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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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reiches, die besonderen Verhältnisse des herrschenden Stammes
zu den zahlreichen von ihm unterjochten Völkerschaften, die
stete Furcht vor Aufständen und Empörungen derselben, die
geringe Zuverlässigkeit ehrgeiziger Satrapen und zinspflichtiger
Fürsten, das asiatischen Herrschern angeborene und unter einer
Umgebung von sclavisch sich beugenden Dienern genährte Miß-
trauen, die dadurch bedingte despotische Regierungsform eines
durch Gewalt zusammengebrachten und auch durch Gewalt oft
nur mühsam zusammengehaltenen Staates waren die haupt-
sächlichsten Gründe,1) welche ihn veranlaßten, reitende Posten
im Lande anzulegen und die möglichste Beschleunigung in der
Beförderung seiner Befehle und der an ihn zu gelangenden
Berichte und Meldungen zu erzielen.

Wie weit die Stationen von einander entfernt waren, ist
nicht genau zu bestimmen, wahrscheinlich je nach Oertlichkeit
und Terrainverhältnissen je eine Tagreise, wie dies auch von
Beust
annimmt,2) indem er sagt: "Man hat auch in Persien
an den Landstraßen an gewissen Orten und längstens eine
Tagreise
von einander entfernt gewisse Stationes, Herbergen
und Posthäuser genannt, welche man angarae nannte, in welchen
königliche Pferde und Maulthiere unterhalten wurden, um die
königlichen Bedienten und Briefe geschwind fortschaffen zu
können." --

Nach approximativer Annahme betrug die Entfernung von
einer Station zur andern 3, 4--5 persische Meilen (Para-
sangen). Eine parasanga maß 30 Stadien, ein stadium

1) Hudemann, das Postwesen der römischen Kaiserzeit, Kiel 1866.
2) von Beust, über Posten und Postregale, Jena 1748. Bd. I pag. 27.
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reiches, die beſonderen Verhältniſſe des herrſchenden Stammes
zu den zahlreichen von ihm unterjochten Völkerſchaften, die
ſtete Furcht vor Aufſtänden und Empörungen derſelben, die
geringe Zuverläſſigkeit ehrgeiziger Satrapen und zinspflichtiger
Fürſten, das aſiatiſchen Herrſchern angeborene und unter einer
Umgebung von ſclaviſch ſich beugenden Dienern genährte Miß-
trauen, die dadurch bedingte deſpotiſche Regierungsform eines
durch Gewalt zuſammengebrachten und auch durch Gewalt oft
nur mühſam zuſammengehaltenen Staates waren die haupt-
ſächlichſten Gründe,1) welche ihn veranlaßten, reitende Poſten
im Lande anzulegen und die möglichſte Beſchleunigung in der
Beförderung ſeiner Befehle und der an ihn zu gelangenden
Berichte und Meldungen zu erzielen.

Wie weit die Stationen von einander entfernt waren, iſt
nicht genau zu beſtimmen, wahrſcheinlich je nach Oertlichkeit
und Terrainverhältniſſen je eine Tagreiſe, wie dies auch von
Beust
annimmt,2) indem er ſagt: „Man hat auch in Perſien
an den Landſtraßen an gewiſſen Orten und längſtens eine
Tagreiſe
von einander entfernt gewiſſe Stationes, Herbergen
und Poſthäuſer genannt, welche man angarae nannte, in welchen
königliche Pferde und Maulthiere unterhalten wurden, um die
königlichen Bedienten und Briefe geſchwind fortſchaffen zu
können.“ —

Nach approximativer Annahme betrug die Entfernung von
einer Station zur andern 3, 4—5 perſiſche Meilen (Para-
ſangen). Eine parasanga maß 30 Stadien, ein stadium

1) Hudemann, das Poſtweſen der römiſchen Kaiſerzeit, Kiel 1866.
2) von Beust, über Poſten und Poſtregale, Jena 1748. Bd. I pag. 27.
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[17/0030] reiches, die beſonderen Verhältniſſe des herrſchenden Stammes zu den zahlreichen von ihm unterjochten Völkerſchaften, die ſtete Furcht vor Aufſtänden und Empörungen derſelben, die geringe Zuverläſſigkeit ehrgeiziger Satrapen und zinspflichtiger Fürſten, das aſiatiſchen Herrſchern angeborene und unter einer Umgebung von ſclaviſch ſich beugenden Dienern genährte Miß- trauen, die dadurch bedingte deſpotiſche Regierungsform eines durch Gewalt zuſammengebrachten und auch durch Gewalt oft nur mühſam zuſammengehaltenen Staates waren die haupt- ſächlichſten Gründe, 1) welche ihn veranlaßten, reitende Poſten im Lande anzulegen und die möglichſte Beſchleunigung in der Beförderung ſeiner Befehle und der an ihn zu gelangenden Berichte und Meldungen zu erzielen. Wie weit die Stationen von einander entfernt waren, iſt nicht genau zu beſtimmen, wahrſcheinlich je nach Oertlichkeit und Terrainverhältniſſen je eine Tagreiſe, wie dies auch von Beust annimmt, 2) indem er ſagt: „Man hat auch in Perſien an den Landſtraßen an gewiſſen Orten und längſtens eine Tagreiſe von einander entfernt gewiſſe Stationes, Herbergen und Poſthäuſer genannt, welche man angarae nannte, in welchen königliche Pferde und Maulthiere unterhalten wurden, um die königlichen Bedienten und Briefe geſchwind fortſchaffen zu können.“ — Nach approximativer Annahme betrug die Entfernung von einer Station zur andern 3, 4—5 perſiſche Meilen (Para- ſangen). Eine parasanga maß 30 Stadien, ein stadium 1) Hudemann, das Poſtweſen der römiſchen Kaiſerzeit, Kiel 1866. 2) von Beust, über Poſten und Poſtregale, Jena 1748. Bd. I pag. 27. 2

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/30>, abgerufen am 29.03.2024.