Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889.
die ich gemacht habe, ganz ungeschmälert auf meine Nachkommen zu bringen. Frau Krause. Du! -- Schwiegersuhn! -- inse Bargleute saufen woarhaftig zu viel: Doas muuß woar sein. Kahl. Die saufen wie d' Schweine. Helene. Ach! so etwas vererbt sich? Loth. Es giebt Familien die daran zu Grunde gehen, Trinkerfamilien. Kahl (halb zu Frau Krause, halb zu Helene). Euer Aaler, dar treibt's au a wing zu tull. Helene (weiß wie ein Tuch im Gesicht, heftig). Ach, schwatzen Sie keinen Unsinn!!! Frau Krause. Ne, do hier Enner a su ein patziges Froovulk oa; a su ne Prinzessen. Hängst de wieder a mol de Gnädige raus, wie? -- A su fährt se a Zukinftigen oa. (Zu Loth, auf Kahl deutend.) 's is nämlich d'r Zukinftige, missen Se nahmen, Herr Ducter, 's is Alles eim Renen. Helene (aufspringend). Hör auf! oder...hör auf, Mutter! oder... Frau Krause. Do hiert doch aber werklich.... na, do sprecha Se, Herr Ducter, iis das wull Bildung, hä? Weeß Gott, ich hal' se wie mei egnes Kind, aber die treibt's reen zu tull. Hoffmann (beschwichtigend). Ach, Mama! thu' mir doch den Gefallen.... Frau Krause. Neee!! groade -- iich sah doas nich ein -- a su ane Goans wie die iis....do hiert olle Gerechtigkeet uff....su ane Titte! Hoffmann. Mama, ich muß Dich aber wirklich doch jetzt bitten, Dich.... Frau Krause (immer wüthender). Stats doaß doas Froovulk ei der Wertschoft woas oagreft...bewoare ne! Doa zeucht se an Flunsch biis hinger beede Leffel. -- Oaber da Schillerich, oaber a Gethemoan, a sune tumme Scheißkarle, die de nischt kinn'n als lieja: vu dan'n
die ich gemacht habe, ganz ungeſchmälert auf meine Nachkommen zu bringen. Frau Krauſe. Du! — Schwiegerſuhn! — inſe Bargleute ſaufen woarhaftig zu viel: Doas muuß woar ſein. Kahl. Die ſaufen wie d' Schweine. Helene. Ach! ſo etwas vererbt ſich? Loth. Es giebt Familien die daran zu Grunde gehen, Trinkerfamilien. Kahl (halb zu Frau Krauſe, halb zu Helene). Euer Aaler, dar treibt's au a wing zu tull. Helene (weiß wie ein Tuch im Geſicht, heftig). Ach, ſchwatzen Sie keinen Unſinn!!! Frau Krauſe. Ne, do hier Enner a ſu ein patziges Froovulk oa; a ſu ne Prinzeſſen. Hängſt de wieder a mol de Gnädige raus, wie? — A ſu fährt ſe a Zukinftigen oa. (Zu Loth, auf Kahl deutend.) 's is nämlich d'r Zukinftige, miſſen Se nahmen, Herr Ducter, 's is Alles eim Renen. Helene (aufſpringend). Hör auf! oder...hör auf, Mutter! oder... Frau Krauſe. Do hiert doch aber werklich.... na, do ſprecha Se, Herr Ducter, iis das wull Bildung, hä? Weeß Gott, ich hal' ſe wie mei egnes Kind, aber die treibt's reen zu tull. Hoffmann (beſchwichtigend). Ach, Mama! thu' mir doch den Gefallen.... Frau Krauſe. Neee!! groade — iich ſah doas nich ein — a ſu ane Goans wie die iis....do hiert olle Gerechtigkeet uff....ſu ane Titte! Hoffmann. Mama, ich muß Dich aber wirklich doch jetzt bitten, Dich.... Frau Krauſe (immer wüthender). Stats doaß doas Froovulk ei der Wertſchoft woas oagreft...bewoare ne! Doa zeucht ſe an Flunſch biis hinger beede Leffel. — Oaber da Schillerich, oaber a Gethemoan, a ſune tumme Scheißkarle, die de niſcht kinn'n als lieja: vu dan'n <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#LOT"> <p><pb facs="#f0038" n="32"/><hi rendition="#g">die ich gemacht habe</hi>, <hi rendition="#g">ganz ungeſchmälert auf<lb/> meine Nachkommen zu bringen</hi>.</p> </sp><lb/> <sp who="#FKR"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Krauſe</hi>.</speaker> <p>Du! — Schwiegerſuhn! — inſe<lb/> Bargleute ſaufen woarhaftig zu viel: Doas muuß<lb/> woar ſein.</p> </sp><lb/> <sp who="#KAH"> <speaker><hi rendition="#g">Kahl</hi>.</speaker> <p>Die ſaufen wie d' Schweine.</p> </sp><lb/> <sp who="#HEL"> <speaker><hi rendition="#g">Helene</hi>.</speaker> <p>Ach! ſo etwas vererbt ſich?</p> </sp><lb/> <sp who="#LOT"> <speaker><hi rendition="#g">Loth</hi>.</speaker> <p>Es giebt Familien die daran zu Grunde<lb/> gehen, Trinkerfamilien.</p> </sp><lb/> <sp who="#KAH"> <speaker> <hi rendition="#g">Kahl</hi> </speaker> <p><stage>(halb zu Frau Krauſe, halb zu Helene).</stage> Euer Aaler, dar<lb/> treibt's au a wing zu tull.</p> </sp><lb/> <sp who="#HEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Helene</hi> </speaker> <p><stage>(weiß wie ein Tuch im Geſicht, heftig).</stage> Ach,<lb/> ſchwatzen Sie keinen Unſinn!!!</p> </sp><lb/> <sp who="#FKR"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Krauſe</hi>.</speaker> <p>Ne, do hier Enner a ſu ein<lb/> patziges Froovulk oa; a ſu ne Prinzeſſen. Hängſt de<lb/> wieder a mol de Gnädige raus, wie? — A ſu fährt<lb/> ſe a Zukinftigen oa. <stage>(Zu Loth, auf Kahl deutend.)</stage> 's is nämlich<lb/> d'r Zukinftige, miſſen Se nahmen, Herr Ducter, 's is<lb/> Alles eim Renen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Helene</hi> </speaker> <p><stage>(aufſpringend).</stage> Hör auf! oder...<hi rendition="#g">hör auf</hi>,<lb/> Mutter! oder...</p> </sp><lb/> <sp who="#FKR"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Krauſe</hi>.</speaker> <p>Do hiert doch aber werklich....<lb/> na, do ſprecha Se, Herr Ducter, iis das wull Bildung,<lb/> hä? Weeß Gott, ich hal' ſe wie mei egnes Kind, aber<lb/> die treibt's reen zu tull.</p> </sp><lb/> <sp who="#HOF"> <speaker> <hi rendition="#g">Hoffmann</hi> </speaker> <p><stage>(beſchwichtigend).</stage> Ach, Mama! thu' mir<lb/> doch den Gefallen....</p> </sp><lb/> <sp who="#FKR"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Krauſe</hi>.</speaker> <p>Neee!! <hi rendition="#g">groade</hi> — iich ſah doas<lb/> nich ein — a ſu ane Goans wie die iis....do hiert<lb/> olle Gerechtigkeet uff....ſu ane Titte!</p> </sp><lb/> <sp who="#HOF"> <speaker><hi rendition="#g">Hoffmann</hi>.</speaker> <p>Mama, ich muß Dich aber wirklich<lb/> doch jetzt bitten, Dich....</p> </sp><lb/> <sp who="#FKR"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Krauſe</hi> </speaker> <p><stage>(immer wüthender).</stage> Stats doaß doas<lb/> Froovulk ei der Wertſchoft woas oagreft...bewoare<lb/> ne! Doa zeucht ſe an Flunſch biis hinger beede Leffel. —<lb/> Oaber da Schillerich, oaber a Gethemoan, a ſune tumme<lb/> Scheißkarle, die de niſcht kinn'n als lieja: vu dan'n<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [32/0038]
die ich gemacht habe, ganz ungeſchmälert auf
meine Nachkommen zu bringen.
Frau Krauſe. Du! — Schwiegerſuhn! — inſe
Bargleute ſaufen woarhaftig zu viel: Doas muuß
woar ſein.
Kahl. Die ſaufen wie d' Schweine.
Helene. Ach! ſo etwas vererbt ſich?
Loth. Es giebt Familien die daran zu Grunde
gehen, Trinkerfamilien.
Kahl (halb zu Frau Krauſe, halb zu Helene). Euer Aaler, dar
treibt's au a wing zu tull.
Helene (weiß wie ein Tuch im Geſicht, heftig). Ach,
ſchwatzen Sie keinen Unſinn!!!
Frau Krauſe. Ne, do hier Enner a ſu ein
patziges Froovulk oa; a ſu ne Prinzeſſen. Hängſt de
wieder a mol de Gnädige raus, wie? — A ſu fährt
ſe a Zukinftigen oa. (Zu Loth, auf Kahl deutend.) 's is nämlich
d'r Zukinftige, miſſen Se nahmen, Herr Ducter, 's is
Alles eim Renen.
Helene (aufſpringend). Hör auf! oder...hör auf,
Mutter! oder...
Frau Krauſe. Do hiert doch aber werklich....
na, do ſprecha Se, Herr Ducter, iis das wull Bildung,
hä? Weeß Gott, ich hal' ſe wie mei egnes Kind, aber
die treibt's reen zu tull.
Hoffmann (beſchwichtigend). Ach, Mama! thu' mir
doch den Gefallen....
Frau Krauſe. Neee!! groade — iich ſah doas
nich ein — a ſu ane Goans wie die iis....do hiert
olle Gerechtigkeet uff....ſu ane Titte!
Hoffmann. Mama, ich muß Dich aber wirklich
doch jetzt bitten, Dich....
Frau Krauſe (immer wüthender). Stats doaß doas
Froovulk ei der Wertſchoft woas oagreft...bewoare
ne! Doa zeucht ſe an Flunſch biis hinger beede Leffel. —
Oaber da Schillerich, oaber a Gethemoan, a ſune tumme
Scheißkarle, die de niſcht kinn'n als lieja: vu dan'n
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |