und nach einem Allgemeinen strebten, so mußten jene mit der neuen Richtung der Zeit in Widerspruch gerathen. Dasselbe Schicksal hatte auch die Postanstalt der Pariser Universität, obschon sie, weil auf naturgemäße Zustände gegründet, dem Zudrange der neuen Richtung einen zähen und hartnäckigen, bis in den Anfang des vorigen Jahrhunderts fortdauernden Widerstand entgegenzusetzen vermochte.
Der erste Schlag gegen dieselbe geschah in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts unter der Regierung Ludwig XI., jenes Königs, der die entgegenkommende Lage der öffentlichen Zu- stände zur Aufrichtung einer ungehemmten einheitlichen Gewalt benützte und auch die verwerflichen Mittel, die Tyrannei, die Grausamkeit und Arglist nicht verschmähte, um das an sich unabweisliche und unvermeidliche Ziel durch künstliche Mittel zu beschleunigen. Er erwog schon in den ersten Jahren seiner Regierung, wie vortheilhaft für seine Zwecke eine neue Anstalt wirken dürfte, welche ihm in kürzester Zeit zuverlässige Kunde von allen Ereignissen des Auslandes und Jnlandes zuführen könnte, aber zugleich, um dieser Absicht vollkommen zu ent- sprechen, in seinen Händen bleiben und unter seine unmittelbare Leitung gestellt werden müsse.
Unter solchen Erwägungen entstand die merkwürdige Ver- ordnung über die Errichtung einer königlichen Post vom 19. Brachmond 1464, die in der Geschichte des Postwesens den eigentlichen Uebergang aus dem Mittelalter in die neuere Zeit bildet. --
und nach einem Allgemeinen ſtrebten, ſo mußten jene mit der neuen Richtung der Zeit in Widerſpruch gerathen. Daſſelbe Schickſal hatte auch die Poſtanſtalt der Pariſer Univerſität, obſchon ſie, weil auf naturgemäße Zuſtände gegründet, dem Zudrange der neuen Richtung einen zähen und hartnäckigen, bis in den Anfang des vorigen Jahrhunderts fortdauernden Widerſtand entgegenzuſetzen vermochte.
Der erſte Schlag gegen dieſelbe geſchah in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts unter der Regierung Ludwig XI., jenes Königs, der die entgegenkommende Lage der öffentlichen Zu- ſtände zur Aufrichtung einer ungehemmten einheitlichen Gewalt benützte und auch die verwerflichen Mittel, die Tyrannei, die Grauſamkeit und Argliſt nicht verſchmähte, um das an ſich unabweisliche und unvermeidliche Ziel durch künſtliche Mittel zu beſchleunigen. Er erwog ſchon in den erſten Jahren ſeiner Regierung, wie vortheilhaft für ſeine Zwecke eine neue Anſtalt wirken dürfte, welche ihm in kürzeſter Zeit zuverläſſige Kunde von allen Ereigniſſen des Auslandes und Jnlandes zuführen könnte, aber zugleich, um dieſer Abſicht vollkommen zu ent- ſprechen, in ſeinen Händen bleiben und unter ſeine unmittelbare Leitung geſtellt werden müſſe.
Unter ſolchen Erwägungen entſtand die merkwürdige Ver- ordnung über die Errichtung einer königlichen Poſt vom 19. Brachmond 1464, die in der Geſchichte des Poſtweſens den eigentlichen Uebergang aus dem Mittelalter in die neuere Zeit bildet. —
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und nach einem Allgemeinen ſtrebten, ſo mußten jene mit der
neuen Richtung der Zeit in Widerſpruch gerathen. Daſſelbe
Schickſal hatte auch die Poſtanſtalt der Pariſer Univerſität,
obſchon ſie, weil auf naturgemäße Zuſtände gegründet, dem
Zudrange der neuen Richtung einen zähen und hartnäckigen,
bis in den Anfang des vorigen Jahrhunderts fortdauernden
Widerſtand entgegenzuſetzen vermochte.
Der erſte Schlag gegen dieſelbe geſchah in der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts unter der Regierung Ludwig XI., jenes
Königs, der die entgegenkommende Lage der öffentlichen Zu-
ſtände zur Aufrichtung einer ungehemmten einheitlichen Gewalt
benützte und auch die verwerflichen Mittel, die Tyrannei, die
Grauſamkeit und Argliſt nicht verſchmähte, um das an ſich
unabweisliche und unvermeidliche Ziel durch künſtliche Mittel
zu beſchleunigen. Er erwog ſchon in den erſten Jahren ſeiner
Regierung, wie vortheilhaft für ſeine Zwecke eine neue Anſtalt
wirken dürfte, welche ihm in kürzeſter Zeit zuverläſſige Kunde
von allen Ereigniſſen des Auslandes und Jnlandes zuführen
könnte, aber zugleich, um dieſer Abſicht vollkommen zu ent-
ſprechen, in ſeinen Händen bleiben und unter ſeine unmittelbare
Leitung geſtellt werden müſſe.
Unter ſolchen Erwägungen entſtand die merkwürdige Ver-
ordnung über die Errichtung einer königlichen Poſt vom 19.
Brachmond 1464, die in der Geſchichte des Poſtweſens den
eigentlichen Uebergang aus dem Mittelalter in die neuere Zeit
bildet. —
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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/226>, abgerufen am 24.11.2024.
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