Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899.
Nischte! -- Wenn o! warum ock ni gar. 's is gutt! -- Ich wiß schun, was ich zu thun ha! -- Ich war mich ne sperr'n! -- Das luß' ock Du gutt sein. Durch die angelehnte Thür ist Siebenhaar eingetreten; durch Gesten bedeutet er dem Wermelskirch, welcher ihm folgt, zurück- zubleiben, ebenso der Frau Henschel. Er ist vollkommen angezogen, nur hat er statt des Kragens ein seidenes Tuch um den Hals. Wermelskirch ist im Schlafrock. Siebenhaar. Guten Abend, Herr Henschel! Was? sind Sie noch wach? Sind Sie nicht wohl, wie? Fehlt Ihnen was? Henschel nachdem er ihn einen Augenblick verdutzt angesehen, einfach. Ich kan halt ni schlofa! Ich ha gar kenn Schlof! Ich mechte was einahma, wenn ich was weßte! Ich wiß nee, wie's kimmt! Weeß Gott, wie das zugieht. Siebenhaar. Ich will Ihnen was sagen, alter Freund: legen Sie sich jetzt ruhig zu Bett und morgen, bei Zeiten, schick ich den Doktor, Sie müssen jetzt wirklich was ernstliches thun. Henschel. Kee Duktr wird mer wull nee kinn halfa. Siebenhaar. Das sagen Sie nicht, das woll'n wir mal seh'n. Der Doktor Richter versteht seine Sache. Meine Frau hat Wochen lang nicht geschlafen, der Kopf that ihr zum Zerspringen weh. Am Mittwoch hat sie ein Pulver genommen, jetzt schläft sie die ganze Nacht, wie todt. Henschel. Ju ju, nee nee, 's kan immer sein! Mir wär's schun recht, wenn ich schlofa kennde. -- Is de Madam ernt richtig krank? Siebenhaar. Ach, wir sind alle nicht recht auf dem
Niſchte! — Wenn o! warum ock ni gar. ’s is gutt! — Ich wiß ſchun, was ich zu thun ha! — Ich war mich ne ſperr’n! — Das luß’ ock Du gutt ſein. Durch die angelehnte Thür iſt Siebenhaar eingetreten; durch Geſten bedeutet er dem Wermelskirch, welcher ihm folgt, zurück- zubleiben, ebenſo der Frau Henſchel. Er iſt vollkommen angezogen, nur hat er ſtatt des Kragens ein ſeidenes Tuch um den Hals. Wermelskirch iſt im Schlafrock. Siebenhaar. Guten Abend, Herr Henſchel! Was? ſind Sie noch wach? Sind Sie nicht wohl, wie? Fehlt Ihnen was? Henſchel nachdem er ihn einen Augenblick verdutzt angeſehen, einfach. Ich kan halt ni ſchlofa! Ich ha gar kenn Schlof! Ich mechte was einahma, wenn ich was weßte! Ich wiß nee, wie’s kimmt! Weeß Gott, wie das zugieht. Siebenhaar. Ich will Ihnen was ſagen, alter Freund: legen Sie ſich jetzt ruhig zu Bett und morgen, bei Zeiten, ſchick ich den Doktor, Sie müſſen jetzt wirklich was ernſtliches thun. Henſchel. Kee Duktr wird mer wull nee kinn halfa. Siebenhaar. Das ſagen Sie nicht, das woll’n wir mal ſeh’n. Der Doktor Richter verſteht ſeine Sache. Meine Frau hat Wochen lang nicht geſchlafen, der Kopf that ihr zum Zerſpringen weh. Am Mittwoch hat ſie ein Pulver genommen, jetzt ſchläft ſie die ganze Nacht, wie todt. Henſchel. Ju ju, nee nee, ’s kan immer ſein! Mir wär’s ſchun recht, wenn ich ſchlofa kennde. — Is de Madam ernt richtig krank? Siebenhaar. Ach, wir ſind alle nicht recht auf dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#HENSCHEL"> <p><pb facs="#f0098" n="88"/> Niſchte! — Wenn o! warum ock ni g<hi rendition="#aq">a</hi>r. ’s is gutt! —<lb/> Ich wiß ſchun, w<hi rendition="#aq">a</hi>s ich zu thun h<hi rendition="#aq">a</hi>! — Ich war mich<lb/> ne ſperr’n! — D<hi rendition="#aq">a</hi>s luß’ ock Du gutt ſein.</p><lb/> <stage>Durch die angelehnte Thür iſt <hi rendition="#b">Siebenhaar</hi> eingetreten; durch<lb/> Geſten bedeutet er dem <hi rendition="#b">Wermelskirch,</hi> welcher ihm folgt, zurück-<lb/> zubleiben, ebenſo der Frau Henſchel. Er iſt vollkommen angezogen,<lb/> nur hat er ſtatt des Kragens ein ſeidenes Tuch um den Hals.<lb/> Wermelskirch iſt im Schlafrock.</stage> </sp><lb/> <sp who="#SIE"> <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar.</hi> </speaker> <p>Guten Abend, Herr Henſchel! Was? ſind<lb/> Sie noch wach? Sind Sie nicht wohl, wie? Fehlt Ihnen<lb/> was?</p> </sp><lb/> <sp who="#HENSCHEL"> <speaker> <hi rendition="#b">Henſchel</hi> </speaker> <stage>nachdem er ihn einen Augenblick verdutzt angeſehen, einfach.</stage><lb/> <p>Ich k<hi rendition="#aq">a</hi>n halt ni ſchlofa! Ich h<hi rendition="#aq">a</hi> g<hi rendition="#aq">a</hi>r kenn Schlof!<lb/> Ich mechte w<hi rendition="#aq">a</hi>s einahma, wenn ich w<hi rendition="#aq">a</hi>s weßte! Ich<lb/> wiß nee, wie’s kimmt! Weeß Gott, wie d<hi rendition="#aq">a</hi>s zugieht.</p> </sp><lb/> <sp who="#SIE"> <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar.</hi> </speaker> <p>Ich will Ihnen <hi rendition="#g">was</hi> ſagen, alter Freund:<lb/> legen Sie ſich jetzt ruhig zu Bett und morgen, bei Zeiten,<lb/> ſchick ich den Doktor, Sie müſſen jetzt wirklich was ernſtliches<lb/> thun.</p> </sp><lb/> <sp who="#HENSCHEL"> <speaker> <hi rendition="#b">Henſchel.</hi> </speaker> <p>Kee Duktr wird mer wull nee kinn halfa.</p> </sp><lb/> <sp who="#SIE"> <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar.</hi> </speaker> <p>Das ſagen Sie nicht, das woll’n wir<lb/> mal ſeh’n. Der Doktor Richter verſteht ſeine Sache.<lb/> Meine Frau hat Wochen lang nicht geſchlafen, der Kopf<lb/> that ihr zum Zerſpringen weh. Am Mittwoch hat ſie ein<lb/> Pulver genommen, jetzt ſchläft ſie die ganze Nacht, wie todt.</p> </sp><lb/> <sp who="#HENSCHEL"> <speaker> <hi rendition="#b">Henſchel.</hi> </speaker> <p>Ju ju, nee nee, ’s k<hi rendition="#aq">a</hi>n immer ſein! Mir<lb/> wär’s ſchun recht, wenn ich ſchlofa kennde. — Is de<lb/> Madam ernt richtig krank?</p> </sp><lb/> <sp who="#SIE"> <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar.</hi> </speaker> <p>Ach, wir ſind alle nicht recht auf dem<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [88/0098]
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Ich wiß ſchun, was ich zu thun ha! — Ich war mich
ne ſperr’n! — Das luß’ ock Du gutt ſein.
Durch die angelehnte Thür iſt Siebenhaar eingetreten; durch
Geſten bedeutet er dem Wermelskirch, welcher ihm folgt, zurück-
zubleiben, ebenſo der Frau Henſchel. Er iſt vollkommen angezogen,
nur hat er ſtatt des Kragens ein ſeidenes Tuch um den Hals.
Wermelskirch iſt im Schlafrock.
Siebenhaar. Guten Abend, Herr Henſchel! Was? ſind
Sie noch wach? Sind Sie nicht wohl, wie? Fehlt Ihnen
was?
Henſchel nachdem er ihn einen Augenblick verdutzt angeſehen, einfach.
Ich kan halt ni ſchlofa! Ich ha gar kenn Schlof!
Ich mechte was einahma, wenn ich was weßte! Ich
wiß nee, wie’s kimmt! Weeß Gott, wie das zugieht.
Siebenhaar. Ich will Ihnen was ſagen, alter Freund:
legen Sie ſich jetzt ruhig zu Bett und morgen, bei Zeiten,
ſchick ich den Doktor, Sie müſſen jetzt wirklich was ernſtliches
thun.
Henſchel. Kee Duktr wird mer wull nee kinn halfa.
Siebenhaar. Das ſagen Sie nicht, das woll’n wir
mal ſeh’n. Der Doktor Richter verſteht ſeine Sache.
Meine Frau hat Wochen lang nicht geſchlafen, der Kopf
that ihr zum Zerſpringen weh. Am Mittwoch hat ſie ein
Pulver genommen, jetzt ſchläft ſie die ganze Nacht, wie todt.
Henſchel. Ju ju, nee nee, ’s kan immer ſein! Mir
wär’s ſchun recht, wenn ich ſchlofa kennde. — Is de
Madam ernt richtig krank?
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