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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Zur engeren Verbindung beider Lande ließ Georg im Jahre
1514 geregelte Botenritte nach Meißen und zurück ein-
richten. Als jedoch Georg der Regierung eines so wider-
spänstigen Volkes, wie die Friesen, müde, die Erbstatthalterschaft
und das ganze Land dem Kaiser Carl V. gegen baares Geld
überließ, kam Westfriesland wieder in Oesterreich's Besitz und
die vom Herzog eingerichtete Postverbindung kam wieder in's
Stocken oder hörte wohl ganz auf.

Nichtsdestoweniger bildeten sich die landesherrlichen Boten-
anstalten, welche alsbald mit dem Namen "Posten"1) bezeichnet
wurden, in Sachsen aus, so daß namentlich unter Churfürst
August (1553-1586) schon eine ganz erhebliche Organisation
nachgewiesen werden kann. Der Dienst der Boten geschah
stets zu Pferd, sie hießen "Postreiter". Als ein solcher landes-
herrlicher Postreiter wird zuerst Salomon Felgenhauer im
Jahre 1572 aufgeführt, welcher im Jahre 1574 als "Post-
meister" erscheint. Diese Titulatur darf uns jedoch noch nicht
zu der Annahme verführen, als seien die damaligen Zustände
schon glänzend gewesen, im Gegentheil2) war die Einrichtung
noch recht beschwerlich und erst Churfürst Christian verordnete
im Jahre 1588, daß die bisherigen Postboten abgeschafft, die
Posten dafür von Amt zu Amt bestellt werden und die Amts-
schlösser für das weitere Fortbringen sorgen sollten. Daß aber

1) Der Ausdruck "Posten" war wie oben angedeutet von Frankreich
herübergekommen, denn die Postanstalten Ludwig XI. blieben nicht
lange unbekannt; in Frankreich hatte sich der Ausdruck "les postes"
aus der Bezeichnung "positis" (nemlich equis) gebildet.
2) Sammlung vermischter Nachrichten zur sächsischen Geschichte.
Chemnitz 1772. Band VII. pag. 226.

Zur engeren Verbindung beider Lande ließ Georg im Jahre
1514 geregelte Botenritte nach Meißen und zurück ein-
richten. Als jedoch Georg der Regierung eines ſo wider-
ſpänſtigen Volkes, wie die Frieſen, müde, die Erbſtatthalterſchaft
und das ganze Land dem Kaiſer Carl V. gegen baares Geld
überließ, kam Weſtfriesland wieder in Oeſterreich's Beſitz und
die vom Herzog eingerichtete Poſtverbindung kam wieder in's
Stocken oder hörte wohl ganz auf.

Nichtsdeſtoweniger bildeten ſich die landesherrlichen Boten-
anſtalten, welche alsbald mit dem Namen „Poſten“1) bezeichnet
wurden, in Sachſen aus, ſo daß namentlich unter Churfürſt
Auguſt (1553‒1586) ſchon eine ganz erhebliche Organiſation
nachgewieſen werden kann. Der Dienſt der Boten geſchah
ſtets zu Pferd, ſie hießen „Poſtreiter“. Als ein ſolcher landes-
herrlicher Poſtreiter wird zuerſt Salomon Felgenhauer im
Jahre 1572 aufgeführt, welcher im Jahre 1574 als „Poſt-
meiſter“ erſcheint. Dieſe Titulatur darf uns jedoch noch nicht
zu der Annahme verführen, als ſeien die damaligen Zuſtände
ſchon glänzend geweſen, im Gegentheil2) war die Einrichtung
noch recht beſchwerlich und erſt Churfürſt Chriſtian verordnete
im Jahre 1588, daß die bisherigen Poſtboten abgeſchafft, die
Poſten dafür von Amt zu Amt beſtellt werden und die Amts-
ſchlöſſer für das weitere Fortbringen ſorgen ſollten. Daß aber

1) Der Ausdruck „Poſten“ war wie oben angedeutet von Frankreich
herübergekommen, denn die Poſtanſtalten Ludwig XI. blieben nicht
lange unbekannt; in Frankreich hatte ſich der Ausdruck „les postes
aus der Bezeichnung „positis“ (nemlich equis) gebildet.
2) Sammlung vermiſchter Nachrichten zur ſächſiſchen Geſchichte.
Chemnitz 1772. Band VII. pag. 226.
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[240/0253] Zur engeren Verbindung beider Lande ließ Georg im Jahre 1514 geregelte Botenritte nach Meißen und zurück ein- richten. Als jedoch Georg der Regierung eines ſo wider- ſpänſtigen Volkes, wie die Frieſen, müde, die Erbſtatthalterſchaft und das ganze Land dem Kaiſer Carl V. gegen baares Geld überließ, kam Weſtfriesland wieder in Oeſterreich's Beſitz und die vom Herzog eingerichtete Poſtverbindung kam wieder in's Stocken oder hörte wohl ganz auf. Nichtsdeſtoweniger bildeten ſich die landesherrlichen Boten- anſtalten, welche alsbald mit dem Namen „Poſten“ 1) bezeichnet wurden, in Sachſen aus, ſo daß namentlich unter Churfürſt Auguſt (1553‒1586) ſchon eine ganz erhebliche Organiſation nachgewieſen werden kann. Der Dienſt der Boten geſchah ſtets zu Pferd, ſie hießen „Poſtreiter“. Als ein ſolcher landes- herrlicher Poſtreiter wird zuerſt Salomon Felgenhauer im Jahre 1572 aufgeführt, welcher im Jahre 1574 als „Poſt- meiſter“ erſcheint. Dieſe Titulatur darf uns jedoch noch nicht zu der Annahme verführen, als ſeien die damaligen Zuſtände ſchon glänzend geweſen, im Gegentheil 2) war die Einrichtung noch recht beſchwerlich und erſt Churfürſt Chriſtian verordnete im Jahre 1588, daß die bisherigen Poſtboten abgeſchafft, die Poſten dafür von Amt zu Amt beſtellt werden und die Amts- ſchlöſſer für das weitere Fortbringen ſorgen ſollten. Daß aber 1) Der Ausdruck „Poſten“ war wie oben angedeutet von Frankreich herübergekommen, denn die Poſtanſtalten Ludwig XI. blieben nicht lange unbekannt; in Frankreich hatte ſich der Ausdruck „les postes“ aus der Bezeichnung „positis“ (nemlich equis) gebildet. 2) Sammlung vermiſchter Nachrichten zur ſächſiſchen Geſchichte. Chemnitz 1772. Band VII. pag. 226.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/253>, abgerufen am 22.11.2024.