Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite

noch bis zum Jahre 1741, in welchem Jahre erst das Paar'sche
Hofpostamt für erloschen erklärt wurde1).

§. 4.
Andere Beschwerden gegen Taxis.

Während nun diese Differenzen der Einnahme der Taxis-
schen Posten großen Abbruch thaten, und überdies die Autorität
der Taxisschen Postherrschaft wesentlich beeinträchtigten, gelangten
noch andere Beschwerden über ungebührliche Vertheuerung des Por-
tos an die Stände; diese Beschwerden scheinen sehr begründet gewesen
zu sein, denn trotz aller Einschränkungen und Hindernisse,
welche die Taxis'schen Posten damals fanden, beliefen sich doch
nach Abzug der Unkosten und mit Jnbegriff der in Jtalien
ständigen Gefälle die reinen jährlichen Posteinkünfte im Jahre
1646 -- demselben Jahre, als Claudius Lamoral nach er-
langter Großjährigkeit die Verwaltung des Reichsgeneralats
selbstständig antrat -- auf nicht weniger als 100,000 Ducaten2).

Jn den Zusammenkünften zu Münster und Osnabrück
(1647) ward insbesondere über die Mißbräuche der Taxis'schen
Posten mannichfaltige Beschwerde erhoben. Die evangelischen
Stände beschwerten sich, daß man von ihren Briefen seit dem
Jahre 1627 Postgeld fordere; die Reichsstädte Lindau und
Nürnberg aber, sowie andere Reichs- und Handelsstädte führten
darüber Klagen, daß man ihnen Ausländer als Postmeister
aufdringe.

1) v. Beust a. a. O. Bd. I. pag. 184 etc.
2) Hausen, Staatsmaterialien. St, 5.

noch bis zum Jahre 1741, in welchem Jahre erſt das Paar'ſche
Hofpoſtamt für erloſchen erklärt wurde1).

§. 4.
Andere Beſchwerden gegen Taxis.

Während nun dieſe Differenzen der Einnahme der Taxis-
ſchen Poſten großen Abbruch thaten, und überdies die Autorität
der Taxisſchen Poſtherrſchaft weſentlich beeinträchtigten, gelangten
noch andere Beſchwerden über ungebührliche Vertheuerung des Por-
tos an die Stände; dieſe Beſchwerden ſcheinen ſehr begründet geweſen
zu ſein, denn trotz aller Einſchränkungen und Hinderniſſe,
welche die Taxis'ſchen Poſten damals fanden, beliefen ſich doch
nach Abzug der Unkoſten und mit Jnbegriff der in Jtalien
ſtändigen Gefälle die reinen jährlichen Poſteinkünfte im Jahre
1646 — demſelben Jahre, als Claudius Lamoral nach er-
langter Großjährigkeit die Verwaltung des Reichsgeneralats
ſelbſtſtändig antrat — auf nicht weniger als 100,000 Ducaten2).

Jn den Zuſammenkünften zu Münſter und Osnabrück
(1647) ward insbeſondere über die Mißbräuche der Taxis'ſchen
Poſten mannichfaltige Beſchwerde erhoben. Die evangeliſchen
Stände beſchwerten ſich, daß man von ihren Briefen ſeit dem
Jahre 1627 Poſtgeld fordere; die Reichsſtädte Lindau und
Nürnberg aber, ſowie andere Reichs- und Handelsſtädte führten
darüber Klagen, daß man ihnen Ausländer als Poſtmeiſter
aufdringe.

1) v. Beust a. a. O. Bd. I. pag. 184 etc.
2) Hausen, Staatsmaterialien. St, 5.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0324" n="311"/>
noch bis zum Jahre 1741, in welchem Jahre er&#x017F;t das Paar'&#x017F;che<lb/>
Hofpo&#x017F;tamt für erlo&#x017F;chen erklärt wurde<note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">v. Beust</hi> a. a. O. Bd. <hi rendition="#aq">I. pag.</hi> 184 <hi rendition="#aq">etc</hi>.</note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">§. 4.<lb/>
Andere Be&#x017F;chwerden gegen Taxis.</hi> </head><lb/>
              <p>Während nun die&#x017F;e Differenzen der Einnahme der Taxis-<lb/>
&#x017F;chen Po&#x017F;ten großen Abbruch thaten, und überdies die Autorität<lb/>
der Taxis&#x017F;chen Po&#x017F;therr&#x017F;chaft we&#x017F;entlich beeinträchtigten, gelangten<lb/>
noch andere Be&#x017F;chwerden über ungebührliche Vertheuerung des Por-<lb/>
tos an die Stände; die&#x017F;e Be&#x017F;chwerden &#x017F;cheinen &#x017F;ehr begründet gewe&#x017F;en<lb/>
zu &#x017F;ein, denn trotz aller Ein&#x017F;chränkungen und Hinderni&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
welche die Taxis'&#x017F;chen Po&#x017F;ten damals fanden, beliefen &#x017F;ich doch<lb/>
nach Abzug der Unko&#x017F;ten und mit Jnbegriff der in Jtalien<lb/>
&#x017F;tändigen Gefälle die reinen jährlichen Po&#x017F;teinkünfte im Jahre<lb/>
1646 &#x2014; dem&#x017F;elben Jahre, als Claudius Lamoral nach er-<lb/>
langter Großjährigkeit die Verwaltung des Reichsgeneralats<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;tändig antrat &#x2014; auf nicht weniger als 100,000 Ducaten<note place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Hausen</hi>, Staatsmaterialien. St, 5.</note>.</p><lb/>
              <p>Jn den Zu&#x017F;ammenkünften zu Mün&#x017F;ter und Osnabrück<lb/>
(1647) ward insbe&#x017F;ondere über die Mißbräuche der Taxis'&#x017F;chen<lb/>
Po&#x017F;ten mannichfaltige Be&#x017F;chwerde erhoben. Die evangeli&#x017F;chen<lb/>
Stände be&#x017F;chwerten &#x017F;ich, daß man von ihren Briefen &#x017F;eit dem<lb/>
Jahre 1627 Po&#x017F;tgeld fordere; die Reichs&#x017F;tädte Lindau und<lb/>
Nürnberg aber, &#x017F;owie andere Reichs- und Handels&#x017F;tädte führten<lb/>
darüber Klagen, daß man ihnen Ausländer als Po&#x017F;tmei&#x017F;ter<lb/>
aufdringe.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0324] noch bis zum Jahre 1741, in welchem Jahre erſt das Paar'ſche Hofpoſtamt für erloſchen erklärt wurde 1). §. 4. Andere Beſchwerden gegen Taxis. Während nun dieſe Differenzen der Einnahme der Taxis- ſchen Poſten großen Abbruch thaten, und überdies die Autorität der Taxisſchen Poſtherrſchaft weſentlich beeinträchtigten, gelangten noch andere Beſchwerden über ungebührliche Vertheuerung des Por- tos an die Stände; dieſe Beſchwerden ſcheinen ſehr begründet geweſen zu ſein, denn trotz aller Einſchränkungen und Hinderniſſe, welche die Taxis'ſchen Poſten damals fanden, beliefen ſich doch nach Abzug der Unkoſten und mit Jnbegriff der in Jtalien ſtändigen Gefälle die reinen jährlichen Poſteinkünfte im Jahre 1646 — demſelben Jahre, als Claudius Lamoral nach er- langter Großjährigkeit die Verwaltung des Reichsgeneralats ſelbſtſtändig antrat — auf nicht weniger als 100,000 Ducaten 2). Jn den Zuſammenkünften zu Münſter und Osnabrück (1647) ward insbeſondere über die Mißbräuche der Taxis'ſchen Poſten mannichfaltige Beſchwerde erhoben. Die evangeliſchen Stände beſchwerten ſich, daß man von ihren Briefen ſeit dem Jahre 1627 Poſtgeld fordere; die Reichsſtädte Lindau und Nürnberg aber, ſowie andere Reichs- und Handelsſtädte führten darüber Klagen, daß man ihnen Ausländer als Poſtmeiſter aufdringe. 1) v. Beust a. a. O. Bd. I. pag. 184 etc. 2) Hausen, Staatsmaterialien. St, 5.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/324
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/324>, abgerufen am 25.11.2024.