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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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stalt voraus und sei es, daß die Fürsten besorgten, es möchte
ihnen allmählig ein förmliches Servitut aus dem Durchritt der
Taxis'schen Posten erwachsen, sei es, daß sie sich in ihren bisherigen
landesherrlichen und hergestammten auch wohl erworbenen Rechten
verletzt sahen, wenn Taxis ihre Unterthanen gleichsam zu spa-
nischen Bediensteten machte oder daß sich gar fremde Beamte
ins Land eindrängten, -- kurz, in politischer Hinsicht waren
nunmehr die Niederlande, Spanien und Deutschland getrennt,
ein fremder Monarch war Herr der Niederlande, und nun
gingen einige Reichsstände selbst so weit, den Taxisschen Posten
den Durchgang durch ihre Gebiete ganz und gar zu versagen,
und nicht mehr zu gedulden, daß sich Beamte eines fremden
Herrn in ihrem Lande aufhielten und darin Anordnungen
träfen.

Man schmollte, grollte, ließ seine Wuth und Rache an den
durchreitenden Postillons aus, machte gegen Taxis eine Faust
in der Tasche, -- dachte aber nicht daran, von dem eigenen
guten Rechte selbst Gebrauch zu machen, und in eigener Er-
kenntniß der so wohlthätigen Anstalt selber Landesposten zu er-
richten, resp. zu vermehren. --

Diese Reichsstände haben also nicht einmal von dem Ei
des Columbus Gebrauch zu machen gewußt oder verstanden.
Glücklicherweise ließ sich Leonhard von Taxis, so gefährlich
solche Reibungen auf sein Unternehmen wirken mußten, in sei-
nem großen Plane nicht stören; mit klarem Geiste sah er dem
Sturm entgegen und suchte ihn dadurch zu beschwören, daß er
die vom Kaiser Karl V. erhaltene Bestallung nun auch durch
Ferdinand I., welcher inzwischen am 24. März 1558 in Frank-
furt als deutscher Kaiser gekrönt worden war, bestätigen, be-

ſtalt voraus und ſei es, daß die Fürſten beſorgten, es möchte
ihnen allmählig ein förmliches Servitut aus dem Durchritt der
Taxis'ſchen Poſten erwachſen, ſei es, daß ſie ſich in ihren bisherigen
landesherrlichen und hergeſtammten auch wohl erworbenen Rechten
verletzt ſahen, wenn Taxis ihre Unterthanen gleichſam zu ſpa-
niſchen Bedienſteten machte oder daß ſich gar fremde Beamte
ins Land eindrängten, — kurz, in politiſcher Hinſicht waren
nunmehr die Niederlande, Spanien und Deutſchland getrennt,
ein fremder Monarch war Herr der Niederlande, und nun
gingen einige Reichsſtände ſelbſt ſo weit, den Taxisſchen Poſten
den Durchgang durch ihre Gebiete ganz und gar zu verſagen,
und nicht mehr zu gedulden, daß ſich Beamte eines fremden
Herrn in ihrem Lande aufhielten und darin Anordnungen
träfen.

Man ſchmollte, grollte, ließ ſeine Wuth und Rache an den
durchreitenden Poſtillons aus, machte gegen Taxis eine Fauſt
in der Taſche, — dachte aber nicht daran, von dem eigenen
guten Rechte ſelbſt Gebrauch zu machen, und in eigener Er-
kenntniß der ſo wohlthätigen Anſtalt ſelber Landespoſten zu er-
richten, resp. zu vermehren. —

Dieſe Reichsſtände haben alſo nicht einmal von dem Ei
des Columbus Gebrauch zu machen gewußt oder verſtanden.
Glücklicherweiſe ließ ſich Leonhard von Taxis, ſo gefährlich
ſolche Reibungen auf ſein Unternehmen wirken mußten, in ſei-
nem großen Plane nicht ſtören; mit klarem Geiſte ſah er dem
Sturm entgegen und ſuchte ihn dadurch zu beſchwören, daß er
die vom Kaiſer Karl V. erhaltene Beſtallung nun auch durch
Ferdinand I., welcher inzwiſchen am 24. März 1558 in Frank-
furt als deutſcher Kaiſer gekrönt worden war, beſtätigen, be-

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[271/0284] ſtalt voraus und ſei es, daß die Fürſten beſorgten, es möchte ihnen allmählig ein förmliches Servitut aus dem Durchritt der Taxis'ſchen Poſten erwachſen, ſei es, daß ſie ſich in ihren bisherigen landesherrlichen und hergeſtammten auch wohl erworbenen Rechten verletzt ſahen, wenn Taxis ihre Unterthanen gleichſam zu ſpa- niſchen Bedienſteten machte oder daß ſich gar fremde Beamte ins Land eindrängten, — kurz, in politiſcher Hinſicht waren nunmehr die Niederlande, Spanien und Deutſchland getrennt, ein fremder Monarch war Herr der Niederlande, und nun gingen einige Reichsſtände ſelbſt ſo weit, den Taxisſchen Poſten den Durchgang durch ihre Gebiete ganz und gar zu verſagen, und nicht mehr zu gedulden, daß ſich Beamte eines fremden Herrn in ihrem Lande aufhielten und darin Anordnungen träfen. Man ſchmollte, grollte, ließ ſeine Wuth und Rache an den durchreitenden Poſtillons aus, machte gegen Taxis eine Fauſt in der Taſche, — dachte aber nicht daran, von dem eigenen guten Rechte ſelbſt Gebrauch zu machen, und in eigener Er- kenntniß der ſo wohlthätigen Anſtalt ſelber Landespoſten zu er- richten, resp. zu vermehren. — Dieſe Reichsſtände haben alſo nicht einmal von dem Ei des Columbus Gebrauch zu machen gewußt oder verſtanden. Glücklicherweiſe ließ ſich Leonhard von Taxis, ſo gefährlich ſolche Reibungen auf ſein Unternehmen wirken mußten, in ſei- nem großen Plane nicht ſtören; mit klarem Geiſte ſah er dem Sturm entgegen und ſuchte ihn dadurch zu beſchwören, daß er die vom Kaiſer Karl V. erhaltene Beſtallung nun auch durch Ferdinand I., welcher inzwiſchen am 24. März 1558 in Frank- furt als deutſcher Kaiſer gekrönt worden war, beſtätigen, be-

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/284>, abgerufen am 10.05.2024.