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Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899.

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thät ich freilich anderscher huchnahma. Mit lumpichta
dreihundert Thoalern Pacht, do käma Sie freilich ni bei
mir weg. Under tausend wär nischt ni zu macha, do
thäta Si au noch gutt genung abschneida.
Wermelskirch hat sich erhoben und geht pfeifend umher. Wünschen
Sie sonst vielleicht noch was? -- Mir geht ja vor Schreck
die Pfeife aus.
George, ein junger, geweckter und adretter Kellner kommt
sehr schnell, ein Frühstückstablett tragend, die Treppe hinter der
Glasthür herunter. Noch hinter der Thür stutzt er, öffnet sie
aber doch, blickt den Kellergang rechts hinunter, dann links
hinunter.
George. Schock schwer Brett! Wo bin ich denn hier?
Hanne lachend über dem Waschfaß. Sie han sich verlaufa,
Sie missa zerricke!
George. Des ist ja, weeß Gott, zum schwindlig wern.
Hier kann sich ja doch kee Ferd zurechtfinden in den Kasten!
Hanne. Sie sein wull erscht zugezogen, hä?
George. Nu freilich, erscht gestern. Nu sagen Se,
Herrschaften! Des is mir wahrhaftch noch ni passiert.
Ich bin schon in manchen Hause gewesen, hier muß man
ja immer 'n Gebirgsführer mitnehm.
Wermelskirch das Sächsische übertreibend. Sagen Se, sind Se
vielleicht aus Dresden?
George. Meißen ist meine Vaterstadt.
Wermelskirch. Weeskneppchen! ach Herr Jeses! wahr-
haftig!?
George. Wo geht's denn hier weiter? Sagen Sie mal.
thät ich freilich anderſcher huchnahma. Mit lumpichta
dreihundert Thoalern Pacht, do käma Sie freilich ni bei
mir weg. Under tauſend wär niſcht ni zu macha, do
thäta Si au noch gutt genung abſchneida.
Wermelskirch hat ſich erhoben und geht pfeifend umher. Wünſchen
Sie ſonſt vielleicht noch was? — Mir geht ja vor Schreck
die Pfeife aus.
George, ein junger, geweckter und adretter Kellner kommt
ſehr ſchnell, ein Frühſtückstablett tragend, die Treppe hinter der
Glasthür herunter. Noch hinter der Thür ſtutzt er, öffnet ſie
aber doch, blickt den Kellergang rechts hinunter, dann links
hinunter.
George. Schock ſchwer Brett! Wo bin ich denn hier?
Hanne lachend über dem Waſchfaß. Sie han ſich verlaufa,
Sie miſſa zerricke!
George. Des iſt ja, weeß Gott, zum ſchwindlig wern.
Hier kann ſich ja doch kee Ferd zurechtfinden in den Kaſten!
Hanne. Sie ſein wull erſcht zugezogen, hä?
George. Nu freilich, erſcht geſtern. Nu ſagen Se,
Herrſchaften! Des is mir wahrhaftch noch ni paſſiert.
Ich bin ſchon in manchen Hauſe geweſen, hier muß man
ja immer ’n Gebirgsführer mitnehm.
Wermelskirch das Sächſiſche übertreibend. Sagen Se, ſind Se
vielleicht aus Dresden?
George. Meißen iſt meine Vaterſtadt.
Wermelskirch. Weeskneppchen! ach Herr Jeſes! wahr-
haftig!?
George. Wo geht’s denn hier weiter? Sagen Sie mal.
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[27/0037] thät ich freilich anderſcher huchnahma. Mit lumpichta dreihundert Thoalern Pacht, do käma Sie freilich ni bei mir weg. Under tauſend wär niſcht ni zu macha, do thäta Si au noch gutt genung abſchneida. Wermelskirch hat ſich erhoben und geht pfeifend umher. Wünſchen Sie ſonſt vielleicht noch was? — Mir geht ja vor Schreck die Pfeife aus. George, ein junger, geweckter und adretter Kellner kommt ſehr ſchnell, ein Frühſtückstablett tragend, die Treppe hinter der Glasthür herunter. Noch hinter der Thür ſtutzt er, öffnet ſie aber doch, blickt den Kellergang rechts hinunter, dann links hinunter. George. Schock ſchwer Brett! Wo bin ich denn hier? Hanne lachend über dem Waſchfaß. Sie han ſich verlaufa, Sie miſſa zerricke! George. Des iſt ja, weeß Gott, zum ſchwindlig wern. Hier kann ſich ja doch kee Ferd zurechtfinden in den Kaſten! Hanne. Sie ſein wull erſcht zugezogen, hä? George. Nu freilich, erſcht geſtern. Nu ſagen Se, Herrſchaften! Des is mir wahrhaftch noch ni paſſiert. Ich bin ſchon in manchen Hauſe geweſen, hier muß man ja immer ’n Gebirgsführer mitnehm. Wermelskirch das Sächſiſche übertreibend. Sagen Se, ſind Se vielleicht aus Dresden? George. Meißen iſt meine Vaterſtadt. Wermelskirch. Weeskneppchen! ach Herr Jeſes! wahr- haftig!? George. Wo geht’s denn hier weiter? Sagen Sie mal.

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899/37>, abgerufen am 19.04.2024.