Entfalten, bald ist sogar ein Sinken und Schlummern der Kräfte sichtbar, je nachdem eben die Verhältnisse der Zeiten sie ihrem Schooße entlocken; und da die Verkehrsanstalten, sie mochten zu den verschiedenen Zeiten diese oder jene gewesen sein, stets im gleichen Verhältniß mit der jeweiligen politischen und soci- alen Cultur eines Staates oder Volkes standen, da sie gleichsam als Barometer für den Entwicklungsgrad eines Volkes dienen können, so muß sich auch, wenigstens der logische Zusam- menhang der Entwicklungsgeschichte der Posten begründen lassen. --
Wenn wir daher jetzt für unsere Darstellung den deutschen Boden verlassen und uns nach Frankreich wenden, so geschieht es lediglich deßhalb, weil wir dort das Verbindungsglied für die fortlaufende Kette der Thatsachen und Ereignisse finden, welche ganz ohne Zweifel so mächtig auch auf die Gestaltung des deutschen Postwesens ihren Einstuß übten.
Cap. II. Die Postanstalten Ludwig XI.
Wir haben bereits dargestellt, bis zu welchen Aufschwung sich die Pariser Universitätsboten erhoben, wie sie Corporations- Rechte sich erworben hatten und wie ihr Wirkungskreis weit über Frankreich hinaus auch die deutschen Lande umspannte. Es läßt sich zwar nicht nachweisen, welchen Antheil die Universi- tätsbotenanstalt an andern mit ihr Hand in Hand gehenden Verbindungen sowohl in Frankreich als in andern Ländern sich erworben hat, aber das ist gewiß, daß mindestens in Frank-
Entfalten, bald iſt ſogar ein Sinken und Schlummern der Kräfte ſichtbar, je nachdem eben die Verhältniſſe der Zeiten ſie ihrem Schooße entlocken; und da die Verkehrsanſtalten, ſie mochten zu den verſchiedenen Zeiten dieſe oder jene geweſen ſein, ſtets im gleichen Verhältniß mit der jeweiligen politiſchen und ſoci- alen Cultur eines Staates oder Volkes ſtanden, da ſie gleichſam als Barometer für den Entwicklungsgrad eines Volkes dienen können, ſo muß ſich auch, wenigſtens der logiſche Zuſam- menhang der Entwicklungsgeſchichte der Poſten begründen laſſen. —
Wenn wir daher jetzt für unſere Darſtellung den deutſchen Boden verlaſſen und uns nach Frankreich wenden, ſo geſchieht es lediglich deßhalb, weil wir dort das Verbindungsglied für die fortlaufende Kette der Thatſachen und Ereigniſſe finden, welche ganz ohne Zweifel ſo mächtig auch auf die Geſtaltung des deutſchen Poſtweſens ihren Einſtuß übten.
Cap. II. Die Poſtanſtalten Ludwig XI.
Wir haben bereits dargeſtellt, bis zu welchen Aufſchwung ſich die Pariſer Univerſitätsboten erhoben, wie ſie Corporations- Rechte ſich erworben hatten und wie ihr Wirkungskreis weit über Frankreich hinaus auch die deutſchen Lande umſpannte. Es läßt ſich zwar nicht nachweiſen, welchen Antheil die Univerſi- tätsbotenanſtalt an andern mit ihr Hand in Hand gehenden Verbindungen ſowohl in Frankreich als in andern Ländern ſich erworben hat, aber das iſt gewiß, daß mindeſtens in Frank-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0237"n="224"/>
Entfalten, bald iſt ſogar ein Sinken und Schlummern der Kräfte<lb/>ſichtbar, je nachdem eben die Verhältniſſe der Zeiten ſie ihrem<lb/>
Schooße entlocken; und da die Verkehrsanſtalten, ſie mochten<lb/>
zu den verſchiedenen Zeiten dieſe oder jene geweſen ſein, ſtets<lb/>
im gleichen Verhältniß mit der jeweiligen politiſchen und ſoci-<lb/>
alen Cultur eines Staates oder Volkes ſtanden, da ſie gleichſam<lb/>
als Barometer für den Entwicklungsgrad eines Volkes dienen<lb/>
können, ſo muß ſich auch, wenigſtens der <hirendition="#g">logiſche</hi> Zuſam-<lb/>
menhang der Entwicklungsgeſchichte der Poſten begründen<lb/>
laſſen. —</p><lb/><p>Wenn wir daher jetzt für unſere Darſtellung den deutſchen<lb/>
Boden verlaſſen und uns nach Frankreich wenden, ſo geſchieht<lb/>
es lediglich deßhalb, weil wir dort das Verbindungsglied für<lb/>
die fortlaufende Kette der Thatſachen und Ereigniſſe finden,<lb/>
welche ganz ohne Zweifel ſo mächtig auch auf die Geſtaltung<lb/>
des deutſchen Poſtweſens ihren Einſtuß übten.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="3"><head>Cap. <hirendition="#aq">II</hi>.<lb/><hirendition="#b">Die Poſtanſtalten Ludwig <hirendition="#aq">XI</hi></hi>.</head><lb/><p>Wir haben bereits dargeſtellt, bis zu welchen Aufſchwung<lb/>ſich die Pariſer Univerſitätsboten erhoben, wie ſie Corporations-<lb/>
Rechte ſich erworben hatten und wie ihr Wirkungskreis weit über<lb/>
Frankreich hinaus auch die deutſchen Lande umſpannte. Es<lb/>
läßt ſich zwar nicht nachweiſen, welchen Antheil die Univerſi-<lb/>
tätsbotenanſtalt an andern mit ihr Hand in Hand gehenden<lb/>
Verbindungen ſowohl in Frankreich als in andern Ländern<lb/>ſich erworben hat, aber das iſt gewiß, daß mindeſtens in Frank-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[224/0237]
Entfalten, bald iſt ſogar ein Sinken und Schlummern der Kräfte
ſichtbar, je nachdem eben die Verhältniſſe der Zeiten ſie ihrem
Schooße entlocken; und da die Verkehrsanſtalten, ſie mochten
zu den verſchiedenen Zeiten dieſe oder jene geweſen ſein, ſtets
im gleichen Verhältniß mit der jeweiligen politiſchen und ſoci-
alen Cultur eines Staates oder Volkes ſtanden, da ſie gleichſam
als Barometer für den Entwicklungsgrad eines Volkes dienen
können, ſo muß ſich auch, wenigſtens der logiſche Zuſam-
menhang der Entwicklungsgeſchichte der Poſten begründen
laſſen. —
Wenn wir daher jetzt für unſere Darſtellung den deutſchen
Boden verlaſſen und uns nach Frankreich wenden, ſo geſchieht
es lediglich deßhalb, weil wir dort das Verbindungsglied für
die fortlaufende Kette der Thatſachen und Ereigniſſe finden,
welche ganz ohne Zweifel ſo mächtig auch auf die Geſtaltung
des deutſchen Poſtweſens ihren Einſtuß übten.
Cap. II.
Die Poſtanſtalten Ludwig XI.
Wir haben bereits dargeſtellt, bis zu welchen Aufſchwung
ſich die Pariſer Univerſitätsboten erhoben, wie ſie Corporations-
Rechte ſich erworben hatten und wie ihr Wirkungskreis weit über
Frankreich hinaus auch die deutſchen Lande umſpannte. Es
läßt ſich zwar nicht nachweiſen, welchen Antheil die Univerſi-
tätsbotenanſtalt an andern mit ihr Hand in Hand gehenden
Verbindungen ſowohl in Frankreich als in andern Ländern
ſich erworben hat, aber das iſt gewiß, daß mindeſtens in Frank-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/237>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.