Posten an ersparter Zeit in das Hauptbuch seines Lebens einschreiben könnte.
Seine verbesserte Gesundheit würde seinen Kopf in den Stand setzen, in kürzerer Zeit mehr zu ver- richten, und die vielen Tage von Unwohlsein und Unfähigkeit zu geistigen Arbeiten, welche unterlassene Bewegung verursacht, würden gänzlich wegfallen. Diese nehmen aber weit mehr Zeit weg, als man aus falscher Oeconomie an einem jeden einzelnen Tage durch Stillsitzen zu ersparen glaubt.
Zu jeder Zeit wichtig ist Bewegung im Freien, zu keiner wichtiger, als in dem Alter, worin der Grund des künftigen Mannes gelegt wird. Die den Mann stärkende Bewegung muß relativ das Kind noch mehr stärken, und ihre Unterlassung in diesem Alter noch schädlichere Folgen nach sich ziehen.
Um allen physischen und moralischen Uebeln der Verzärtelung zu entgehen, werden wir daher von der frühesten Zeit an das Kind an ein thätiges Leben im Freien gewöhnen, wobei wir aber die Rück- sichten, welche seine Schwäche fordert, niemals außer Acht lassen: stets des Grundsatzes eingedenk, daß auch das Nützliche, wenn es das Maaß überschreitet, zu seinem Gegentheile wird. Jn allen Dingen führt gewiß eine langsam fortschreitende Uebung am wei- testen denn, wenn man auch eine Zeit lang schein- bar nicht so schnell vorwärts kömmt, so hat man
Poſten an erſparter Zeit in das Hauptbuch ſeines Lebens einſchreiben koͤnnte.
Seine verbeſſerte Geſundheit wuͤrde ſeinen Kopf in den Stand ſetzen, in kürzerer Zeit mehr zu ver- richten, und die vielen Tage von Unwohlſein und Unfaͤhigkeit zu geiſtigen Arbeiten, welche unterlaſſene Bewegung verurſacht, wuͤrden gaͤnzlich wegfallen. Dieſe nehmen aber weit mehr Zeit weg, als man aus falſcher Oeconomie an einem jeden einzelnen Tage durch Stillſitzen zu erſparen glaubt.
Zu jeder Zeit wichtig iſt Bewegung im Freien, zu keiner wichtiger, als in dem Alter, worin der Grund des kuͤnftigen Mannes gelegt wird. Die den Mann ſtaͤrkende Bewegung muß relativ das Kind noch mehr ſtaͤrken, und ihre Unterlaſſung in dieſem Alter noch ſchaͤdlichere Folgen nach ſich ziehen.
Um allen phyſiſchen und moraliſchen Uebeln der Verzaͤrtelung zu entgehen, werden wir daher von der fruͤheſten Zeit an das Kind an ein thaͤtiges Leben im Freien gewoͤhnen, wobei wir aber die Ruͤck- ſichten, welche ſeine Schwaͤche fordert, niemals außer Acht laſſen: ſtets des Grundſatzes eingedenk, daß auch das Nuͤtzliche, wenn es das Maaß überſchreitet, zu ſeinem Gegentheile wird. Jn allen Dingen fuͤhrt gewiß eine langſam fortſchreitende Uebung am wei- teſten denn, wenn man auch eine Zeit lang ſchein- bar nicht ſo ſchnell vorwaͤrts koͤmmt, ſo hat man
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Poſten an erſparter Zeit in das Hauptbuch ſeines
Lebens einſchreiben koͤnnte.
Seine verbeſſerte Geſundheit wuͤrde ſeinen Kopf
in den Stand ſetzen, in kürzerer Zeit mehr zu ver-
richten, und die vielen Tage von Unwohlſein und
Unfaͤhigkeit zu geiſtigen Arbeiten, welche unterlaſſene
Bewegung verurſacht, wuͤrden gaͤnzlich wegfallen.
Dieſe nehmen aber weit mehr Zeit weg, als man
aus falſcher Oeconomie an einem jeden einzelnen
Tage durch Stillſitzen zu erſparen glaubt.
Zu jeder Zeit wichtig iſt Bewegung im Freien,
zu keiner wichtiger, als in dem Alter, worin der Grund
des kuͤnftigen Mannes gelegt wird. Die den Mann
ſtaͤrkende Bewegung muß relativ das Kind noch mehr
ſtaͤrken, und ihre Unterlaſſung in dieſem Alter noch
ſchaͤdlichere Folgen nach ſich ziehen.
Um allen phyſiſchen und moraliſchen Uebeln der
Verzaͤrtelung zu entgehen, werden wir daher von
der fruͤheſten Zeit an das Kind an ein thaͤtiges
Leben im Freien gewoͤhnen, wobei wir aber die Ruͤck-
ſichten, welche ſeine Schwaͤche fordert, niemals außer
Acht laſſen: ſtets des Grundſatzes eingedenk, daß
auch das Nuͤtzliche, wenn es das Maaß überſchreitet,
zu ſeinem Gegentheile wird. Jn allen Dingen fuͤhrt
gewiß eine langſam fortſchreitende Uebung am wei-
teſten denn, wenn man auch eine Zeit lang ſchein-
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Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/41>, abgerufen am 03.07.2024.
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