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Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899.

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Henschel. Sie wissa's ju! -- -- -- Das ha ich
gebrocha -- do hat ich verwunn. Do war ich fartig.
Do hatt ich verspielt. -- -- -- -- -- Und sahn Se's:
itzt kan se de Ruhe ni finda.
Siebenhaar. Sie sprechen von Ihrer verstorb'nen Frau?
Henschel. Ju ju, vo darselbigta sprech ich ebens. --
Se kan keene Ruhe ni finda im Grabe. Se kimmt und
gieht und hot keene Ruhe. -- -- -- -- Ich striegle de
Fare, do stieht se do. -- Ich nahm mr a Sieb vom Futter-
kasta, do sah ich se hinger dr Thiere quetscha. -- Ich will
ei's Bette giehn, ein de Kommer, do leit se dinne und sitt
mich a. -- Se hot mr a Seeger imgehanga, se kloppt a
de Wand, se kratzt a de Scheiba. -- Se läht mr a Finger
uf de Brust, do wil ich ersticka, do muß ich noch Luft
schnappa. Nee, nee, ich war's wissa. Asune Geschichta,
die muß ma durchmacha, ehb ma se kennt. Derzahlen kan
ma die eemol ni. Ich ha was durchgemacht, kinn Se
mr gleeba.
Siebenhaar. Henschel, mein allerletztes Wort. Raffen
Sie sich von Grund aus zusammen; stellen Sie sich auf
beide Beine. Gehn Sie und fragen Sie einen Arzt. Denken
Sie sich: ich bin krank, ich bin sehr krank, aber jagen Sie
diese Gespenster fort sind. Das Hirngespinnste, sind Phan-
tasieen.
Henschel. Asu sate Sie doazumol wull au. Asu
ader ähnlich han Se gesprocha.
Siebenhaar. Kann sein und ich stehe auch ein dafür.
Was Sie damals gethan haben mit der Heirat, das war
Henſchel. Sie wiſſa’s ju! — — — Das ha ich
gebrocha — do hat ich verwunn. Do war ich fartig.
Do hatt ich verſpielt. — — — — — Und ſahn Se’s:
itzt kan ſe de Ruhe ni finda.
Siebenhaar. Sie ſprechen von Ihrer verſtorb’nen Frau?
Henſchel. Ju ju, vo darſelbigta ſprech ich ebens. —
Se kan keene Ruhe ni finda im Grabe. Se kimmt und
gieht und hot keene Ruhe. — — — — Ich ſtriegle de
Fare, do ſtieht ſe do. — Ich nahm mr a Sieb vom Futter-
kaſta, do ſah ich ſe hinger dr Thiere quetſcha. — Ich will
ei’s Bette giehn, ein de Kommer, do leit ſe dinne und ſitt
mich a. — Se hot mr a Seeger imgehanga, ſe kloppt a
de Wand, ſe kratzt a de Scheiba. — Se läht mr a Finger
uf de Bruſt, do wil ich erſticka, do muß ich noch Luft
ſchnappa. Nee, nee, ich war’s wiſſa. Aſune Geſchichta,
die muß ma durchmacha, ehb ma ſe kennt. Derzahlen kan
ma die eemol ni. Ich ha was durchgemacht, kinn Se
mr gleeba.
Siebenhaar. Henſchel, mein allerletztes Wort. Raffen
Sie ſich von Grund aus zuſammen; ſtellen Sie ſich auf
beide Beine. Gehn Sie und fragen Sie einen Arzt. Denken
Sie ſich: ich bin krank, ich bin ſehr krank, aber jagen Sie
dieſe Geſpenſter fort ſind. Das Hirngeſpinnſte, ſind Phan-
taſieen.
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ader ähnlich han Se geſprocha.
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Was Sie damals gethan haben mit der Heirat, das war
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[92/0102] Henſchel. Sie wiſſa’s ju! — — — Das ha ich gebrocha — do hat ich verwunn. Do war ich fartig. Do hatt ich verſpielt. — — — — — Und ſahn Se’s: itzt kan ſe de Ruhe ni finda. Siebenhaar. Sie ſprechen von Ihrer verſtorb’nen Frau? Henſchel. Ju ju, vo darſelbigta ſprech ich ebens. — Se kan keene Ruhe ni finda im Grabe. Se kimmt und gieht und hot keene Ruhe. — — — — Ich ſtriegle de Fare, do ſtieht ſe do. — Ich nahm mr a Sieb vom Futter- kaſta, do ſah ich ſe hinger dr Thiere quetſcha. — Ich will ei’s Bette giehn, ein de Kommer, do leit ſe dinne und ſitt mich a. — Se hot mr a Seeger imgehanga, ſe kloppt a de Wand, ſe kratzt a de Scheiba. — Se läht mr a Finger uf de Bruſt, do wil ich erſticka, do muß ich noch Luft ſchnappa. Nee, nee, ich war’s wiſſa. Aſune Geſchichta, die muß ma durchmacha, ehb ma ſe kennt. Derzahlen kan ma die eemol ni. Ich ha was durchgemacht, kinn Se mr gleeba. Siebenhaar. Henſchel, mein allerletztes Wort. Raffen Sie ſich von Grund aus zuſammen; ſtellen Sie ſich auf beide Beine. Gehn Sie und fragen Sie einen Arzt. Denken Sie ſich: ich bin krank, ich bin ſehr krank, aber jagen Sie dieſe Geſpenſter fort ſind. Das Hirngeſpinnſte, ſind Phan- taſieen. Henſchel. Aſu ſate Sie doazumol wull au. Aſu ader ähnlich han Se geſprocha. Siebenhaar. Kann ſein und ich ſtehe auch ein dafür. Was Sie damals gethan haben mit der Heirat, das war

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Zitationshilfe: Hauptmann, Gerhart: Fuhrmann Henschel. Berlin, 1899, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauptmann_henschel_1899/102>, abgerufen am 24.04.2024.