Staats und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheiischen Correspondenten. Nr. 138, Hamburg, 13. Juni 1832.[Spaltenumbruch]
führen, oder dem wohlmeinenden Rathe, sich aller Hannover, den 9 Juni. Jn der Sitzung der zweiten Kammer der Stände- [Spaltenumbruch]
führen, oder dem wohlmeinenden Rathe, ſich aller Hannover, den 9 Juni. Jn der Sitzung der zweiten Kammer der Stände- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="jPoliticalNews"> <div type="jArticle"> <p><pb facs="#f0005" n="[5]"/><cb/> führen, oder dem wohlmeinenden Rathe, ſich aller<lb/> Einmiſchung, directer oder indirecter, zu enthalten,<lb/> Gehör geben will. Jn letzterm Falle würde das<lb/> gute Verhältniß, das zwiſchen den Cabinetten bis-<lb/> her beſteht, nicht getrübt werden, und Europa das<lb/> Glück des Friedens, wodurch die Civiliſation allein<lb/> befördert werden kann, fortdauernd genießen. Die<lb/> Militär-Commiſſion arbeitet unausgeſetzt an der<lb/> Organiſation des deutſchen Bundesheeres, das nach<lb/> den neu entworfenen Planen nicht nur an Kraft,<lb/> ſondern auch an Beweglichkeit gewinnen dürfte.<lb/> Sobald die Ausarbeitungen vollendet und genehmigt<lb/> ſeyn werden, wird die Ausführung unverzüglich<lb/> folgen. <hi rendition="#fr">(A. Z.)</hi></p> </div><lb/> <div type="jArticle"> <dateline> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Hannover,</hi> den 9 Juni.</hi> </dateline><lb/> <p>Jn der Sitzung der zweiten Kammer der Stände-<lb/> Verſammlung am 6 d. wurde über die Antworts-Ad-<lb/> dreſſe auf die Thronrede debattirt. Nachdem der Ab-<lb/> geordnete, Dr. <hi rendition="#fr">Chriſtiani,</hi> dieſe Letztere Punkt für<lb/> Punkt durchgegangen war und mehrere Bemerkun-<lb/> gen daran geknüpft hatte, damit ſolche der demnächſt<lb/> zu erwählenden Commiſſion als Anhaltspunkte bei<lb/> Entwerfung der Addreſſe dienen möchten, ſprach er<lb/> die Anſicht aus, daß der ſo lange erſehnten vollende-<lb/> ten Ausbildung des deutſchen Bundes in derſelben<lb/> Erwähnung geſchehen müſſe, eines Bundes, von dem<lb/> bis jetzt den Völkern ſo wenig Troſt und Hoffnung<lb/> zugefloſſen ſey. Er wolle ſich nicht weiter darüber<lb/> verbreiten, aber der unerfüllten Verheißungen der<lb/> Art. 13 und 19 der Bundes-Acte müſſe gedacht wer-<lb/> den; dieſen Wunſch theile gewiß jeder Deutſche.<lb/> Dr. <hi rendition="#fr">Lüntzel:</hi> Die Addreſſe auf die Thronrede ſey<lb/> von der höchſten Wichtigkeit. Es müſſe vor Allem<lb/> in derſelben Erwähnung geſchehen der Verhältniſſe<lb/> zu unſerm theuren allgemeinen Vaterlande, die ſo<lb/> zerrüttet ſeyen und ſo ſehr der Verbeſſerung bedür-<lb/> fen, daß ohne ſie kein Heil zu erwarten. Fehlen<lb/> dem über Deutſchland herrſchenden Bunde nicht noch<lb/> immer organiſche Einrichtungen, welche Gerechtig-<lb/> keit ſichern durch ein Bundesgericht? Den Kum-<lb/> mer darüber müſſen wir als ächte Deutſche aus-<lb/> drücken; darauf hindeuten, daß er gehoben werden<lb/> müſſe. Das Vaterland bedürfe, wenn auch nicht<lb/> hochgeborner, doch hocherleuchteter Diplomaten:<lb/> durch ſie ſey dahin zu wirken, daß die Bundesver-<lb/> hältniſſe beſſer werden, damit es wahr werde, was<lb/> die Thronrede beſage, damit Deutſchland wieder auf<lb/> die Stufe gelange, bei deren Andenken das Herz<lb/> ſich hebe. Die inneren Angelegenheiten bedürften<lb/> einer großen weſentlichen Verbeſſerung. — Die Ge-<lb/> rechtigkeitspflege bedürfe der Ausbildung; ſie ſey<lb/> das Palladium der bürgerlichen Freiheit: eine An-<lb/> deutung darüber ſey in der Addreſſe nothwendig. —<lb/> Die Einrichtung der Kammern ſolle dem Lande<lb/> ſichern, daß ſeine Stimme laut werden könne; die<lb/> Beſchaffenheit dieſer Einrichtung laſſe ſo viele Be-<lb/> trachtungen zu, daß die größte Staatsweisheit daran<lb/> ſcheitern könne. Wie ſchwierig ſie aber auch ſey, ſo<lb/> ſey doch auf Verſchmelzung der Jntereſſen das Ab-<lb/> ſehen gerichtet, und das ſey vortrefflich. Die erſte<lb/> Kammer ſey zur Zeit eine reine Adelskammer, und<lb/> ihre Umgeſtaltung nothwendig. Eine verbeſſerte<lb/> Einrichtung thue Noth, davon ſey er lebendig durch-<lb/> drungen. — Die Finanzen ſeyen leider in einem<lb/> nicht blühenden Zuſtande; aber ſie können es auch<lb/> nicht wohl ſeyn nach den großen Weltbegebenheiten<lb/> und den von der Vorſehung zugeſchickten Drangſa-<lb/> len und Unglücksfällen. Darum möge man abſehen<lb/><cb/> von der Vergangenheit und nur an Verbeſſerung<lb/> denken; denn die Landesnoth ſey groß, unbeſchreib-<lb/> lich groß, größer, als man es in der Reſidenz glaube;<lb/> die unglücklichſten Verhältniſſe zerſchmetterten Han-<lb/> del und die Gewerbe, ſo daß ſie dem Abgrunde<lb/> nahe ſeyen. — Vertrauen werde gewünſcht; das wol-<lb/> len wir dem Könige und der Regierung weihen; er<lb/> wenigſtens wolle dieß thun, wenn auch die Verhält-<lb/> niſſe nicht immer ſo wären, daß man es hegen könnte.<lb/> Ohne dieſes Vertrauen wanke Alles. Aber die Re-<lb/> gierung müſſe ihm mit Kraft entgegen kommen,<lb/> und durch ihre Maaßnahmen offen zeigen, daß ſie<lb/> dieſes Vertrauen für die Hauptſtütze des Staats<lb/> halte. — Demnach wünſche er in der Addreſſe er-<lb/> wähnt zu ſehen, der Landesnoth; wir ſtünden an<lb/> einem bodenloſen Abgrunde, der, wenn er nicht ge-<lb/> ſchloſſen werde, ins Verderben führe, den Hungri-<lb/> gen nichts bleibe, als Verzweiflung. Jn der Thron-<lb/> rede werde von Erſparungen geſprochen, daran könne<lb/> eine Schilderung der Landesnoth in wenigen großen<lb/> Zügen geknüpft werden. 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Durch Vernichtung der Feudal-Einrichtungen<lb/> müſſe zum Erwerbe kleinern Grundbeſitzes Gelegen-<lb/> heit gegeben werden, wenn man nicht wolle, daß die<lb/> Auswanderungen zunehmen, daß der Blick der Trauer,<lb/> den wir den unglücklichen Auswanderern nachwer-<lb/> fen in eine andere Hemiſphäre, noch trüber werde.<lb/> Das Lehnweſen habe aufgehört zu beſtehen, denn es<lb/> paſſe nicht mehr in unſere Zeit. Die Verhältniſſe,<lb/> die Menſchen ſeyen anders geworden; was einmal<lb/> todt ſey, könne nicht wieder lebendig werden. Die<lb/> geiſtigen Kräfte müſſen nach oben kommen und das<lb/> Land beleuchten mit dem Trefflichſten und Auserkoh-<lb/> renſten, was es gebe. — Hr. Kaufmann <hi rendition="#fr">Breuſing:</hi> Er<lb/> trete der Anſicht bei, daß die Nothwendigkeit einer<lb/> weitern Ausbildung des deutſchen Bundes in die<lb/> Erwiederung auf die Thronrede aufzunehmen ſey.<lb/> Denn bei einer Erwähnung der Rechte des Bundes<lb/> ſey es auch zuläſſig, ſeiner Pflichten, namentlich in<lb/> Beziehung auf die Art. 13, 18 und 19 der Bundes-<lb/> Acte zu erwähnen. Jn wenigen Tagen ſeyen 17<lb/> Jahre verſtrichen, wo man mit jedem Jahre eine Er-<lb/> füllung der dadurch geleiſteten Verſprechungen ver-<lb/> gebens erwartet habe. Der Nährſtand finde ſich<lb/> allenthalben eingeengt durch Zöllner und Zoll-Linien,<lb/> und es ſey ſchon dahin gekommen, daß dieſer Zu-<lb/> ſtand hie und da nicht als ein Uebel, ſondern als<lb/> eine Nothwendigkeit betrachtet werde. Dem Staats-<lb/> manne liege die Wahrnehmung ſolcher Nachtheile<lb/> vielleicht zu fern, deſto mehr ſey der Deputirte ver-<lb/> pflichtet, ſie zur Kenntniß zu bringen. Unerklärlich<lb/> ſcheine es, wie die Befugniß, ein Verhältniß dieſer<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[5]/0005]
führen, oder dem wohlmeinenden Rathe, ſich aller
Einmiſchung, directer oder indirecter, zu enthalten,
Gehör geben will. Jn letzterm Falle würde das
gute Verhältniß, das zwiſchen den Cabinetten bis-
her beſteht, nicht getrübt werden, und Europa das
Glück des Friedens, wodurch die Civiliſation allein
befördert werden kann, fortdauernd genießen. Die
Militär-Commiſſion arbeitet unausgeſetzt an der
Organiſation des deutſchen Bundesheeres, das nach
den neu entworfenen Planen nicht nur an Kraft,
ſondern auch an Beweglichkeit gewinnen dürfte.
Sobald die Ausarbeitungen vollendet und genehmigt
ſeyn werden, wird die Ausführung unverzüglich
folgen. (A. Z.)
Hannover, den 9 Juni.
Jn der Sitzung der zweiten Kammer der Stände-
Verſammlung am 6 d. wurde über die Antworts-Ad-
dreſſe auf die Thronrede debattirt. Nachdem der Ab-
geordnete, Dr. Chriſtiani, dieſe Letztere Punkt für
Punkt durchgegangen war und mehrere Bemerkun-
gen daran geknüpft hatte, damit ſolche der demnächſt
zu erwählenden Commiſſion als Anhaltspunkte bei
Entwerfung der Addreſſe dienen möchten, ſprach er
die Anſicht aus, daß der ſo lange erſehnten vollende-
ten Ausbildung des deutſchen Bundes in derſelben
Erwähnung geſchehen müſſe, eines Bundes, von dem
bis jetzt den Völkern ſo wenig Troſt und Hoffnung
zugefloſſen ſey. Er wolle ſich nicht weiter darüber
verbreiten, aber der unerfüllten Verheißungen der
Art. 13 und 19 der Bundes-Acte müſſe gedacht wer-
den; dieſen Wunſch theile gewiß jeder Deutſche.
Dr. Lüntzel: Die Addreſſe auf die Thronrede ſey
von der höchſten Wichtigkeit. Es müſſe vor Allem
in derſelben Erwähnung geſchehen der Verhältniſſe
zu unſerm theuren allgemeinen Vaterlande, die ſo
zerrüttet ſeyen und ſo ſehr der Verbeſſerung bedür-
fen, daß ohne ſie kein Heil zu erwarten. Fehlen
dem über Deutſchland herrſchenden Bunde nicht noch
immer organiſche Einrichtungen, welche Gerechtig-
keit ſichern durch ein Bundesgericht? Den Kum-
mer darüber müſſen wir als ächte Deutſche aus-
drücken; darauf hindeuten, daß er gehoben werden
müſſe. Das Vaterland bedürfe, wenn auch nicht
hochgeborner, doch hocherleuchteter Diplomaten:
durch ſie ſey dahin zu wirken, daß die Bundesver-
hältniſſe beſſer werden, damit es wahr werde, was
die Thronrede beſage, damit Deutſchland wieder auf
die Stufe gelange, bei deren Andenken das Herz
ſich hebe. Die inneren Angelegenheiten bedürften
einer großen weſentlichen Verbeſſerung. — Die Ge-
rechtigkeitspflege bedürfe der Ausbildung; ſie ſey
das Palladium der bürgerlichen Freiheit: eine An-
deutung darüber ſey in der Addreſſe nothwendig. —
Die Einrichtung der Kammern ſolle dem Lande
ſichern, daß ſeine Stimme laut werden könne; die
Beſchaffenheit dieſer Einrichtung laſſe ſo viele Be-
trachtungen zu, daß die größte Staatsweisheit daran
ſcheitern könne. Wie ſchwierig ſie aber auch ſey, ſo
ſey doch auf Verſchmelzung der Jntereſſen das Ab-
ſehen gerichtet, und das ſey vortrefflich. Die erſte
Kammer ſey zur Zeit eine reine Adelskammer, und
ihre Umgeſtaltung nothwendig. Eine verbeſſerte
Einrichtung thue Noth, davon ſey er lebendig durch-
drungen. — Die Finanzen ſeyen leider in einem
nicht blühenden Zuſtande; aber ſie können es auch
nicht wohl ſeyn nach den großen Weltbegebenheiten
und den von der Vorſehung zugeſchickten Drangſa-
len und Unglücksfällen. Darum möge man abſehen
von der Vergangenheit und nur an Verbeſſerung
denken; denn die Landesnoth ſey groß, unbeſchreib-
lich groß, größer, als man es in der Reſidenz glaube;
die unglücklichſten Verhältniſſe zerſchmetterten Han-
del und die Gewerbe, ſo daß ſie dem Abgrunde
nahe ſeyen. — Vertrauen werde gewünſcht; das wol-
len wir dem Könige und der Regierung weihen; er
wenigſtens wolle dieß thun, wenn auch die Verhält-
niſſe nicht immer ſo wären, daß man es hegen könnte.
Ohne dieſes Vertrauen wanke Alles. Aber die Re-
gierung müſſe ihm mit Kraft entgegen kommen,
und durch ihre Maaßnahmen offen zeigen, daß ſie
dieſes Vertrauen für die Hauptſtütze des Staats
halte. — Demnach wünſche er in der Addreſſe er-
wähnt zu ſehen, der Landesnoth; wir ſtünden an
einem bodenloſen Abgrunde, der, wenn er nicht ge-
ſchloſſen werde, ins Verderben führe, den Hungri-
gen nichts bleibe, als Verzweiflung. Jn der Thron-
rede werde von Erſparungen geſprochen, daran könne
eine Schilderung der Landesnoth in wenigen großen
Zügen geknüpft werden. Der Gerechtigkeitspflege,
eines Palladiums, beſſer als alle Bajonette, der
Adminiſtrationszweige, Cultus und Erziehung, Stütz-
punkte, die den Staat auf unerſchütterlichen Baſen
begründen, könne mit wenigen Worten erwähnt
werden, in einer Zeit, wo Alles neu ſich geſtalte:
Oeffentlichkeit, die er erwartet habe, die er aber lei-
der vermiſſe, die Gallerieen ſeyen noch immer leer.
Gleichwohl bedürfe die Regierung der Stütze, welche
die öffentliche Meinung ihr verleihen ſolle, eben ſo
ſehr, als die Stände-Verſammlung; darum möge ſie
die Thüren öffnen! Preßfreiheit, die Allen am
Herzen liege: könnte in der Addreſſe ein Streif-
licht über dieſen Punkt geworfen werden, ſo würde
er es dankbar anerkennen. Ablöſung: mit Sehn-
ſucht ſehe er dem Augenblicke entgegen, in dem es
heißen werde; der Feudal-Nexus hat aufgehört zu
ſeyn! Durch Vernichtung der Feudal-Einrichtungen
müſſe zum Erwerbe kleinern Grundbeſitzes Gelegen-
heit gegeben werden, wenn man nicht wolle, daß die
Auswanderungen zunehmen, daß der Blick der Trauer,
den wir den unglücklichen Auswanderern nachwer-
fen in eine andere Hemiſphäre, noch trüber werde.
Das Lehnweſen habe aufgehört zu beſtehen, denn es
paſſe nicht mehr in unſere Zeit. Die Verhältniſſe,
die Menſchen ſeyen anders geworden; was einmal
todt ſey, könne nicht wieder lebendig werden. Die
geiſtigen Kräfte müſſen nach oben kommen und das
Land beleuchten mit dem Trefflichſten und Auserkoh-
renſten, was es gebe. — Hr. Kaufmann Breuſing: Er
trete der Anſicht bei, daß die Nothwendigkeit einer
weitern Ausbildung des deutſchen Bundes in die
Erwiederung auf die Thronrede aufzunehmen ſey.
Denn bei einer Erwähnung der Rechte des Bundes
ſey es auch zuläſſig, ſeiner Pflichten, namentlich in
Beziehung auf die Art. 13, 18 und 19 der Bundes-
Acte zu erwähnen. Jn wenigen Tagen ſeyen 17
Jahre verſtrichen, wo man mit jedem Jahre eine Er-
füllung der dadurch geleiſteten Verſprechungen ver-
gebens erwartet habe. Der Nährſtand finde ſich
allenthalben eingeengt durch Zöllner und Zoll-Linien,
und es ſey ſchon dahin gekommen, daß dieſer Zu-
ſtand hie und da nicht als ein Uebel, ſondern als
eine Nothwendigkeit betrachtet werde. Dem Staats-
manne liege die Wahrnehmung ſolcher Nachtheile
vielleicht zu fern, deſto mehr ſey der Deputirte ver-
pflichtet, ſie zur Kenntniß zu bringen. Unerklärlich
ſcheine es, wie die Befugniß, ein Verhältniß dieſer
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