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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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für jeden Tag erhielten, wenn sie an einem Ort verweilen
mußten. Diese Bediensteten besorgten zugleich auf ihren Dienst-
zügen die Briefe in's Ausland, nach Böhmen, Sachsen, Oester-
reich, ganz Süddeutschland, Holland, Dänemark etc., sammelten
und bestellten unterwegs, was ihnen eingehändigt wurde, und
ließen sich nach Willkühr einen Bestellungslohn zahlen. Die
Ausdrücke in den Amtsberichten sind nicht ganz klar, ob alle
Boten oder welche von ihnen für jeden Botengang 8 Thaler
Lohn und täglich 2 Groschen Zehr- und Wartegeld erhielten1).

Ebenso hatte in Sachsen, alten Urkunden zufolge, Herzog
Albert Animosus (der Beherzte) zu Meißen, Stifter der Al-
bertinischen Linie und jüngster Sohn des Churfürsten Fried-
rich II. des Sanftmüthigen, während seiner Regentschaft (1464-
1500) besonders als Statthalter von Westfriesland eigene
Boten zu Fuß und zu Pferde bestellt, welche wechselnd
und stationsweise seine Schreiben und die Correspondenzen
seiner Behörden in Meißen und Friesland, die durch viele
andere Staaten getrennt waren, regelmäßig und schnell zu be-
sorgen hatten.

Sein Sohn und Nachfolger, Herzog Georg der Bärtige,
welcher von seinem Vater die Statthalterschaft in Westfriesland
zum Lehen geerbt hatte und deßhalb "Römisch Kaiserlicher
Majestät und des heiligen Reiches erblicher Gubernator in
Friesland" genannt wurde, wohnte größtentheils in seinem
Residenzorte Sluttorp (Schluttdorf) in Friesland.

1) Matthias, Geschichte der Posten, Berlin 1832. Band I.
pag.
163.

für jeden Tag erhielten, wenn ſie an einem Ort verweilen
mußten. Dieſe Bedienſteten beſorgten zugleich auf ihren Dienſt-
zügen die Briefe in's Ausland, nach Böhmen, Sachſen, Oeſter-
reich, ganz Süddeutſchland, Holland, Dänemark ꝛc., ſammelten
und beſtellten unterwegs, was ihnen eingehändigt wurde, und
ließen ſich nach Willkühr einen Beſtellungslohn zahlen. Die
Ausdrücke in den Amtsberichten ſind nicht ganz klar, ob alle
Boten oder welche von ihnen für jeden Botengang 8 Thaler
Lohn und täglich 2 Groſchen Zehr- und Wartegeld erhielten1).

Ebenſo hatte in Sachſen, alten Urkunden zufolge, Herzog
Albert Animoſus (der Beherzte) zu Meißen, Stifter der Al-
bertiniſchen Linie und jüngſter Sohn des Churfürſten Fried-
rich II. des Sanftmüthigen, während ſeiner Regentſchaft (1464‒
1500) beſonders als Statthalter von Weſtfriesland eigene
Boten zu Fuß und zu Pferde beſtellt, welche wechſelnd
und ſtationsweiſe ſeine Schreiben und die Correspondenzen
ſeiner Behörden in Meißen und Friesland, die durch viele
andere Staaten getrennt waren, regelmäßig und ſchnell zu be-
ſorgen hatten.

Sein Sohn und Nachfolger, Herzog Georg der Bärtige,
welcher von ſeinem Vater die Statthalterſchaft in Weſtfriesland
zum Lehen geerbt hatte und deßhalb „Römiſch Kaiſerlicher
Majeſtät und des heiligen Reiches erblicher Gubernator in
Friesland“ genannt wurde, wohnte größtentheils in ſeinem
Reſidenzorte Sluttorp (Schluttdorf) in Friesland.

1) Matthias, Geſchichte der Poſten, Berlin 1832. Band I.
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163.
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[239/0252] für jeden Tag erhielten, wenn ſie an einem Ort verweilen mußten. Dieſe Bedienſteten beſorgten zugleich auf ihren Dienſt- zügen die Briefe in's Ausland, nach Böhmen, Sachſen, Oeſter- reich, ganz Süddeutſchland, Holland, Dänemark ꝛc., ſammelten und beſtellten unterwegs, was ihnen eingehändigt wurde, und ließen ſich nach Willkühr einen Beſtellungslohn zahlen. Die Ausdrücke in den Amtsberichten ſind nicht ganz klar, ob alle Boten oder welche von ihnen für jeden Botengang 8 Thaler Lohn und täglich 2 Groſchen Zehr- und Wartegeld erhielten 1). Ebenſo hatte in Sachſen, alten Urkunden zufolge, Herzog Albert Animoſus (der Beherzte) zu Meißen, Stifter der Al- bertiniſchen Linie und jüngſter Sohn des Churfürſten Fried- rich II. des Sanftmüthigen, während ſeiner Regentſchaft (1464‒ 1500) beſonders als Statthalter von Weſtfriesland eigene Boten zu Fuß und zu Pferde beſtellt, welche wechſelnd und ſtationsweiſe ſeine Schreiben und die Correspondenzen ſeiner Behörden in Meißen und Friesland, die durch viele andere Staaten getrennt waren, regelmäßig und ſchnell zu be- ſorgen hatten. Sein Sohn und Nachfolger, Herzog Georg der Bärtige, welcher von ſeinem Vater die Statthalterſchaft in Weſtfriesland zum Lehen geerbt hatte und deßhalb „Römiſch Kaiſerlicher Majeſtät und des heiligen Reiches erblicher Gubernator in Friesland“ genannt wurde, wohnte größtentheils in ſeinem Reſidenzorte Sluttorp (Schluttdorf) in Friesland. 1) Matthias, Geſchichte der Poſten, Berlin 1832. Band I. pag. 163.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/252>, abgerufen am 22.11.2024.