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Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899.

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uf sen'n grußa Brabaner, ich mußt'n 's Madel geruhig
rufrecha: dernoert sat' a: hadje, und riet lus.
Frau Henschel. Und Vater hot sich das lussa bieta?
Walther. Was wullt' ar'n macha? Do hätte ju
treiste ganz Quolsdurf kinn aricka. Was Henschel amol
ei a Hända hot .... das wullt ich kenn Menscha ni
rotha, dohie! Do getraut sich o kenner eim ganza Kreese
im biesa mit Henscheln azubinda. Dr Vater wußt' ju
nee, was'n geschah. Uf eemol prillt' a ju dann ganz
derbärmlich und schrieg und fluchte ju meh wie genung. De
Leute lachta. Se kannta doch Henscheln. Ader dar
meente ock ganz geruhig: Lab gesund, Vater Schäl, ich
nahm se miete. De Mutter drheeme wart schun druf.
Hier uf zu saufa, sat a'n noch, do wer au fer Vatern
bei Euch no a Platz war'n.
George. Adje, ich wer' lieber morgen mal vor-
sprechen.
George ab.
Frau Henschel. Und do denkt a, ich selde se hie be-
hal'n? Und nie und nimmer werd das geschah'n. Das
is ni mei Kind. Wie sol ich itzt dostiehn vor a Leuta?
Irschtlich ei Quolsdurf, dernochert hie. Hot ma sich ernt
ni genug geschindt! Tag und Nacht mecht ma sprecha, mit
Gustla'n. Nu kennde die Schinderei wieder afanga. Das
wär asu was! A sol sich in Acht nahma.

Henschel kommt herein, ebenfalls in Pelzjacke, Schaftstiefeln,
Jagdstrümpfen und Lederhosen etc. wie er vom Pferde gestiegen,
erscheint in der Mittelthür. Er führt ein sechsjähriges Mädchen,
welches sehr schmutzig und zerlumpt angezogen ist, herein.
uf ſen’n grußa Brabaner, ich mußt’n ’s Madel geruhig
rufrecha: dernoert ſat’ a: hadje, und riet lus.
Frau Henſchel. Und Vater hot ſich das luſſa bieta?
Walther. Was wullt’ ar’n macha? Do hätte ju
treiſte ganz Quolsdurf kinn aricka. Was Henſchel amol
ei a Hända hot .... das wullt ich kenn Menſcha ni
rotha, dohie! Do getraut ſich o kenner eim ganza Kreeſe
im bieſa mit Henſcheln azubinda. Dr Vater wußt’ ju
nee, was’n geſchah. Uf eemol prillt’ a ju dann ganz
derbärmlich und ſchrieg und fluchte ju meh wie genung. De
Leute lachta. Se kannta doch Henſcheln. Ader dar
meente ock ganz geruhig: Lab geſund, Vater Schäl, ich
nahm ſe miete. De Mutter drheeme wart ſchun druf.
Hier uf zu ſaufa, ſat a’n noch, do wer au fer Vatern
bei Euch no a Platz war’n.
George. Adje, ich wer’ lieber morgen mal vor-
ſprechen.
George ab.
Frau Henſchel. Und do denkt a, ich ſelde ſe hie be-
hal’n? Und nie und nimmer werd das geſchah’n. Das
is ni mei Kind. Wie ſol ich itzt doſtiehn vor a Leuta?
Irſchtlich ei Quolsdurf, dernochert hie. Hot ma ſich ernt
ni genug geſchindt! Tag und Nacht mecht ma ſprecha, mit
Guſtla’n. Nu kennde die Schinderei wieder afanga. Das
wär aſu was! A ſol ſich in Acht nahma.

Henſchel kommt herein, ebenfalls in Pelzjacke, Schaftſtiefeln,
Jagdſtrümpfen und Lederhoſen ꝛc. wie er vom Pferde geſtiegen,
erſcheint in der Mittelthür. Er führt ein ſechsjähriges Mädchen,
welches ſehr ſchmutzig und zerlumpt angezogen iſt, herein.
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[57/0067] uf ſen’n grußa Brabaner, ich mußt’n ’s Madel geruhig rufrecha: dernoert ſat’ a: hadje, und riet lus. Frau Henſchel. Und Vater hot ſich das luſſa bieta? Walther. Was wullt’ ar’n macha? Do hätte ju treiſte ganz Quolsdurf kinn aricka. Was Henſchel amol ei a Hända hot .... das wullt ich kenn Menſcha ni rotha, dohie! Do getraut ſich o kenner eim ganza Kreeſe im bieſa mit Henſcheln azubinda. Dr Vater wußt’ ju nee, was’n geſchah. Uf eemol prillt’ a ju dann ganz derbärmlich und ſchrieg und fluchte ju meh wie genung. De Leute lachta. Se kannta doch Henſcheln. Ader dar meente ock ganz geruhig: Lab geſund, Vater Schäl, ich nahm ſe miete. De Mutter drheeme wart ſchun druf. Hier uf zu ſaufa, ſat a’n noch, do wer au fer Vatern bei Euch no a Platz war’n. George. Adje, ich wer’ lieber morgen mal vor- ſprechen. George ab. Frau Henſchel. Und do denkt a, ich ſelde ſe hie be- hal’n? Und nie und nimmer werd das geſchah’n. Das is ni mei Kind. Wie ſol ich itzt doſtiehn vor a Leuta? Irſchtlich ei Quolsdurf, dernochert hie. Hot ma ſich ernt ni genug geſchindt! Tag und Nacht mecht ma ſprecha, mit Guſtla’n. Nu kennde die Schinderei wieder afanga. Das wär aſu was! A ſol ſich in Acht nahma. Henſchel kommt herein, ebenfalls in Pelzjacke, Schaftſtiefeln, Jagdſtrümpfen und Lederhoſen ꝛc. wie er vom Pferde geſtiegen, erſcheint in der Mittelthür. Er führt ein ſechsjähriges Mädchen, welches ſehr ſchmutzig und zerlumpt angezogen iſt, herein.

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899/67>, abgerufen am 26.04.2024.