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Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889.

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Auguste. Joa wull doch?!
Liese. Gih nei! freu' die Kutscha-Franzen, se
milkt er an Truppen Milch ei.
Beibst (hängt seine Sense an der Wand auf). Na! doa lußt
ok de Spillern nee ernt derzune kumma.
Auguste. Oh jechtich! nee ok nee! bei Leibe nich!
Liese. A su a oarm Weib miit achta.
Auguste. Acht kleene Bälge! -- die wull'n laba.
Liese. Nee amool an Truppen Milch thun s' er
ginn'n...meschant iis doas.
Auguste. Wu milkt se denn?
Liese. Ganz derhinga, de neumalke Fenus!
Beibst (stopft seine Pfeife; den Tabaksbeutel mit den Zähnen fest-
haltend, nuschelt er).
De Marie wär weg?
Liese. Ju, ju, 's iis ser gewiß! -- der Pfaar-
knecht hot gle bein er geschloofa.
Beibst (den Tabaksbeutel in die Tasche steckend). Amool wiil
Jedes! -- au' de Frau. (Er zündet sich die Pfeife an, darauf durch
den Haupteingang ab. Im Abgehen:)
Ich gih a wing frihsticka!
Die Kutschenfrau (den Topf voll Milch vorsichtig unter der
Schürze, guckt aus der Stallthür heraus).
Sitt ma Jemanda?
Liese. Koanst kumma, Kutschen, ma sitt ken'n.
Kumm! kumm schnell!
Kutschenfrau (im Vorübergehen zu den Mägden). Ok fersch
Pappekindla!
Liese (ihr nachrufend). Schnell! 's kimmt Jemand.
(Kutschenfrau zwischen Wohnhaus und Stallung ab.)
Auguste. Blußig ok inse Frele.
(Die Mägde räumen nun weiter die Schubkarren ab und schieben sie,
wenn sie leer sind unter den Thorweg, hierauf Beide ab in den Kuhstall.)

(Loth und Helene kommen zum Thorweg herein.)

Loth. Widerlicher Mensch! dieser Kahl, -- frecher
Spion!
Helene. In der Laube vorn, glaub ich... (Sie
gehen durch das Pförtchen in das Gartenstückchen links vorn und in die Laube
daselbst.)
Es ist mein Lieblingsplatz. -- Hier bin ich noch
am ungestörtesten, wenn ich mal was lesen will.
Loth. Ein hübscher Platz hier. -- Wirklich!
Auguſte. Joa wull doch?!
Lieſe. Gih nei! freu' die Kutſcha-Franzen, ſe
milkt er an Truppen Milch ei.
Beibſt (hängt ſeine Senſe an der Wand auf). Na! doa lußt
ok de Spillern nee ernt derzune kumma.
Auguſte. Oh jechtich! nee ok nee! bei Leibe nich!
Lieſe. A ſu a oarm Weib miit achta.
Auguſte. Acht kleene Bälge! — die wull'n laba.
Lieſe. Nee amool an Truppen Milch thun ſ' er
ginn'n...meſchant iis doas.
Auguſte. Wu milkt ſe denn?
Lieſe. Ganz derhinga, de neumalke Fenus!
Beibſt (ſtopft ſeine Pfeife; den Tabaksbeutel mit den Zähnen feſt-
haltend, nuſchelt er).
De Marie wär weg?
Lieſe. Ju, ju, 's iis ſer gewiß! — der Pfaar-
knecht hot gle bein er geſchloofa.
Beibſt (den Tabaksbeutel in die Taſche ſteckend). Amool wiil
Jedes! — au' de Frau. (Er zündet ſich die Pfeife an, darauf durch
den Haupteingang ab. Im Abgehen:)
Ich gih a wing frihſticka!
Die Kutſchenfrau (den Topf voll Milch vorſichtig unter der
Schürze, guckt aus der Stallthür heraus).
Sitt ma Jemanda?
Lieſe. Koanſt kumma, Kutſchen, ma ſitt ken'n.
Kumm! kumm ſchnell!
Kutſchenfrau (im Vorübergehen zu den Mägden). Ok ferſch
Pappekindla!
Lieſe (ihr nachrufend). Schnell! 's kimmt Jemand.
(Kutſchenfrau zwiſchen Wohnhaus und Stallung ab.)
Auguſte. Blußig ok inſe Frele.
(Die Mägde räumen nun weiter die Schubkarren ab und ſchieben ſie,
wenn ſie leer ſind unter den Thorweg, hierauf Beide ab in den Kuhſtall.)

(Loth und Helene kommen zum Thorweg herein.)

Loth. Widerlicher Menſch! dieſer Kahl, — frecher
Spion!
Helene. In der Laube vorn, glaub ich... (Sie
gehen durch das Pförtchen in das Gartenſtückchen links vorn und in die Laube
daſelbſt.)
Es iſt mein Lieblingsplatz. — Hier bin ich noch
am ungeſtörteſten, wenn ich mal was leſen will.
Loth. Ein hübſcher Platz hier. — Wirklich!
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[77/0083] Auguſte. Joa wull doch?! Lieſe. Gih nei! freu' die Kutſcha-Franzen, ſe milkt er an Truppen Milch ei. Beibſt (hängt ſeine Senſe an der Wand auf). Na! doa lußt ok de Spillern nee ernt derzune kumma. Auguſte. Oh jechtich! nee ok nee! bei Leibe nich! Lieſe. A ſu a oarm Weib miit achta. Auguſte. Acht kleene Bälge! — die wull'n laba. Lieſe. Nee amool an Truppen Milch thun ſ' er ginn'n...meſchant iis doas. Auguſte. Wu milkt ſe denn? Lieſe. Ganz derhinga, de neumalke Fenus! Beibſt (ſtopft ſeine Pfeife; den Tabaksbeutel mit den Zähnen feſt- haltend, nuſchelt er). De Marie wär weg? Lieſe. Ju, ju, 's iis ſer gewiß! — der Pfaar- knecht hot gle bein er geſchloofa. Beibſt (den Tabaksbeutel in die Taſche ſteckend). Amool wiil Jedes! — au' de Frau. (Er zündet ſich die Pfeife an, darauf durch den Haupteingang ab. Im Abgehen:) Ich gih a wing frihſticka! Die Kutſchenfrau (den Topf voll Milch vorſichtig unter der Schürze, guckt aus der Stallthür heraus). Sitt ma Jemanda? Lieſe. Koanſt kumma, Kutſchen, ma ſitt ken'n. Kumm! kumm ſchnell! Kutſchenfrau (im Vorübergehen zu den Mägden). Ok ferſch Pappekindla! Lieſe (ihr nachrufend). Schnell! 's kimmt Jemand. (Kutſchenfrau zwiſchen Wohnhaus und Stallung ab.) Auguſte. Blußig ok inſe Frele. (Die Mägde räumen nun weiter die Schubkarren ab und ſchieben ſie, wenn ſie leer ſind unter den Thorweg, hierauf Beide ab in den Kuhſtall.) (Loth und Helene kommen zum Thorweg herein.) Loth. Widerlicher Menſch! dieſer Kahl, — frecher Spion! Helene. In der Laube vorn, glaub ich...(Sie gehen durch das Pförtchen in das Gartenſtückchen links vorn und in die Laube daſelbſt.) Es iſt mein Lieblingsplatz. — Hier bin ich noch am ungeſtörteſten, wenn ich mal was leſen will. Loth. Ein hübſcher Platz hier. — Wirklich!

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_sonnenaufgang_1889/83>, abgerufen am 01.05.2024.