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Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827.

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leiblich geschaut hatte diese Nacht. "Nein so
lebhaft träumt man nicht," sprach ich zu mir,
"dieß alles, was ich gehört, geschaut, ist wirk¬
lich geschehen!" Doch nicht lange hatte ich
Zeit zu diesen Reflexionen; ich hörte Schlüssel
rasseln an der Thüre, sie ging langsam auf
und der alte Rathsdiener trat grüßend ein.

"Sechs Uhr hat es eben geschlagen," sprach
er, "und wie Sie befohlen, bin ich da, Sie
heraus zu lassen. Nun --" fuhr fort,
als ich mich schweigend anschickte, ihm zu fol¬
gen, "nun und wie haben Sie geschlafen diese
Nacht?"

"So gut es sich auf einem Stuhl thun
läßt, ziemlich gut."

"Herr," rief er ängstlich und betrachtete
mich genauer, "Ihnen ist etwas Unheimliches
passirt diese Nacht. Sie sehen so verstört und
bleich aus und Ihre Stimme zittert!"

"Alter, was wird mir passirt seyn!" er¬

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leiblich geſchaut hatte dieſe Nacht. „Nein ſo
lebhaft traͤumt man nicht,“ ſprach ich zu mir,
„dieß alles, was ich gehoͤrt, geſchaut, iſt wirk¬
lich geſchehen!“ Doch nicht lange hatte ich
Zeit zu dieſen Reflexionen; ich hoͤrte Schluͤſſel
raſſeln an der Thuͤre, ſie ging langſam auf
und der alte Rathsdiener trat gruͤßend ein.

„Sechs Uhr hat es eben geſchlagen,“ ſprach
er, „und wie Sie befohlen, bin ich da, Sie
heraus zu laſſen. Nun —“ fuhr fort,
als ich mich ſchweigend anſchickte, ihm zu fol¬
gen, „nun und wie haben Sie geſchlafen dieſe
Nacht?“

„So gut es ſich auf einem Stuhl thun
laͤßt, ziemlich gut.“

„Herr,“ rief er aͤngſtlich und betrachtete
mich genauer, „Ihnen iſt etwas Unheimliches
paſſirt dieſe Nacht. Sie ſehen ſo verſtoͤrt und
bleich aus und Ihre Stimme zittert!“

„Alter, was wird mir paſſirt ſeyn!“ er¬

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[129/0135] leiblich geſchaut hatte dieſe Nacht. „Nein ſo lebhaft traͤumt man nicht,“ ſprach ich zu mir, „dieß alles, was ich gehoͤrt, geſchaut, iſt wirk¬ lich geſchehen!“ Doch nicht lange hatte ich Zeit zu dieſen Reflexionen; ich hoͤrte Schluͤſſel raſſeln an der Thuͤre, ſie ging langſam auf und der alte Rathsdiener trat gruͤßend ein. „Sechs Uhr hat es eben geſchlagen,“ ſprach er, „und wie Sie befohlen, bin ich da, Sie heraus zu laſſen. Nun —“ fuhr fort, als ich mich ſchweigend anſchickte, ihm zu fol¬ gen, „nun und wie haben Sie geſchlafen dieſe Nacht?“ „So gut es ſich auf einem Stuhl thun laͤßt, ziemlich gut.“ „Herr,“ rief er aͤngſtlich und betrachtete mich genauer, „Ihnen iſt etwas Unheimliches paſſirt dieſe Nacht. Sie ſehen ſo verſtoͤrt und bleich aus und Ihre Stimme zittert!“ „Alter, was wird mir paſſirt ſeyn!“ er¬ 9

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Zitationshilfe: Hauff, Wilhelm: Phantasien im Bremer Rathskeller. Stuttgart, 1827, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hauff_phantasien_1827/135>, abgerufen am 24.11.2024.