Hauptmann, Gerhart: Vor Sonnenaufgang. Berlin, 1889.
läßt se sich a Kupp verdrehn. Urnar zum Kränke krieja iis doas (schweigt bebend vor Wuth). ....... .................. Hoffmann (begütigend). Nun -- sie wird ja nun wieder...es war ja vielleicht -- nicht ganz Recht... es (giebt Helenen, die in Erregung abseits getreten ist, einen Wink, auf den hin sich das Mädchen, die Thränen gewaltsam zurückhaltend, wieder auf seinen Platz begiebt.) Hoffmann (das nunmehr eingetretene peinliche Schweigen unter- brechend, zu Loth): Ja...von was sprachen wir doch?... Richtig! -- vom biederen Alkohol. (Er hebt sein Glas.) Nun, Mama: Frieden! -- Komm, stoßen wir an, -- seien wir friedlich, -- machen wir dem Alkohol Ehre, indem wir fried- lich sind. (Frau Krause, wenn auch etwas widerwillig, stößt doch mit ihm an. Hoffmann, zu Helene gewendet.) Was, Helene?! -- Dein Glas ist leer?...Ei der Tausend, Loth! Du hast Schule gemacht. Helene. Ach...nein...ich... Frau Spiller. Mein gnädiges Fräulein, so etwas läßt tief.... Hoffmann. Aber Du warst doch sonst keine von den Zimperlichen. Helene (batzig). Ich hab eben heut keine Neigung zum Trinken, einfach! Hoffmann. Bitte, bitte, bitte seeehr um Ver- zeihung................ Ja, von was sprachen wir doch? Loth. Wir sprachen davon, daß es Trinker- familien gäbe. Hoffmann (auf's Neue betreten). Schon recht, schon recht, aber... (Man bemerkt zunehmenden Aerger in dem Benehmen der Frau Krause, während Herr Kahl sichtlich Mühe hat, das Lachen über etwas, das ihn inner- lich furchtbar zu amüsiren scheint, zurückzuhalten. Helene beobachtet Kahl ihrer- seits mit brennenden Augen, und bereits mehrmals hat sie durch einen drohen- den Blick Kahl davon zurückgehalten, etwas auszusprechen, was ihm so zu sagen auf der Zunge liegt. Loth, ziemlich gleichmüthig, mit Schälen eines Apfels beschäftigt, bemerkt von alledem nichts.) Loth. Ihr scheint übrigens hier ziemlich damit gesegnet zu sein. 3
läßt ſe ſich a Kupp verdrehn. Urnar zum Kränke krieja iis doas (ſchweigt bebend vor Wuth). ....... .................. Hoffmann (begütigend). Nun — ſie wird ja nun wieder...es war ja vielleicht — nicht ganz Recht... es (giebt Helenen, die in Erregung abſeits getreten iſt, einen Wink, auf den hin ſich das Mädchen, die Thränen gewaltſam zurückhaltend, wieder auf ſeinen Platz begiebt.) Hoffmann (das nunmehr eingetretene peinliche Schweigen unter- brechend, zu Loth): Ja...von was ſprachen wir doch?... Richtig! — vom biederen Alkohol. (Er hebt ſein Glas.) Nun, Mama: Frieden! — Komm, ſtoßen wir an, — ſeien wir friedlich, — machen wir dem Alkohol Ehre, indem wir fried- lich ſind. (Frau Krauſe, wenn auch etwas widerwillig, ſtößt doch mit ihm an. Hoffmann, zu Helene gewendet.) Was, Helene?! — Dein Glas iſt leer?...Ei der Tauſend, Loth! Du haſt Schule gemacht. Helene. Ach...nein...ich... Frau Spiller. Mein gnädiges Fräulein, ſo etwas läßt tief.... Hoffmann. Aber Du warſt doch ſonſt keine von den Zimperlichen. Helene (batzig). Ich hab eben heut keine Neigung zum Trinken, einfach! Hoffmann. Bitte, bitte, bitte ſeeehr um Ver- zeihung................ Ja, von was ſprachen wir doch? Loth. Wir ſprachen davon, daß es Trinker- familien gäbe. Hoffmann (auf's Neue betreten). Schon recht, ſchon recht, aber... (Man bemerkt zunehmenden Aerger in dem Benehmen der Frau Krauſe, während Herr Kahl ſichtlich Mühe hat, das Lachen über etwas, das ihn inner- lich furchtbar zu amüſiren ſcheint, zurückzuhalten. Helene beobachtet Kahl ihrer- ſeits mit brennenden Augen, und bereits mehrmals hat ſie durch einen drohen- den Blick Kahl davon zurückgehalten, etwas auszuſprechen, was ihm ſo zu ſagen auf der Zunge liegt. Loth, ziemlich gleichmüthig, mit Schälen eines Apfels beſchäftigt, bemerkt von alledem nichts.) Loth. Ihr ſcheint übrigens hier ziemlich damit geſegnet zu ſein. 3
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Hoffmann (begütigend). Nun — ſie wird ja nun
wieder...es war ja vielleicht — nicht ganz Recht...
es (giebt Helenen, die in Erregung abſeits getreten iſt, einen Wink, auf den
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Platz begiebt.)
Hoffmann (das nunmehr eingetretene peinliche Schweigen unter-
brechend, zu Loth): Ja...von was ſprachen wir doch?...
Richtig! — vom biederen Alkohol. (Er hebt ſein Glas.) Nun,
Mama: Frieden! — Komm, ſtoßen wir an, — ſeien wir
friedlich, — machen wir dem Alkohol Ehre, indem wir fried-
lich ſind. (Frau Krauſe, wenn auch etwas widerwillig, ſtößt doch mit ihm
an. Hoffmann, zu Helene gewendet.) Was, Helene?! — Dein Glas
iſt leer?...Ei der Tauſend, Loth! Du haſt Schule
gemacht.
Helene. Ach...nein...ich...
Frau Spiller. Mein gnädiges Fräulein, ſo
etwas läßt tief....
Hoffmann. Aber Du warſt doch ſonſt keine von
den Zimperlichen.
Helene (batzig). Ich hab eben heut keine Neigung
zum Trinken, einfach!
Hoffmann. Bitte, bitte, bitte ſeeehr um Ver-
zeihung................
Ja, von was ſprachen wir doch?
Loth. Wir ſprachen davon, daß es Trinker-
familien gäbe.
Hoffmann (auf's Neue betreten). Schon recht, ſchon
recht, aber...
(Man bemerkt zunehmenden Aerger in dem Benehmen der Frau Krauſe,
während Herr Kahl ſichtlich Mühe hat, das Lachen über etwas, das ihn inner-
lich furchtbar zu amüſiren ſcheint, zurückzuhalten. Helene beobachtet Kahl ihrer-
ſeits mit brennenden Augen, und bereits mehrmals hat ſie durch einen drohen-
den Blick Kahl davon zurückgehalten, etwas auszuſprechen, was ihm ſo zu ſagen
auf der Zunge liegt. Loth, ziemlich gleichmüthig, mit Schälen eines Apfels
beſchäftigt, bemerkt von alledem nichts.)
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