Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899.
Leute gehn, was hören, was sehen, mal 'n Glas Bier trinken, sich recht ins Geschäft stürzen, meinetwegen, nicht immer der traurigen Sache nachhängen. 's ist nicht zu ändern, nun also vorwärts. Henschel. 's is au ni andersch! Sie han au recht! Siebenhaar. Gewiß! Ihre Frau war das beste, treueste Weib. Überall ist da nur eine Stimme, aber Sie stehen im Leben, Henschel. Sie sind ein Mann in den besten Jahren. Sie haben noch viel zu thun in der Welt. Sie müssen wer weiß was noch vor sich bringen. Sie brauchen dabei Ihre Frau nicht vergessen, im Gegenteil. Das ist ja bei einem Mann, wie Sie, auch ganz ausgeschlossen. Aber Sie müssen auf eine gesunde Art ihr Andenken ehren. Das kann ja nichts helfen! Ich habe Sie schon eine ganze Weile beobachtet, und hatte mir stillschweigend vorgenommen, Ihnen mal wirklich gerade heraus ins Gewissen zu reden. Sie lassen sich zu sehr unterkriegen. Henschel. Was sol ma ader dowieder thun? Sie han ju Recht, ich streit's ju ni; ader ma wiß sich halt manchmol kenn Roth! Will man sich ei 's Geschäfte sterza, iberal fahlt 's een'n. Vier Auga sahn ebens meh, wie zwee. Vier Hände, die schaffa halt au weit mehr, die viela Kutscha zur Summerszeit! War hält mr drheeme an Sache im Stande? Das is ebens werklich kee leichte Ding. Siebenhaar. Die Hanne ist, denk' ich, doch ganz tüchtig? Henschel. Nu sahn Se 's, se hot mir halt au ge- kindigt! -- Ohne a Weib is das halt zu schlimm! Ma
Leute gehn, was hören, was ſehen, mal ’n Glas Bier trinken, ſich recht ins Geſchäft ſtürzen, meinetwegen, nicht immer der traurigen Sache nachhängen. ’s iſt nicht zu ändern, nun alſo vorwärts. Henſchel. ’s is au ni anderſch! Sie han au recht! Siebenhaar. Gewiß! Ihre Frau war das beſte, treueſte Weib. Überall iſt da nur eine Stimme, aber Sie ſtehen im Leben, Henſchel. Sie ſind ein Mann in den beſten Jahren. Sie haben noch viel zu thun in der Welt. Sie müſſen wer weiß was noch vor ſich bringen. Sie brauchen dabei Ihre Frau nicht vergeſſen, im Gegenteil. Das iſt ja bei einem Mann, wie Sie, auch ganz ausgeſchloſſen. Aber Sie müſſen auf eine geſunde Art ihr Andenken ehren. Das kann ja nichts helfen! Ich habe Sie ſchon eine ganze Weile beobachtet, und hatte mir ſtillſchweigend vorgenommen, Ihnen mal wirklich gerade heraus ins Gewiſſen zu reden. Sie laſſen ſich zu ſehr unterkriegen. Henſchel. Was ſol ma ader dowieder thun? Sie han ju Recht, ich ſtreit’s ju ni; ader ma wiß ſich halt manchmol kenn Roth! Will man ſich ei ’s Geſchäfte ſterza, iberal fahlt ’s een’n. Vier Auga ſahn ebens meh, wie zwee. Vier Hände, die ſchaffa halt au weit mehr, die viela Kutſcha zur Summerszeit! War hält mr drheeme an Sache im Stande? Das is ebens werklich kee leichte Ding. Siebenhaar. Die Hanne iſt, denk’ ich, doch ganz tüchtig? Henſchel. Nu ſahn Se ’s, ſe hot mir halt au ge- kindigt! — Ohne a Weib is das halt zu ſchlimm! Ma <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#SIE"> <p><pb facs="#f0048" n="38"/> Leute gehn, was hören, was ſehen, mal ’n Glas Bier<lb/> trinken, ſich recht ins Geſchäft ſtürzen, meinetwegen, nicht<lb/> immer der traurigen Sache nachhängen. ’s iſt nicht zu<lb/> ändern, nun alſo vorwärts.</p> </sp><lb/> <sp who="#HENSCHEL"> <speaker> <hi rendition="#b">Henſchel.</hi> </speaker> <p>’s is au ni anderſch! Sie h<hi rendition="#aq">a</hi>n au recht!</p> </sp><lb/> <sp who="#SIE"> <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar.</hi> </speaker> <p>Gewiß! Ihre Frau war das beſte, treueſte<lb/> Weib. Überall iſt da nur eine Stimme, aber Sie ſtehen<lb/> im Leben, Henſchel. Sie ſind ein Mann in den beſten<lb/> Jahren. Sie haben noch viel zu thun in der Welt. Sie<lb/> müſſen wer weiß was noch vor ſich bringen. Sie brauchen<lb/> dabei Ihre Frau nicht vergeſſen, im Gegenteil. Das iſt<lb/> ja bei einem Mann, wie Sie, auch ganz ausgeſchloſſen. Aber<lb/> Sie müſſen auf eine geſunde Art ihr Andenken ehren. Das<lb/> kann ja nichts helfen! Ich habe Sie ſchon eine ganze<lb/> Weile beobachtet, und hatte mir ſtillſchweigend vorgenommen,<lb/> Ihnen mal wirklich gerade heraus ins Gewiſſen zu reden.<lb/> Sie laſſen ſich zu ſehr unterkriegen.</p> </sp><lb/> <sp who="#HENSCHEL"> <speaker> <hi rendition="#b">Henſchel.</hi> </speaker> <p>W<hi rendition="#aq">a</hi>s ſol ma <hi rendition="#aq">a</hi>der dowieder thun? Sie<lb/> h<hi rendition="#aq">a</hi>n ju Recht, ich ſtreit’s ju ni; <hi rendition="#aq">a</hi>der ma wiß ſich halt<lb/> m<hi rendition="#aq">a</hi>nchmol kenn Roth! Will man ſich ei ’s Geſchäfte ſterza,<lb/> iber<hi rendition="#aq">a</hi>l fahlt ’s een’n. Vier Auga ſahn ebens meh, wie<lb/> zwee. Vier Hände, die ſch<hi rendition="#aq">a</hi>ffa halt au weit mehr, die<lb/> viela Kutſcha zur Summerszeit! War hält mr drheeme<lb/> an Sache im Stande? D<hi rendition="#aq">a</hi>s is ebens werklich kee leichte<lb/> Ding.</p> </sp><lb/> <sp who="#SIE"> <speaker> <hi rendition="#b">Siebenhaar.</hi> </speaker> <p>Die Hanne iſt, denk’ ich, doch ganz<lb/> tüchtig?</p> </sp><lb/> <sp who="#HENSCHEL"> <speaker> <hi rendition="#b">Henſchel.</hi> </speaker> <p>Nu ſahn Se ’s, ſe hot mir halt au ge-<lb/> kindigt! — Ohne a Weib is d<hi rendition="#aq">a</hi>s halt zu ſchlimm! Ma<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [38/0048]
Leute gehn, was hören, was ſehen, mal ’n Glas Bier
trinken, ſich recht ins Geſchäft ſtürzen, meinetwegen, nicht
immer der traurigen Sache nachhängen. ’s iſt nicht zu
ändern, nun alſo vorwärts.
Henſchel. ’s is au ni anderſch! Sie han au recht!
Siebenhaar. Gewiß! Ihre Frau war das beſte, treueſte
Weib. Überall iſt da nur eine Stimme, aber Sie ſtehen
im Leben, Henſchel. Sie ſind ein Mann in den beſten
Jahren. Sie haben noch viel zu thun in der Welt. Sie
müſſen wer weiß was noch vor ſich bringen. Sie brauchen
dabei Ihre Frau nicht vergeſſen, im Gegenteil. Das iſt
ja bei einem Mann, wie Sie, auch ganz ausgeſchloſſen. Aber
Sie müſſen auf eine geſunde Art ihr Andenken ehren. Das
kann ja nichts helfen! Ich habe Sie ſchon eine ganze
Weile beobachtet, und hatte mir ſtillſchweigend vorgenommen,
Ihnen mal wirklich gerade heraus ins Gewiſſen zu reden.
Sie laſſen ſich zu ſehr unterkriegen.
Henſchel. Was ſol ma ader dowieder thun? Sie
han ju Recht, ich ſtreit’s ju ni; ader ma wiß ſich halt
manchmol kenn Roth! Will man ſich ei ’s Geſchäfte ſterza,
iberal fahlt ’s een’n. Vier Auga ſahn ebens meh, wie
zwee. Vier Hände, die ſchaffa halt au weit mehr, die
viela Kutſcha zur Summerszeit! War hält mr drheeme
an Sache im Stande? Das is ebens werklich kee leichte
Ding.
Siebenhaar. Die Hanne iſt, denk’ ich, doch ganz
tüchtig?
Henſchel. Nu ſahn Se ’s, ſe hot mir halt au ge-
kindigt! — Ohne a Weib is das halt zu ſchlimm! Ma
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