Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

wesen wenigstens auf seinem Gebiete zu einem einheitlichen
Ganzen umzuschaffen; er ließ sämmtliche Privatboten abschaffen,
um die fahrenden, reitenden und gehenden öffentlichen Boten,
Landkutschen und dergleichen Gelegenheiten sämmtlich zu com-
biniren, ließ die von ihnen bisher genossenen Besoldungen in
eine eigene Casse werfen und so ein eigenes Landespostamt und
einen in 5 Routen eingetheilten, das ganze Land in allen Richt-
ungen durchschneidenden, die bedeutendsten Städte und Aemter
berührenden cursus publicus vermittelst angelegter schneller
Landpostwagen errichten und sich hiezu der Gebrüder Fischer
von Bern zu bedienen.

Am 20. März 1709 ernannte Herzog Ludwig den Fischer
als seinen Landpostmeister und ließ den ersten Cours von
Schaffhausen durch sein Land bis in die Pfalz errichten. --
Der Kaiser befahl dem Herzog zwar, sofort die Fischer wieder
zu entlassen, die bisher getroffenen Einrichtungen wieder auf-
zuheben und erklärte alle Verordnungen des Herzogs in dieser
Richtung für null und nichtig; er schrieb ferner an die Nieder-
rheinischen, Westphälischen, ingleichen an die fränkischen Kreis-
ausschreibende Fürsten, wie auch an den Bischof von Constanz,
an die Stadt Ulm und andere schwäbische Reichsstädte, indem
er sie aufforderte, der württembergischen Landpost allenthalben
den Durchgang durch ihr Gebiet zu verwehren und in keinem
Falle die Einrichtung einer Station zu gestatten.

Diese kaiserliche Aufforderung hatte zwar den Erfolg, daß
die württembergischen Postwagen in Constanz nicht eingelassen
wurden, und anderwärts Streitigkeiten entstunden, die bis zu
fortgesetzter Thätlichkeit ausarteten, in der Hauptsache aber blieb

22

weſen wenigstens auf ſeinem Gebiete zu einem einheitlichen
Ganzen umzuſchaffen; er ließ ſämmtliche Privatboten abſchaffen,
um die fahrenden, reitenden und gehenden öffentlichen Boten,
Landkutſchen und dergleichen Gelegenheiten ſämmtlich zu com-
biniren, ließ die von ihnen bisher genoſſenen Beſoldungen in
eine eigene Caſſe werfen und ſo ein eigenes Landespoſtamt und
einen in 5 Routen eingetheilten, das ganze Land in allen Richt-
ungen durchſchneidenden, die bedeutendſten Städte und Aemter
berührenden cursus publicus vermittelſt angelegter ſchneller
Landpoſtwagen errichten und ſich hiezu der Gebrüder Fiſcher
von Bern zu bedienen.

Am 20. März 1709 ernannte Herzog Ludwig den Fiſcher
als ſeinen Landpoſtmeiſter und ließ den erſten Cours von
Schaffhauſen durch ſein Land bis in die Pfalz errichten. —
Der Kaiſer befahl dem Herzog zwar, ſofort die Fiſcher wieder
zu entlaſſen, die bisher getroffenen Einrichtungen wieder auf-
zuheben und erklärte alle Verordnungen des Herzogs in dieſer
Richtung für null und nichtig; er ſchrieb ferner an die Nieder-
rheiniſchen, Weſtphäliſchen, ingleichen an die fränkiſchen Kreis-
ausſchreibende Fürſten, wie auch an den Biſchof von Conſtanz,
an die Stadt Ulm und andere ſchwäbiſche Reichsſtädte, indem
er ſie aufforderte, der württembergiſchen Landpoſt allenthalben
den Durchgang durch ihr Gebiet zu verwehren und in keinem
Falle die Einrichtung einer Station zu geſtatten.

Dieſe kaiſerliche Aufforderung hatte zwar den Erfolg, daß
die württembergiſchen Poſtwagen in Conſtanz nicht eingelaſſen
wurden, und anderwärts Streitigkeiten entſtunden, die bis zu
fortgeſetzter Thätlichkeit ausarteten, in der Hauptſache aber blieb

22
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0350" n="337"/>
we&#x017F;en wenigstens auf &#x017F;einem Gebiete zu einem einheitlichen<lb/>
Ganzen umzu&#x017F;chaffen; er ließ &#x017F;ämmtliche Privatboten ab&#x017F;chaffen,<lb/>
um die fahrenden, reitenden und gehenden öffentlichen Boten,<lb/>
Landkut&#x017F;chen und dergleichen Gelegenheiten &#x017F;ämmtlich zu com-<lb/>
biniren, ließ die von ihnen bisher geno&#x017F;&#x017F;enen Be&#x017F;oldungen in<lb/>
eine eigene Ca&#x017F;&#x017F;e werfen und &#x017F;o ein eigenes Landespo&#x017F;tamt und<lb/>
einen in 5 Routen eingetheilten, das ganze Land in allen Richt-<lb/>
ungen durch&#x017F;chneidenden, die bedeutend&#x017F;ten Städte und Aemter<lb/>
berührenden <hi rendition="#aq">cursus publicus</hi> vermittel&#x017F;t angelegter &#x017F;chneller<lb/>
Landpo&#x017F;twagen errichten und &#x017F;ich hiezu der Gebrüder Fi&#x017F;cher<lb/>
von Bern zu bedienen.</p><lb/>
            <p>Am 20. März 1709 ernannte Herzog Ludwig den Fi&#x017F;cher<lb/>
als &#x017F;einen Landpo&#x017F;tmei&#x017F;ter und ließ den er&#x017F;ten Cours von<lb/>
Schaffhau&#x017F;en durch &#x017F;ein Land bis in die Pfalz errichten. &#x2014;<lb/>
Der Kai&#x017F;er befahl dem Herzog zwar, &#x017F;ofort die Fi&#x017F;cher wieder<lb/>
zu entla&#x017F;&#x017F;en, die bisher getroffenen Einrichtungen wieder auf-<lb/>
zuheben und erklärte alle Verordnungen des Herzogs in die&#x017F;er<lb/>
Richtung für null und nichtig; er &#x017F;chrieb ferner an die Nieder-<lb/>
rheini&#x017F;chen, We&#x017F;tphäli&#x017F;chen, ingleichen an die fränki&#x017F;chen Kreis-<lb/>
aus&#x017F;chreibende Für&#x017F;ten, wie auch an den Bi&#x017F;chof von Con&#x017F;tanz,<lb/>
an die Stadt Ulm und andere &#x017F;chwäbi&#x017F;che Reichs&#x017F;tädte, indem<lb/>
er &#x017F;ie aufforderte, der württembergi&#x017F;chen Landpo&#x017F;t allenthalben<lb/>
den Durchgang durch ihr Gebiet zu verwehren und in keinem<lb/>
Falle die Einrichtung einer Station zu ge&#x017F;tatten.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;e kai&#x017F;erliche Aufforderung hatte zwar den Erfolg, daß<lb/>
die württembergi&#x017F;chen Po&#x017F;twagen in Con&#x017F;tanz nicht eingela&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wurden, und anderwärts Streitigkeiten ent&#x017F;tunden, die bis zu<lb/>
fortge&#x017F;etzter Thätlichkeit ausarteten, in der Haupt&#x017F;ache aber blieb<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">22</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[337/0350] weſen wenigstens auf ſeinem Gebiete zu einem einheitlichen Ganzen umzuſchaffen; er ließ ſämmtliche Privatboten abſchaffen, um die fahrenden, reitenden und gehenden öffentlichen Boten, Landkutſchen und dergleichen Gelegenheiten ſämmtlich zu com- biniren, ließ die von ihnen bisher genoſſenen Beſoldungen in eine eigene Caſſe werfen und ſo ein eigenes Landespoſtamt und einen in 5 Routen eingetheilten, das ganze Land in allen Richt- ungen durchſchneidenden, die bedeutendſten Städte und Aemter berührenden cursus publicus vermittelſt angelegter ſchneller Landpoſtwagen errichten und ſich hiezu der Gebrüder Fiſcher von Bern zu bedienen. Am 20. März 1709 ernannte Herzog Ludwig den Fiſcher als ſeinen Landpoſtmeiſter und ließ den erſten Cours von Schaffhauſen durch ſein Land bis in die Pfalz errichten. — Der Kaiſer befahl dem Herzog zwar, ſofort die Fiſcher wieder zu entlaſſen, die bisher getroffenen Einrichtungen wieder auf- zuheben und erklärte alle Verordnungen des Herzogs in dieſer Richtung für null und nichtig; er ſchrieb ferner an die Nieder- rheiniſchen, Weſtphäliſchen, ingleichen an die fränkiſchen Kreis- ausſchreibende Fürſten, wie auch an den Biſchof von Conſtanz, an die Stadt Ulm und andere ſchwäbiſche Reichsſtädte, indem er ſie aufforderte, der württembergiſchen Landpoſt allenthalben den Durchgang durch ihr Gebiet zu verwehren und in keinem Falle die Einrichtung einer Station zu geſtatten. Dieſe kaiſerliche Aufforderung hatte zwar den Erfolg, daß die württembergiſchen Poſtwagen in Conſtanz nicht eingelaſſen wurden, und anderwärts Streitigkeiten entſtunden, die bis zu fortgeſetzter Thätlichkeit ausarteten, in der Hauptſache aber blieb 22

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/350
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/350>, abgerufen am 22.11.2024.