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Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899.

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Ihr gutes, vollkomm'nes Recht. Von Sünde und Schuld
ist da garnicht die Rede.

Wermelskirch tritt vor.
Wermelskirch. Henschel, kommen Sie mit zu mir.
Wir zünden das Gas an und spielen Karte. Wir trinken
Bier oder was Sie wollen und rauchen unsere Pfeife dazu.
Da sollen die Geister doch mal ankommen. Zwei Stunden,
da haben wir hellen Tag, dann trinken wir Kaffee und
fahren spazieren. Das müßte doch mit dem Deibel zugehen,
Sie müssen doch wieder der Alte werden.
Henschel. 's kan ju sein. Mr kinn's ju versicha!
Wermelskirch. Na also, los!
Henschel. -- Zu Ihn' kumm' ich nimeh'.
Wermelskirch. Ih was, die alberne Sache von neulich.
Das war ja blos alles Mißverständnis! Das hat sich ja
alles aufgeklärt. Ich lasse den Hauffe erst gar nicht mehr
rein. Der Kerl ist ja wirklich immer besoffen. In der
Hitze wird mal 'n Wort geredet. Zum einen Ohr rein,
zum andern raus. So muß man's machen, so mach ich's
immer.
Henschel. Das wär au's Beste! Sie ha'n au Recht.
Ader nee -- ei de Schenkstube kumm ich ni meh! Ich
war viel rimreesa, denk ich, vielleicht. Iberall wer'n se
mer wull ni nochkumma. Itze schloft gesund! Itze schläfert
mich au.
Siebenhaar. Wie wär's, Henschel, kommen Sie rauf
zu mir. Bei mir ist nocht Licht, im Bureau ist geheizt, da
machen wir unser Spiel zu Dreien, ich würde mich doch
sonst kaum schlafen legen.
Ihr gutes, vollkomm’nes Recht. Von Sünde und Schuld
iſt da garnicht die Rede.

Wermelskirch tritt vor.
Wermelskirch. Henſchel, kommen Sie mit zu mir.
Wir zünden das Gas an und ſpielen Karte. Wir trinken
Bier oder was Sie wollen und rauchen unſere Pfeife dazu.
Da ſollen die Geiſter doch mal ankommen. Zwei Stunden,
da haben wir hellen Tag, dann trinken wir Kaffee und
fahren ſpazieren. Das müßte doch mit dem Deibel zugehen,
Sie müſſen doch wieder der Alte werden.
Henſchel. ’s kan ju ſein. Mr kinn’s ju verſicha!
Wermelskirch. Na alſo, los!
Henſchel. — Zu Ihn’ kumm’ ich nimeh’.
Wermelskirch. Ih was, die alberne Sache von neulich.
Das war ja blos alles Mißverſtändnis! Das hat ſich ja
alles aufgeklärt. Ich laſſe den Hauffe erſt gar nicht mehr
rein. Der Kerl iſt ja wirklich immer beſoffen. In der
Hitze wird mal ’n Wort geredet. Zum einen Ohr rein,
zum andern raus. So muß man’s machen, ſo mach ich’s
immer.
Henſchel. Das wär au’s Beſte! Sie ha’n au Recht.
Ader nee — ei de Schenkſtube kumm ich ni meh! Ich
war viel rimreeſa, denk ich, vielleicht. Iberall wer’n ſe
mer wull ni nochkumma. Itze ſchloft geſund! Itze ſchläfert
mich au.
Siebenhaar. Wie wär’s, Henſchel, kommen Sie rauf
zu mir. Bei mir iſt nocht Licht, im Bureau iſt geheizt, da
machen wir unſer Spiel zu Dreien, ich würde mich doch
ſonſt kaum ſchlafen legen.
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[93/0103] Ihr gutes, vollkomm’nes Recht. Von Sünde und Schuld iſt da garnicht die Rede. Wermelskirch tritt vor. Wermelskirch. Henſchel, kommen Sie mit zu mir. Wir zünden das Gas an und ſpielen Karte. Wir trinken Bier oder was Sie wollen und rauchen unſere Pfeife dazu. Da ſollen die Geiſter doch mal ankommen. Zwei Stunden, da haben wir hellen Tag, dann trinken wir Kaffee und fahren ſpazieren. Das müßte doch mit dem Deibel zugehen, Sie müſſen doch wieder der Alte werden. Henſchel. ’s kan ju ſein. Mr kinn’s ju verſicha! Wermelskirch. Na alſo, los! Henſchel. — Zu Ihn’ kumm’ ich nimeh’. Wermelskirch. Ih was, die alberne Sache von neulich. Das war ja blos alles Mißverſtändnis! Das hat ſich ja alles aufgeklärt. Ich laſſe den Hauffe erſt gar nicht mehr rein. Der Kerl iſt ja wirklich immer beſoffen. In der Hitze wird mal ’n Wort geredet. Zum einen Ohr rein, zum andern raus. So muß man’s machen, ſo mach ich’s immer. Henſchel. Das wär au’s Beſte! Sie ha’n au Recht. Ader nee — ei de Schenkſtube kumm ich ni meh! Ich war viel rimreeſa, denk ich, vielleicht. Iberall wer’n ſe mer wull ni nochkumma. Itze ſchloft geſund! Itze ſchläfert mich au. Siebenhaar. Wie wär’s, Henſchel, kommen Sie rauf zu mir. Bei mir iſt nocht Licht, im Bureau iſt geheizt, da machen wir unſer Spiel zu Dreien, ich würde mich doch ſonſt kaum ſchlafen legen.

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899/103>, abgerufen am 29.03.2024.