im Lande blieben. Die Requiſitionen ſeyen unter der Anzeige erfolgt, daß Verbrechen begangen worden, daß Gegenſtände dem rechtmäßigen Eigenthümer entfremdet worden; ſolchen Requiſitionen müſſe Folge geleiſtet werden, weil es allen Grundſätzen, und Allem, was zur Hülfe Rechtens verfügt werden müſſe, entſpreche. Die per- ſönliche Freiheit ſey nur augenblicklich beſchränkt, und ſofort wieder hergeſtellt worden, weil man ſehr be- klagt, was geſchehen mußte. Sehr viel mächtigere Staaten hätten geglaubt, Staaten zu ſeyn, ohne ſich allen Verpflichtungen zu entziehen, wo die Ruhe des Landes ꝛc. aufs Spiel geſetzt werden könne. Hin- ſichtlich der Göttinger Gefangenen habe man der Gerechtigkeit ihren Lauf gelaſſen. Er theile ein ſehr tiefes Bedauern über die Veranlaſſung, er beklage die Menſchen, welche durch ihre Verirrungen ſich in ſolches Unglück geſtürzt hätten; aber nie und nimmermehr könne er die vorgebrachte Anſicht thei- len, daß ein politiſches Verbrechen kein Verbrechen ſey. Man habe von Blödſinn derer geſprochen, die das Wohlthätige des Göttinger Aufſtandes nicht an- erkennten; er erkläre offen heraus, daß er ſolchen Blödſinn theile, weil er die feſte Meinung habe, daß wir viel weiter wären, wenn dieß unglückliche Ereigniß unterblieben wäre. Durch jenen Aufruhr ſey erſt die Stimmung ſo heftig geworden; es gäbe verfaſſungsmäßige Autoritäten, gegen deren Rath noch nie der König taub geweſen ſey, und manche Verbeſſerungen wären ſchon vorher als nothwendig von der Regierung anerkannt worden, und man habe ſich ſchon mit der Ausführung derſelben beſchäftigt; durch jenen Aufruhr erſt ſey dem Lande nur eine drückende Koſtenlaſt großer Summen erwachſen. Die Menſchen, welche den Truppen des Königs den Ein- marſch verweigert, ſeyen die Urſachen einer höchſt beklagenswerthen Geldverſchwendung, durch welche manches Nützliche unterbleiben müſſen. Jedenfalls müſſe er dafür halten, daß dieſer Gegenſtand nicht in die Addreſſe gehöre; es ſeyen ſchon Petitionen deshalb eingekommen, bei deren Erörterung er ſich über die Sache ſelbſt erklären werde; aber ohne die vollſte Erwägung dürfe die Verſammlung ſich nicht einlaſſen. Was die Erwähnung des deutſchen Bun- des betreffe, ſo fühle er ſehr tief, daß die Handels- Verhältniſſe in ganz Deutſchland recht ſchwer ge- worden, durch Verfolgung einſeitiger Jntereſſen der Staaten, und theile den aufrichtigſten Wunſch, jede thunliche Verbeſſerung zu fördern. Jn die Ver- hältniſſe des Bundes möge man nicht ſo tief einge- hen; es ſey vielleicht viel zu verbeſſern; man hoffe manche Schwierigkeit zu beſeitigen, aber bei ſorg- ſamer Erwägung werde es Manchem nicht entge- hen, welche Schwierigkeit die Beantwortung der Frage habe, wie der Staatenbund am erſprießlich- ſten für das Wohl Deutſchlands und der einzelnen Staaten eingerichtet werde. Sehr verſchieden dürf- ten die Anſichten in den Letzteren darüber ſeyn. Keiner wolle ſich in ſeinen inneren Verhältniſſen von den andren vorſchreiben laſſen, am wenigſten großere Staaten von den kleineren; jene ſeyen die Hauptpfeiler Deutſchlands, dadurch, daß ſie in den Bund eingetreten. Hannover, als ein Staat

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Zitationshilfe: Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 138, Hamburg, 13. Juni 1832, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hc_1381306_1832/6>, abgerufen am 30.04.2024.