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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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und durch Herkommen liebgewordenen, wenn auch langsamen
Botenverbindungen wieder bediente.

Henott war der Mann nicht, der die Fäden einer immer-
hin für jene Zeit schon großartigen Verbindung zusammen-
halten konnte, ganz abgesehen davon, daß er noch viel weniger
Geldmittel aufzutreiben vermochte, als Taxis.

Henott hatte selbst im Jahre 1589 noch nichts bezahlt und
war ernstlich froh, wieder mit heiler Haut seiner Verbindlich-
keiten los zu werden. -- Sein glänzender Fiasco war ein
ebenso glänzender Triumph für Taxis, der nun erst recht zur
Geltung gelangte. Henott mochte wohl die Schwierigkeiten er-
kannt haben, welche mit der Leitung des Unternehmens ver-
bunden waren, und hatte eingesehen, daß in den ersten An-
fängen nicht Alles Gold war, was glänzte.

Henott verglich sich mit Taxis und trat in dessen Dienste,
wie er es früher war.

§. 4.
Das Reichs-General-Postmeisteramt.

Der Vorfall mit Henott hatte indessen den Leonhard von
Taxis, welcher sich noch immer den größten Vortheil von den
Posten versprach, wenn selbige nur erst recht im Gange wären,
gelehrt, auf seiner Hut zu sein. Er sah wohl ein, daß ihm
die Bestätigung Kaiser Ferdinands kein ausschließliches Recht
gab, Posten in Deutschland anzulegen, denn er selbst war ja
nicht einmal kaiserlicher, sondern nur niederländischer, von der
Krone Spanien abhängender General-Postmeister. Vielleicht
versprach er sich weniger Gefahr, wenn er es dahin bringen

und durch Herkommen liebgewordenen, wenn auch langſamen
Botenverbindungen wieder bediente.

Henott war der Mann nicht, der die Fäden einer immer-
hin für jene Zeit ſchon großartigen Verbindung zuſammen-
halten konnte, ganz abgeſehen davon, daß er noch viel weniger
Geldmittel aufzutreiben vermochte, als Taxis.

Henott hatte ſelbſt im Jahre 1589 noch nichts bezahlt und
war ernſtlich froh, wieder mit heiler Haut ſeiner Verbindlich-
keiten los zu werden. — Sein glänzender Fiasco war ein
ebenſo glänzender Triumph für Taxis, der nun erſt recht zur
Geltung gelangte. Henott mochte wohl die Schwierigkeiten er-
kannt haben, welche mit der Leitung des Unternehmens ver-
bunden waren, und hatte eingeſehen, daß in den erſten An-
fängen nicht Alles Gold war, was glänzte.

Henott verglich ſich mit Taxis und trat in deſſen Dienſte,
wie er es früher war.

§. 4.
Das Reichs-General-Poſtmeiſteramt.

Der Vorfall mit Henott hatte indeſſen den Leonhard von
Taxis, welcher ſich noch immer den größten Vortheil von den
Poſten verſprach, wenn ſelbige nur erſt recht im Gange wären,
gelehrt, auf ſeiner Hut zu ſein. Er ſah wohl ein, daß ihm
die Beſtätigung Kaiſer Ferdinands kein ausſchließliches Recht
gab, Poſten in Deutſchland anzulegen, denn er ſelbſt war ja
nicht einmal kaiſerlicher, ſondern nur niederländiſcher, von der
Krone Spanien abhängender General-Poſtmeiſter. Vielleicht
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[281/0294] und durch Herkommen liebgewordenen, wenn auch langſamen Botenverbindungen wieder bediente. Henott war der Mann nicht, der die Fäden einer immer- hin für jene Zeit ſchon großartigen Verbindung zuſammen- halten konnte, ganz abgeſehen davon, daß er noch viel weniger Geldmittel aufzutreiben vermochte, als Taxis. Henott hatte ſelbſt im Jahre 1589 noch nichts bezahlt und war ernſtlich froh, wieder mit heiler Haut ſeiner Verbindlich- keiten los zu werden. — Sein glänzender Fiasco war ein ebenſo glänzender Triumph für Taxis, der nun erſt recht zur Geltung gelangte. Henott mochte wohl die Schwierigkeiten er- kannt haben, welche mit der Leitung des Unternehmens ver- bunden waren, und hatte eingeſehen, daß in den erſten An- fängen nicht Alles Gold war, was glänzte. Henott verglich ſich mit Taxis und trat in deſſen Dienſte, wie er es früher war. §. 4. Das Reichs-General-Poſtmeiſteramt. Der Vorfall mit Henott hatte indeſſen den Leonhard von Taxis, welcher ſich noch immer den größten Vortheil von den Poſten verſprach, wenn ſelbige nur erſt recht im Gange wären, gelehrt, auf ſeiner Hut zu ſein. Er ſah wohl ein, daß ihm die Beſtätigung Kaiſer Ferdinands kein ausſchließliches Recht gab, Poſten in Deutſchland anzulegen, denn er ſelbſt war ja nicht einmal kaiſerlicher, ſondern nur niederländiſcher, von der Krone Spanien abhängender General-Poſtmeiſter. Vielleicht verſprach er ſich weniger Gefahr, wenn er es dahin bringen

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/294>, abgerufen am 22.11.2024.