zuletzt der unglückliche Verkenner der Gesetze der Na- tur in die tiefsten Tiefen der Hypochondrie und des Lebensüberdrusses versinkt.
Der größere Verbrauch von Säften, der wäh- rend der Bewegung statt findet, hat einen verstärk- ten Appetit zur Folge. Die Stoffe, die beim Ath- men verfliegen, so wie diejenigen, welche die ver- mehrte Hautthätigkeit ausscheidet, müssen natürlich durch eine neue Zufuhr von Nahrung ersetzt werden. Der Stubensitzer, der seltener und weniger tief athmet, dessen Haut verhältnißmäßig unthätig ist, der also weniger consumirt, fühlt das Bedürfniß nach Speise und Trank in einem geringeren Grade, und ein jedes Uebermaaß muß ihm desto schädlicher werden, je geringer das reelle Bedürfniß bei ihm ist. Bewegung macht nicht nur besseren Appetit, sondern auch bessere und schnellere Verdauung, denn die Mus- keln, welche die Höhle der Unterleibseingeweide ein- schließen, werden dadurch angeregt, und beschleuni- gen durch ihren abwechselnden Druck, die Thätigkeit des ganzen Darmkanals.
Alle Nervenfasern, die der Empfindung, der Bewegung und der Ernährung vorstehen, haben ihre letzten Endigungen oder Wurzeln im Gehirn, dem allgemeinen Sensorium, welches den Zustand aller übrigen Organe abspiegelt. Leidet ein besonderer Theil, so gibt er seinen Zustand durch ein Gefühl
zuletzt der ungluͤckliche Verkenner der Geſetze der Na- tur in die tiefſten Tiefen der Hypochondrie und des Lebensuͤberdruſſes verſinkt.
Der groͤßere Verbrauch von Saͤften, der waͤh- rend der Bewegung ſtatt findet, hat einen verſtaͤrk- ten Appetit zur Folge. Die Stoffe, die beim Ath- men verfliegen, ſo wie diejenigen, welche die ver- mehrte Hautthaͤtigkeit ausſcheidet, müſſen natürlich durch eine neue Zufuhr von Nahrung erſetzt werden. Der Stubenſitzer, der ſeltener und weniger tief athmet, deſſen Haut verhaͤltnißmäßig unthaͤtig iſt, der alſo weniger conſumirt, fuͤhlt das Beduͤrfniß nach Speiſe und Trank in einem geringeren Grade, und ein jedes Uebermaaß muß ihm deſto ſchaͤdlicher werden, je geringer das reelle Beduͤrfniß bei ihm iſt. Bewegung macht nicht nur beſſeren Appetit, ſondern auch beſſere und ſchnellere Verdauung, denn die Mus- keln, welche die Hoͤhle der Unterleibseingeweide ein- ſchließen, werden dadurch angeregt, und beſchleuni- gen durch ihren abwechſelnden Druck, die Thaͤtigkeit des ganzen Darmkanals.
Alle Nervenfaſern, die der Empfindung, der Bewegung und der Ernaͤhrung vorſtehen, haben ihre letzten Endigungen oder Wurzeln im Gehirn, dem allgemeinen Senſorium, welches den Zuſtand aller uͤbrigen Organe abſpiegelt. Leidet ein beſonderer Theil, ſo gibt er ſeinen Zuſtand durch ein Gefühl
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0038"n="28"/>
zuletzt der ungluͤckliche Verkenner der Geſetze der Na-<lb/>
tur in die tiefſten Tiefen der Hypochondrie und des<lb/>
Lebensuͤberdruſſes verſinkt.</p><lb/><p>Der groͤßere Verbrauch von Saͤften, der waͤh-<lb/>
rend der Bewegung ſtatt findet, hat einen verſtaͤrk-<lb/>
ten Appetit zur Folge. Die Stoffe, die beim Ath-<lb/>
men verfliegen, ſo wie diejenigen, welche die ver-<lb/>
mehrte Hautthaͤtigkeit ausſcheidet, müſſen natürlich<lb/>
durch eine neue Zufuhr von Nahrung erſetzt werden.<lb/>
Der Stubenſitzer, der ſeltener und weniger tief<lb/>
athmet, deſſen Haut verhaͤltnißmäßig unthaͤtig iſt,<lb/>
der alſo weniger conſumirt, fuͤhlt das Beduͤrfniß<lb/>
nach Speiſe und Trank in einem geringeren Grade,<lb/>
und ein jedes Uebermaaß muß ihm deſto ſchaͤdlicher<lb/>
werden, je geringer das reelle Beduͤrfniß bei ihm iſt.<lb/>
Bewegung macht nicht nur beſſeren Appetit, ſondern<lb/>
auch beſſere und ſchnellere Verdauung, denn die Mus-<lb/>
keln, welche die Hoͤhle der Unterleibseingeweide ein-<lb/>ſchließen, werden dadurch angeregt, und beſchleuni-<lb/>
gen durch ihren abwechſelnden Druck, die Thaͤtigkeit<lb/>
des ganzen Darmkanals.</p><lb/><p>Alle Nervenfaſern, die der Empfindung, der<lb/>
Bewegung und der Ernaͤhrung vorſtehen, haben ihre<lb/>
letzten Endigungen oder Wurzeln im Gehirn, dem<lb/>
allgemeinen Senſorium, welches den Zuſtand aller<lb/>
uͤbrigen Organe abſpiegelt. Leidet ein beſonderer<lb/>
Theil, ſo gibt er ſeinen Zuſtand durch ein Gefühl<lb/></p></div></body></text></TEI>
[28/0038]
zuletzt der ungluͤckliche Verkenner der Geſetze der Na-
tur in die tiefſten Tiefen der Hypochondrie und des
Lebensuͤberdruſſes verſinkt.
Der groͤßere Verbrauch von Saͤften, der waͤh-
rend der Bewegung ſtatt findet, hat einen verſtaͤrk-
ten Appetit zur Folge. Die Stoffe, die beim Ath-
men verfliegen, ſo wie diejenigen, welche die ver-
mehrte Hautthaͤtigkeit ausſcheidet, müſſen natürlich
durch eine neue Zufuhr von Nahrung erſetzt werden.
Der Stubenſitzer, der ſeltener und weniger tief
athmet, deſſen Haut verhaͤltnißmäßig unthaͤtig iſt,
der alſo weniger conſumirt, fuͤhlt das Beduͤrfniß
nach Speiſe und Trank in einem geringeren Grade,
und ein jedes Uebermaaß muß ihm deſto ſchaͤdlicher
werden, je geringer das reelle Beduͤrfniß bei ihm iſt.
Bewegung macht nicht nur beſſeren Appetit, ſondern
auch beſſere und ſchnellere Verdauung, denn die Mus-
keln, welche die Hoͤhle der Unterleibseingeweide ein-
ſchließen, werden dadurch angeregt, und beſchleuni-
gen durch ihren abwechſelnden Druck, die Thaͤtigkeit
des ganzen Darmkanals.
Alle Nervenfaſern, die der Empfindung, der
Bewegung und der Ernaͤhrung vorſtehen, haben ihre
letzten Endigungen oder Wurzeln im Gehirn, dem
allgemeinen Senſorium, welches den Zuſtand aller
uͤbrigen Organe abſpiegelt. Leidet ein beſonderer
Theil, ſo gibt er ſeinen Zuſtand durch ein Gefühl
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hartwig, Georg Ludwig: Die physische Erziehung der Kinder. Düsseldorf, 1847, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartwig_erziehung_1847/38>, abgerufen am 03.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.