selbst warten. Hiebei ist jedoch noch zu bemerken, daß die "Jongen" nicht zu den gewöhnlichen Bediensteten und Knechten gehörten, sie waren vielmehr Diener der ersten Rangklasse und meistens adelige Leute, wie denn auch in den alten Rechnungen der Lohn der Convents "Bryff-Rempter" etc. etc. "Jongen" durchgehends abgesondert von dem Lohn des Gesindes aufgeführt, welch letzteres auch mit Pferde-, Stall-, Garten-Knechten bezeichnet ist.
Die Bryffjongen trugen blaues Tuch als Uniform; laut den Ansätzen in den Rechnungen z. B. XVI. (xvi) halbe bloe Engelish laken vor de Bryffjongen (161/2 Ellen blaues eng- lisches Tuch etc. etc.)
3. Jeder Comthur hatte in seiner Wohnung ein besonderes Zimmer, welches der "Bryffstall" genannt wurde; in dem- selben besorgte er die Amtsschreibereien, nahm die ankommenden Bryffjongen an und fertigte sie wieder ab. Selbstverständlich bedeutete das damalige Wort "Stall" nichts anderes, als ein Gelaß, ein Zimmer.
4. Die Pferde der Bryffjongen hießen "Bryffswoyken"; diese Swoiken waren ausschließlich nur für diesen Dienst ver- wendet, wie einstmals die römischen veredi.
Die Ausgaben für die Bryffswoyken und ihre Ställe stehen in den Rechnungen stets abgesondert von denen für die andern Reit- und Arbeitspferde aufgeführt, z. B. Jtem v. (V) mrk (5 Mark oder Ducaten) vor eyn swoyke in den Bryffswoyken- stall. -- Jtem vlll (VIII) mrk vor eyne swoyke in den Bryff- swoykenstall von Tymo von Grudenz gekowfft etc. etc.
5. Die Briefe wurden in ein Buch eingeschrieben, jeder mit einer Nummer nach der Reihenfolge bezeichnet und neben
ſelbſt warten. Hiebei iſt jedoch noch zu bemerken, daß die „Jongen“ nicht zu den gewöhnlichen Bedienſteten und Knechten gehörten, ſie waren vielmehr Diener der erſten Rangklaſſe und meiſtens adelige Leute, wie denn auch in den alten Rechnungen der Lohn der Convents „Bryff-Rempter“ ꝛc. ꝛc. „Jongen“ durchgehends abgeſondert von dem Lohn des Geſindes aufgeführt, welch letzteres auch mit Pferde-, Stall-, Garten-Knechten bezeichnet iſt.
Die Bryffjongen trugen blaues Tuch als Uniform; laut den Anſätzen in den Rechnungen z. B. XVI. (xvi) halbe bloe Engelish laken vor de Bryffjongen (16½ Ellen blaues eng- liſches Tuch ꝛc. ꝛc.)
3. Jeder Comthur hatte in ſeiner Wohnung ein beſonderes Zimmer, welches der „Bryffſtall“ genannt wurde; in dem- ſelben beſorgte er die Amtsſchreibereien, nahm die ankommenden Bryffjongen an und fertigte ſie wieder ab. Selbſtverſtändlich bedeutete das damalige Wort „Stall“ nichts anderes, als ein Gelaß, ein Zimmer.
4. Die Pferde der Bryffjongen hießen „Bryffſwoyken“; dieſe Swoiken waren ausſchließlich nur für dieſen Dienſt ver- wendet, wie einſtmals die römiſchen veredi.
Die Ausgaben für die Bryffſwoyken und ihre Ställe ſtehen in den Rechnungen ſtets abgeſondert von denen für die andern Reit- und Arbeitspferde aufgeführt, z. B. Jtem v. (V) mrk (5 Mark oder Ducaten) vor eyn ſwoyke in den Bryffſwoyken- ſtall. — Jtem vlll (VIII) mrk vor eyne ſwoyke in den Bryff- ſwoykenſtall von Tymo von Grudenz gekowfft ꝛc. ꝛc.
5. Die Briefe wurden in ein Buch eingeſchrieben, jeder mit einer Nummer nach der Reihenfolge bezeichnet und neben
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ſelbſt warten. Hiebei iſt jedoch noch zu bemerken, daß die
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meiſtens adelige Leute, wie denn auch in den alten Rechnungen
der Lohn der Convents „Bryff-Rempter“ ꝛc. ꝛc. „Jongen“
durchgehends abgeſondert von dem Lohn des Geſindes aufgeführt,
welch letzteres auch mit Pferde-, Stall-, Garten-Knechten
bezeichnet iſt.
Die Bryffjongen trugen blaues Tuch als Uniform; laut
den Anſätzen in den Rechnungen z. B. XVI. (xvi) halbe bloe
Engelish laken vor de Bryffjongen (16½ Ellen blaues eng-
liſches Tuch ꝛc. ꝛc.)
3. Jeder Comthur hatte in ſeiner Wohnung ein beſonderes
Zimmer, welches der „Bryffſtall“ genannt wurde; in dem-
ſelben beſorgte er die Amtsſchreibereien, nahm die ankommenden
Bryffjongen an und fertigte ſie wieder ab. Selbſtverſtändlich
bedeutete das damalige Wort „Stall“ nichts anderes, als ein
Gelaß, ein Zimmer.
4. Die Pferde der Bryffjongen hießen „Bryffſwoyken“;
dieſe Swoiken waren ausſchließlich nur für dieſen Dienſt ver-
wendet, wie einſtmals die römiſchen veredi.
Die Ausgaben für die Bryffſwoyken und ihre Ställe ſtehen
in den Rechnungen ſtets abgeſondert von denen für die andern
Reit- und Arbeitspferde aufgeführt, z. B. Jtem v. (V) mrk
(5 Mark oder Ducaten) vor eyn ſwoyke in den Bryffſwoyken-
ſtall. — Jtem vlll (VIII) mrk vor eyne ſwoyke in den Bryff-
ſwoykenſtall von Tymo von Grudenz gekowfft ꝛc. ꝛc.
5. Die Briefe wurden in ein Buch eingeſchrieben, jeder
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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/207>, abgerufen am 24.11.2024.
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