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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Der junge Franz (IV.) von Taxis befand sich, wie schon
erwähnt, bereits am Hofe Maximilians, als sein Onkel Fran-
ciscus (III.), welchen wir schon als Corriero Maggiore bezeichnet
gefunden haben, starb.

Daß also Franz von Taxis der nächste hiezu Berufene
war, ist erklärlich, -- indeß war diese Postverbindung mittelst
reitender Boten weder eine kaiserliche noch eine Reichs-
anstalt
, sondern lediglich wie alle andern, eine landesherr-
liche
Verfügung, welche speciell den Hausinteressen zugewendet
war und blieb.

Die Richtung, welche dieser Botencours nahm, ging von
Brüssel durch Flamisoul (Bisthum Lüttich), Kreuznach (Erz-
bisthum Trier), Hochstift Speyer über Rheinhausen (ein jetzt
ganz unscheinbares Dorf dicht am Oberrhein auf der großen
Heerstraße aus Süddeutschland nach dem Elsaß und Frankreich),
durch Württemberg über Augsburg nach Wien. --

Dieser Postcours hätte an und für sich keine große Wich-
tigkeit gehabt, wenn er nicht später doch als Grundlinie für
die künftigen Reichsposten gedient hätte.

Jndeß starb Franz schon nach wenig Jahren, im Jahre
1518 und ein Jahr später starb auch Kaiser Maximilian im
Jahr 1519.

Es kann sehr bezweifelt werden, ob die von Franz einge-
richteten Posten von Brüssel nach Wien vollständig durchgeführt
wurden und in's Leben traten, aber gewiß ist es, daß Franz
vom Kaiser Maximilian noch den Titel und die Würde eines
Generalpostmeisters in allen seinen Staaten erhalten hatte.
Dieser Titel erinnert schon vor Allem an die französischen Ein-
richtungen. --

Der junge Franz (IV.) von Taxis befand ſich, wie ſchon
erwähnt, bereits am Hofe Maximilians, als ſein Onkel Fran-
ciscus (III.), welchen wir ſchon als Corriero Maggiore bezeichnet
gefunden haben, ſtarb.

Daß alſo Franz von Taxis der nächſte hiezu Berufene
war, iſt erklärlich, — indeß war dieſe Poſtverbindung mittelſt
reitender Boten weder eine kaiſerliche noch eine Reichs-
anſtalt
, ſondern lediglich wie alle andern, eine landesherr-
liche
Verfügung, welche ſpeciell den Hausintereſſen zugewendet
war und blieb.

Die Richtung, welche dieſer Botencours nahm, ging von
Brüſſel durch Flamiſoul (Bisthum Lüttich), Kreuznach (Erz-
bisthum Trier), Hochſtift Speyer über Rheinhauſen (ein jetzt
ganz unſcheinbares Dorf dicht am Oberrhein auf der großen
Heerſtraße aus Süddeutſchland nach dem Elſaß und Frankreich),
durch Württemberg über Augsburg nach Wien. —

Dieſer Poſtcours hätte an und für ſich keine große Wich-
tigkeit gehabt, wenn er nicht ſpäter doch als Grundlinie für
die künftigen Reichspoſten gedient hätte.

Jndeß ſtarb Franz ſchon nach wenig Jahren, im Jahre
1518 und ein Jahr ſpäter ſtarb auch Kaiſer Maximilian im
Jahr 1519.

Es kann ſehr bezweifelt werden, ob die von Franz einge-
richteten Poſten von Brüſſel nach Wien vollſtändig durchgeführt
wurden und in's Leben traten, aber gewiß iſt es, daß Franz
vom Kaiſer Maximilian noch den Titel und die Würde eines
Generalpoſtmeiſters in allen ſeinen Staaten erhalten hatte.
Dieſer Titel erinnert ſchon vor Allem an die franzöſiſchen Ein-
richtungen. —

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[262/0275] Der junge Franz (IV.) von Taxis befand ſich, wie ſchon erwähnt, bereits am Hofe Maximilians, als ſein Onkel Fran- ciscus (III.), welchen wir ſchon als Corriero Maggiore bezeichnet gefunden haben, ſtarb. Daß alſo Franz von Taxis der nächſte hiezu Berufene war, iſt erklärlich, — indeß war dieſe Poſtverbindung mittelſt reitender Boten weder eine kaiſerliche noch eine Reichs- anſtalt, ſondern lediglich wie alle andern, eine landesherr- liche Verfügung, welche ſpeciell den Hausintereſſen zugewendet war und blieb. Die Richtung, welche dieſer Botencours nahm, ging von Brüſſel durch Flamiſoul (Bisthum Lüttich), Kreuznach (Erz- bisthum Trier), Hochſtift Speyer über Rheinhauſen (ein jetzt ganz unſcheinbares Dorf dicht am Oberrhein auf der großen Heerſtraße aus Süddeutſchland nach dem Elſaß und Frankreich), durch Württemberg über Augsburg nach Wien. — Dieſer Poſtcours hätte an und für ſich keine große Wich- tigkeit gehabt, wenn er nicht ſpäter doch als Grundlinie für die künftigen Reichspoſten gedient hätte. Jndeß ſtarb Franz ſchon nach wenig Jahren, im Jahre 1518 und ein Jahr ſpäter ſtarb auch Kaiſer Maximilian im Jahr 1519. Es kann ſehr bezweifelt werden, ob die von Franz einge- richteten Poſten von Brüſſel nach Wien vollſtändig durchgeführt wurden und in's Leben traten, aber gewiß iſt es, daß Franz vom Kaiſer Maximilian noch den Titel und die Würde eines Generalpoſtmeiſters in allen ſeinen Staaten erhalten hatte. Dieſer Titel erinnert ſchon vor Allem an die franzöſiſchen Ein- richtungen. —

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/275>, abgerufen am 22.11.2024.