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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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verloren gegangen war, erklärt sich jener Jrrthum von der
Seltenheit der Reisen auch im spätern Alterthum."

Eben weil die Staatsposten der Römer außer von Be-
amten, Courieren und andern in Staatsdiensten reisenden Per-
sonen nur von Wenigen benützt werden durften, konnte es nicht
fehlen, daß sich, nachdem die öffentlichen Einrichtungen für einen
fortwährenden regelmäßigen Verkehr einmal getroffen waren,
Privatunternehmungen überall anschlossen, wo das Bedürfniß
vorhanden war, so daß wenigstens in größern Orten an den
Hauptstraßen die Mittel zur Beförderung gewiß leicht beschafft
werden konnten.

Während man mit der Staatspost bei längeren Reisen ein-
schließlich allen Aufenthalts 5 Millien (=11/4 geographische
Meilen) in der Stunde zurücklegte, -- man gelangte z. B.
von Antiochien bis Constantinopel (747 Millien oder 150
Meilen) in nicht ganz 6 Tagen1) -- galt bei Reisen mit
Miethfuhrwerk dieselbe Schnelligkeit schon als sehr groß, weil
das Miethen neuer Pferde und Leute auf den Stationen noth-
wendig mehr Aufenthalt verursachte.

Cäsar, dessen Reisen wegen ihrer Schnelligkeit angestaunt
wurden, legte den Weg von Rom bis an die Rhone in nicht
vollen 8 Tagen zurück; es war eine Strecke von 800 Millien,
ohngefähr also je 100 Millien oder 20 geographische Meilen
in 24 Stunden.2)

1) Nach Libanius war dies die Reise eines Couriers (veredarius)
und deren Schnelligkeit wird von den heutigen Courieren kaum übertroffen.
2) Sueton. Caesar, c. 57. Longissimas vias incredibili celeritate
confecit expeditus meretoria reda centena passuum millia in sin-
gulos dies.

verloren gegangen war, erklärt ſich jener Jrrthum von der
Seltenheit der Reiſen auch im ſpätern Alterthum.“

Eben weil die Staatspoſten der Römer außer von Be-
amten, Courieren und andern in Staatsdienſten reiſenden Per-
ſonen nur von Wenigen benützt werden durften, konnte es nicht
fehlen, daß ſich, nachdem die öffentlichen Einrichtungen für einen
fortwährenden regelmäßigen Verkehr einmal getroffen waren,
Privatunternehmungen überall anſchloſſen, wo das Bedürfniß
vorhanden war, ſo daß wenigſtens in größern Orten an den
Hauptſtraßen die Mittel zur Beförderung gewiß leicht beſchafft
werden konnten.

Während man mit der Staatspoſt bei längeren Reiſen ein-
ſchließlich allen Aufenthalts 5 Millien (=1¼ geographiſche
Meilen) in der Stunde zurücklegte, — man gelangte z. B.
von Antiochien bis Conſtantinopel (747 Millien oder 150
Meilen) in nicht ganz 6 Tagen1) — galt bei Reiſen mit
Miethfuhrwerk dieſelbe Schnelligkeit ſchon als ſehr groß, weil
das Miethen neuer Pferde und Leute auf den Stationen noth-
wendig mehr Aufenthalt verurſachte.

Cäſar, deſſen Reiſen wegen ihrer Schnelligkeit angeſtaunt
wurden, legte den Weg von Rom bis an die Rhone in nicht
vollen 8 Tagen zurück; es war eine Strecke von 800 Millien,
ohngefähr alſo je 100 Millien oder 20 geographiſche Meilen
in 24 Stunden.2)

1) Nach Libanius war dies die Reiſe eines Couriers (veredarius)
und deren Schnelligkeit wird von den heutigen Courieren kaum übertroffen.
2) Sueton. Caesar, c. 57. Longissimas vias incredibili celeritate
confecit expeditus meretoria reda centena passuum millia in sin-
gulos dies.
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[36/0049] verloren gegangen war, erklärt ſich jener Jrrthum von der Seltenheit der Reiſen auch im ſpätern Alterthum.“ Eben weil die Staatspoſten der Römer außer von Be- amten, Courieren und andern in Staatsdienſten reiſenden Per- ſonen nur von Wenigen benützt werden durften, konnte es nicht fehlen, daß ſich, nachdem die öffentlichen Einrichtungen für einen fortwährenden regelmäßigen Verkehr einmal getroffen waren, Privatunternehmungen überall anſchloſſen, wo das Bedürfniß vorhanden war, ſo daß wenigſtens in größern Orten an den Hauptſtraßen die Mittel zur Beförderung gewiß leicht beſchafft werden konnten. Während man mit der Staatspoſt bei längeren Reiſen ein- ſchließlich allen Aufenthalts 5 Millien (=1¼ geographiſche Meilen) in der Stunde zurücklegte, — man gelangte z. B. von Antiochien bis Conſtantinopel (747 Millien oder 150 Meilen) in nicht ganz 6 Tagen 1) — galt bei Reiſen mit Miethfuhrwerk dieſelbe Schnelligkeit ſchon als ſehr groß, weil das Miethen neuer Pferde und Leute auf den Stationen noth- wendig mehr Aufenthalt verurſachte. Cäſar, deſſen Reiſen wegen ihrer Schnelligkeit angeſtaunt wurden, legte den Weg von Rom bis an die Rhone in nicht vollen 8 Tagen zurück; es war eine Strecke von 800 Millien, ohngefähr alſo je 100 Millien oder 20 geographiſche Meilen in 24 Stunden. 2) 1) Nach Libanius war dies die Reiſe eines Couriers (veredarius) und deren Schnelligkeit wird von den heutigen Courieren kaum übertroffen. 2) Sueton. Caesar, c. 57. Longissimas vias incredibili celeritate confecit expeditus meretoria reda centena passuum millia in sin- gulos dies.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/49>, abgerufen am 25.11.2024.