Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899.
Damme. Wenn erst der Montag vorüber ist, dann wird sich ja alles wieder machen. Henschel. Se han wull a Montich de Ibergabe? Siebenhaar. Ja, hoffentlich sind wir bis Montag soweit. Einstweilen häuft sich die Arbeit so, mit Schreiben und Inventarium aufnehmen, ich komme kaum aus den Kleidern heraus. Hören Sie, gehen Sie schlafen, Henschel. Den Einen drückt's da, den Andern hier. Das Leben ist keine Spielerei, wir müssen alle seh'n, wie wir zurecht kommen. Und wenn Ihnen manches durch den Kopf geht: nehmen Sie sich's nicht so zu Herzen. Henschel. Han Se schien Dank, Herr Siebenhar, und nischt fer ungutt, mecht' ich gebata ha'n. Laba Se viel- mol gesund miet dr Frau. Siebenhaar. Wir sehen uns ja morgen noch wieder, Henschel. Zu danken haben Sie mir für gar nichts. Wir haben uns manchen Dienst gethan, solange wir Hausgenossen sind. Das hebt sich auf, da ist nichts zu sagen; wir waren Freunde und, denk ich, wir bleibens. Henschel thut stumm einige Schritt bis in die Nähe des Fensters, durch das er hinaus blickt. -- -- -- -- Das sein ebens asu Sacha dohie! De Zeita bleiba halt eemol ni stiehn. Daß Karlchen und hot ins nimmeh besicht -- . . . . . . Ma kan ju nischt san: Se muchte ju recht han. Nischt Gudes hätte dar Junge nischt lern' kinn. Frieher do sak das ju anderscher aus. Siebenhaar. Henschel, jetzt weiß ich nicht, was Sie meinen.
Damme. Wenn erſt der Montag vorüber iſt, dann wird ſich ja alles wieder machen. Henſchel. Se han wull a Montich de Ibergabe? Siebenhaar. Ja, hoffentlich ſind wir bis Montag ſoweit. Einſtweilen häuft ſich die Arbeit ſo, mit Schreiben und Inventarium aufnehmen, ich komme kaum aus den Kleidern heraus. Hören Sie, gehen Sie ſchlafen, Henſchel. Den Einen drückt’s da, den Andern hier. Das Leben iſt keine Spielerei, wir müſſen alle ſeh’n, wie wir zurecht kommen. Und wenn Ihnen manches durch den Kopf geht: nehmen Sie ſich’s nicht ſo zu Herzen. Henſchel. Han Se ſchien Dank, Herr Siebenhar, und niſcht fer ungutt, mecht’ ich gebata ha’n. Laba Se viel- mol geſund miet dr Frau. Siebenhaar. Wir ſehen uns ja morgen noch wieder, Henſchel. Zu danken haben Sie mir für gar nichts. Wir haben uns manchen Dienſt gethan, ſolange wir Hausgenoſſen ſind. Das hebt ſich auf, da iſt nichts zu ſagen; wir waren Freunde und, denk ich, wir bleibens. Henſchel thut ſtumm einige Schritt bis in die Nähe des Fenſters, durch das er hinaus blickt. — — — — Das ſein ebens aſu Sacha dohie! De Zeita bleiba halt eemol ni ſtiehn. Daß Karlchen und hot ins nimmeh beſicht — . . . . . . Ma kan ju niſcht ſan: Se muchte ju recht han. Niſcht Gudes hätte dar Junge niſcht lern’ kinn. Frieher do ſak das ju anderſcher aus. Siebenhaar. Henſchel, jetzt weiß ich nicht, was Sie meinen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#SIE"> <p><pb facs="#f0099" n="89"/> Damme. Wenn erſt der Montag vorüber iſt, dann wird ſich<lb/> ja alles wieder machen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HENSCHEL"> <speaker> <hi rendition="#b">Henſchel.</hi> </speaker> <p>Se h<hi rendition="#aq">a</hi>n wull a Montich de Iberg<hi rendition="#aq">a</hi>be?</p> </sp><lb/> <sp who="#SIE"> <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar.</hi> </speaker> <p>Ja, hoffentlich ſind wir bis Montag<lb/> ſoweit. Einſtweilen häuft ſich die Arbeit ſo, mit Schreiben<lb/> und Inventarium aufnehmen, ich komme kaum aus den<lb/> Kleidern heraus. Hören Sie, gehen Sie ſchlafen, Henſchel.<lb/> Den Einen drückt’s da, den Andern hier. Das Leben iſt<lb/> keine Spielerei, wir müſſen alle ſeh’n, wie wir zurecht kommen.<lb/> Und wenn Ihnen manches durch den Kopf geht: nehmen<lb/> Sie ſich’s nicht ſo zu Herzen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HENSCHEL"> <speaker> <hi rendition="#b">Henſchel.</hi> </speaker> <p>H<hi rendition="#aq">a</hi>n Se ſchien Dank, Herr Siebenh<hi rendition="#aq">a</hi>r, und<lb/> niſcht fer ungutt, mecht’ ich gebata h<hi rendition="#aq">a</hi>’n. Laba Se viel-<lb/> mol geſund miet dr Frau.</p> </sp><lb/> <sp who="#SIE"> <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar.</hi> </speaker> <p>Wir ſehen uns ja morgen noch wieder,<lb/> Henſchel. Zu danken haben Sie mir für gar nichts. Wir<lb/> haben uns manchen Dienſt gethan, ſolange wir Hausgenoſſen<lb/> ſind. Das hebt ſich auf, da iſt nichts zu ſagen; wir waren<lb/> Freunde und, denk ich, wir bleibens.</p> </sp><lb/> <sp who="#HENSCHEL"> <speaker> <hi rendition="#b">Henſchel</hi> </speaker> <stage>thut ſtumm einige Schritt bis in die Nähe des Fenſters, durch<lb/> das er hinaus blickt.</stage> <p>— — — — D<hi rendition="#aq">a</hi>s ſein ebens aſu Sacha<lb/> dohie! De Zeita bleiba halt eemol ni ſtiehn. D<hi rendition="#aq">a</hi>ß<lb/> K<hi rendition="#aq">a</hi>rlchen und hot ins nimmeh beſicht — . . . . . . Ma<lb/> k<hi rendition="#aq">a</hi>n ju niſcht ſ<hi rendition="#aq">a</hi>n: Se muchte ju recht h<hi rendition="#aq">a</hi>n. Niſcht Gudes<lb/> hätte dar Junge niſcht lern’ kinn. Frieher do ſ<hi rendition="#aq">a</hi>k d<hi rendition="#aq">a</hi>s<lb/> ju anderſcher aus.</p> </sp><lb/> <sp who="#SIE"> <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar.</hi> </speaker> <p>Henſchel, jetzt weiß ich nicht, was Sie<lb/> meinen.</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [89/0099]
Damme. Wenn erſt der Montag vorüber iſt, dann wird ſich
ja alles wieder machen.
Henſchel. Se han wull a Montich de Ibergabe?
Siebenhaar. Ja, hoffentlich ſind wir bis Montag
ſoweit. Einſtweilen häuft ſich die Arbeit ſo, mit Schreiben
und Inventarium aufnehmen, ich komme kaum aus den
Kleidern heraus. Hören Sie, gehen Sie ſchlafen, Henſchel.
Den Einen drückt’s da, den Andern hier. Das Leben iſt
keine Spielerei, wir müſſen alle ſeh’n, wie wir zurecht kommen.
Und wenn Ihnen manches durch den Kopf geht: nehmen
Sie ſich’s nicht ſo zu Herzen.
Henſchel. Han Se ſchien Dank, Herr Siebenhar, und
niſcht fer ungutt, mecht’ ich gebata ha’n. Laba Se viel-
mol geſund miet dr Frau.
Siebenhaar. Wir ſehen uns ja morgen noch wieder,
Henſchel. Zu danken haben Sie mir für gar nichts. Wir
haben uns manchen Dienſt gethan, ſolange wir Hausgenoſſen
ſind. Das hebt ſich auf, da iſt nichts zu ſagen; wir waren
Freunde und, denk ich, wir bleibens.
Henſchel thut ſtumm einige Schritt bis in die Nähe des Fenſters, durch
das er hinaus blickt. — — — — Das ſein ebens aſu Sacha
dohie! De Zeita bleiba halt eemol ni ſtiehn. Daß
Karlchen und hot ins nimmeh beſicht — . . . . . . Ma
kan ju niſcht ſan: Se muchte ju recht han. Niſcht Gudes
hätte dar Junge niſcht lern’ kinn. Frieher do ſak das
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