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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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Stundenzettel auch dort in Anwendung waren, ist zweifellos,
weil der betreffende Erlaß des Herzogs (de dato Dresden
8. September 1588) sagt: "Befehlen wir derowegen, du
wollest neben ihme (dem Felgenhauer) solches dergestalt ver-
richten, und alle Posten, so hinführo einkommen, unverzüg-
licher annehmen und die an gehörende Orte von einem Amte
zum Amte, bei Tagk und Nacht, mit besserem Fleiße bestellen
und bei Vermeidung unserer Ungnade und Straffe damit
keinen Mangel fürfallen lassen, auch mit den empfangenen
Zeddeln dasselbe Bothenlohn in Ausgabe und Rechnung be-
legen." --

Diese Botengänge waren anfangs nur auf die Besorgung
der landesherrlichen Schreiben beschränkt. Das Publicum
konnte diese Anstalt vorerst nicht benützen. Eine solche Be-
schränkung konnte aber jedenfalls nicht lange dauern: denn im
Jahre 1595 sah sich schon der Magistrat Leipzig veranlaßt,
für die ankommenden fremden Boten in der sogenannten Safran-
wage eine eigene Briefstube zu errichten und einen eigenen Boten-
meister zu ernennen, was auf bedeutende Zunahme der Boten-
verbindungen und Betheiligung des Publicums sicher
schließen läßt. Die Einrichtung war so schlecht, "daß der
Botenmeister sich kaum behelfen konnte".

Jn Folge dessen ließ der Magistrat 1608 neben der Safran-
wage ein besonderes Botenhaus erbauen, ernannte einen weitern
Botenmeister (Franz Peiligke) und 30 Boten zum gewöhnlichen
Dienst, nebst 10 Hilfs- oder Beiboten, welche sämmtlich ver-
eidigt waren. Die Besoldung des Peiligke war auf einen
Pfennig für jeden Brief (abgehenden oder ankommenden) be-
stimmt und drei Pfennige für jedes Schreiben, das er durch

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Stundenzettel auch dort in Anwendung waren, iſt zweifellos,
weil der betreffende Erlaß des Herzogs (de dato Dresden
8. September 1588) ſagt: „Befehlen wir derowegen, du
wolleſt neben ihme (dem Felgenhauer) ſolches dergeſtalt ver-
richten, und alle Poſten, ſo hinführo einkommen, unverzüg-
licher annehmen und die an gehörende Orte von einem Amte
zum Amte, bei Tagk und Nacht, mit beſſerem Fleiße beſtellen
und bei Vermeidung unſerer Ungnade und Straffe damit
keinen Mangel fürfallen laſſen, auch mit den empfangenen
Zeddeln daſſelbe Bothenlohn in Ausgabe und Rechnung be-
legen.“ —

Dieſe Botengänge waren anfangs nur auf die Beſorgung
der landesherrlichen Schreiben beſchränkt. Das Publicum
konnte dieſe Anſtalt vorerſt nicht benützen. Eine ſolche Be-
ſchränkung konnte aber jedenfalls nicht lange dauern: denn im
Jahre 1595 ſah ſich ſchon der Magiſtrat Leipzig veranlaßt,
für die ankommenden fremden Boten in der ſogenannten Safran-
wage eine eigene Briefſtube zu errichten und einen eigenen Boten-
meiſter zu ernennen, was auf bedeutende Zunahme der Boten-
verbindungen und Betheiligung des Publicums ſicher
ſchließen läßt. Die Einrichtung war ſo ſchlecht, „daß der
Botenmeiſter ſich kaum behelfen konnte“.

Jn Folge deſſen ließ der Magiſtrat 1608 neben der Safran-
wage ein beſonderes Botenhaus erbauen, ernannte einen weitern
Botenmeiſter (Franz Peiligke) und 30 Boten zum gewöhnlichen
Dienſt, nebſt 10 Hilfs- oder Beiboten, welche ſämmtlich ver-
eidigt waren. Die Beſoldung des Peiligke war auf einen
Pfennig für jeden Brief (abgehenden oder ankommenden) be-
ſtimmt und drei Pfennige für jedes Schreiben, das er durch

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[241/0254] Stundenzettel auch dort in Anwendung waren, iſt zweifellos, weil der betreffende Erlaß des Herzogs (de dato Dresden 8. September 1588) ſagt: „Befehlen wir derowegen, du wolleſt neben ihme (dem Felgenhauer) ſolches dergeſtalt ver- richten, und alle Poſten, ſo hinführo einkommen, unverzüg- licher annehmen und die an gehörende Orte von einem Amte zum Amte, bei Tagk und Nacht, mit beſſerem Fleiße beſtellen und bei Vermeidung unſerer Ungnade und Straffe damit keinen Mangel fürfallen laſſen, auch mit den empfangenen Zeddeln daſſelbe Bothenlohn in Ausgabe und Rechnung be- legen.“ — Dieſe Botengänge waren anfangs nur auf die Beſorgung der landesherrlichen Schreiben beſchränkt. Das Publicum konnte dieſe Anſtalt vorerſt nicht benützen. Eine ſolche Be- ſchränkung konnte aber jedenfalls nicht lange dauern: denn im Jahre 1595 ſah ſich ſchon der Magiſtrat Leipzig veranlaßt, für die ankommenden fremden Boten in der ſogenannten Safran- wage eine eigene Briefſtube zu errichten und einen eigenen Boten- meiſter zu ernennen, was auf bedeutende Zunahme der Boten- verbindungen und Betheiligung des Publicums ſicher ſchließen läßt. Die Einrichtung war ſo ſchlecht, „daß der Botenmeiſter ſich kaum behelfen konnte“. Jn Folge deſſen ließ der Magiſtrat 1608 neben der Safran- wage ein beſonderes Botenhaus erbauen, ernannte einen weitern Botenmeiſter (Franz Peiligke) und 30 Boten zum gewöhnlichen Dienſt, nebſt 10 Hilfs- oder Beiboten, welche ſämmtlich ver- eidigt waren. Die Beſoldung des Peiligke war auf einen Pfennig für jeden Brief (abgehenden oder ankommenden) be- ſtimmt und drei Pfennige für jedes Schreiben, das er durch 16

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/254>, abgerufen am 10.05.2024.