reich sich an die Universitätsbotenzüge sofort zahlreiche andere Seiten-Verbindungen sich anschlossen, sobald es Uebung wurde, daß die Universitätsboten ihre Dienstleistungen auch den Be- dürfnissen des allgemeinen Publikums zur Verfügung stellten. Jn Folge dessen sehen wir auch gerade in Frankreich dieselbe sich so großartig anschwellen und fast alle Verkehrsrouten von ihr dem allgemeinen Bedürfniß entsprechend in Beschlag ge- nommen und versorgt.
Jndeß wie wir in Deutschland zu Ende des Mittelalters die mächtigen Vorboten anderer Zeiten kommen sahen, wie hier politische und sociale Verhältnisse einen neuen Umschwung er- hielten, deren Folgen andere Verkehrsanstalten als Bedürfniß hervorriefen, als die bisher bestandenen, ebenso weckte diese neue Strömung der Zeit auch auf französischem Boden neue Be- dürfnisse, welchen entgegengekommen werden mußte, wenn die neue Entwicklung der Dinge geleitet und beherrscht werden wollte.
Wie wir schon angedeutet, war es Ludwig XI., welcher auf dem Gebiete des Verkehrslebens in Frankreich dem neuen Um- schwung der Dinge mit vollster Erkenntniß folgend den Ge- danken faßte, nicht mehr einer Corporation allein die Möglich- keit geregelter Verbindungen zu überlassen, sondern vielmehr dieselbe in das Bereich seiner königlichen Macht zu ziehen und unabhängig von jeder andern Beeinflußung und Berührung, ähnliche und sogar bessere und zuverläßigere Mittel zu schaffen, um zunächst politischen Bedürfnissen zu genügen.
Der Gedanke wurde zur That durch die berühmte Verord- nung vom 19. Juni 1464, welche in demselben Maße als erste Grundsäule des neuen Postwesens zu betrachten ist, als
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reich ſich an die Univerſitätsbotenzüge ſofort zahlreiche andere Seiten-Verbindungen ſich anſchloſſen, ſobald es Uebung wurde, daß die Univerſitätsboten ihre Dienſtleiſtungen auch den Be- dürfniſſen des allgemeinen Publikums zur Verfügung ſtellten. Jn Folge deſſen ſehen wir auch gerade in Frankreich dieſelbe ſich ſo großartig anſchwellen und faſt alle Verkehrsrouten von ihr dem allgemeinen Bedürfniß entſprechend in Beſchlag ge- nommen und verſorgt.
Jndeß wie wir in Deutſchland zu Ende des Mittelalters die mächtigen Vorboten anderer Zeiten kommen ſahen, wie hier politiſche und ſociale Verhältniſſe einen neuen Umſchwung er- hielten, deren Folgen andere Verkehrsanſtalten als Bedürfniß hervorriefen, als die bisher beſtandenen, ebenſo weckte dieſe neue Strömung der Zeit auch auf franzöſiſchem Boden neue Be- dürfniſſe, welchen entgegengekommen werden mußte, wenn die neue Entwicklung der Dinge geleitet und beherrſcht werden wollte.
Wie wir ſchon angedeutet, war es Ludwig XI., welcher auf dem Gebiete des Verkehrslebens in Frankreich dem neuen Um- ſchwung der Dinge mit vollſter Erkenntniß folgend den Ge- danken faßte, nicht mehr einer Corporation allein die Möglich- keit geregelter Verbindungen zu überlaſſen, ſondern vielmehr dieſelbe in das Bereich ſeiner königlichen Macht zu ziehen und unabhängig von jeder andern Beeinflußung und Berührung, ähnliche und ſogar beſſere und zuverläßigere Mittel zu ſchaffen, um zunächſt politiſchen Bedürfniſſen zu genügen.
Der Gedanke wurde zur That durch die berühmte Verord- nung vom 19. Juni 1464, welche in demſelben Maße als erſte Grundſäule des neuen Poſtweſens zu betrachten iſt, als
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reich ſich an die Univerſitätsbotenzüge ſofort zahlreiche andere
Seiten-Verbindungen ſich anſchloſſen, ſobald es Uebung wurde,
daß die Univerſitätsboten ihre Dienſtleiſtungen auch den Be-
dürfniſſen des allgemeinen Publikums zur Verfügung ſtellten.
Jn Folge deſſen ſehen wir auch gerade in Frankreich dieſelbe
ſich ſo großartig anſchwellen und faſt alle Verkehrsrouten von
ihr dem allgemeinen Bedürfniß entſprechend in Beſchlag ge-
nommen und verſorgt.
Jndeß wie wir in Deutſchland zu Ende des Mittelalters
die mächtigen Vorboten anderer Zeiten kommen ſahen, wie hier
politiſche und ſociale Verhältniſſe einen neuen Umſchwung er-
hielten, deren Folgen andere Verkehrsanſtalten als Bedürfniß
hervorriefen, als die bisher beſtandenen, ebenſo weckte dieſe neue
Strömung der Zeit auch auf franzöſiſchem Boden neue Be-
dürfniſſe, welchen entgegengekommen werden mußte, wenn die
neue Entwicklung der Dinge geleitet und beherrſcht werden
wollte.
Wie wir ſchon angedeutet, war es Ludwig XI., welcher auf
dem Gebiete des Verkehrslebens in Frankreich dem neuen Um-
ſchwung der Dinge mit vollſter Erkenntniß folgend den Ge-
danken faßte, nicht mehr einer Corporation allein die Möglich-
keit geregelter Verbindungen zu überlaſſen, ſondern vielmehr
dieſelbe in das Bereich ſeiner königlichen Macht zu ziehen und
unabhängig von jeder andern Beeinflußung und Berührung,
ähnliche und ſogar beſſere und zuverläßigere Mittel zu ſchaffen,
um zunächſt politiſchen Bedürfniſſen zu genügen.
Der Gedanke wurde zur That durch die berühmte Verord-
nung vom 19. Juni 1464, welche in demſelben Maße als
erſte Grundſäule des neuen Poſtweſens zu betrachten iſt, als
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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/238>, abgerufen am 24.11.2024.
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