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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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lichen öffentlichen Einrichtungen im Jnnern von Deutschland
durchaus in keinem Zusammenhang und die Hochmeister unter-
hielten ihre Verbindungen mit dem Auslande durch besondere
Boten. --

Aber gerade diese Abgeschlossenheit einer Anstalt, welche ge-
nau nach den Grundsätzen derjenigen des Augustus gebildet
war, und die der sehr ähnlichen Einrichtung Ludwig XI. fast
um ein Jahrhundert vorausging, ist das Merkwürdige an der
Sache. Wenn auch nicht zu leugnen ist, daß die ganze Stell-
ung des Ordens und insbesondere die zerstreute Lage seiner
Comthureien eine derartige Anstalt zum Bedürfniß machte, so
beweist doch ihre Verwirklichung den überaus anstelligen und
einrichtigen Geist der deutschen Ritter, der sich auch auf andern
Gebieten vielfach bewährt hat1).

Fassen wir die Posteinrichtungen des deutschen Herrenordens
übersichtlich zusammen, so haben wir folgendes Resultat:

1. Der Ordensstallmeister, in der Regel ein Withing am
Sitze der Marienburg, hatte die Oberaufsicht über den ge-
sammten Dienst, soweit er sich im Bereich des Ordens erstreckte;
die Comthure der übrigen Ordenshäuser hatten dagegen in ihren
Bezirken nebst andern Geschäften für ungestörten Fortgang und
pünktliche Abfertigung der Boten zu sorgen.

2. Die "Bryffjongen" (Postillone) waren ausschließlich zur
Beförderung von Briefen etc. verwendet; die Briefe wurden in
einem leinenen "Bryffsack" verwahrt; sie ritten damit bis zum
nächsten Ordenshause, lieferten dieselben ab und brachten die
dort vorliegenden zurück. Jeder Bryffjonge mußte sein Pferd

1) Flegler, zur Geschichte der Posten.
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lichen öffentlichen Einrichtungen im Jnnern von Deutſchland
durchaus in keinem Zuſammenhang und die Hochmeiſter unter-
hielten ihre Verbindungen mit dem Auslande durch beſondere
Boten. —

Aber gerade dieſe Abgeſchloſſenheit einer Anſtalt, welche ge-
nau nach den Grundſätzen derjenigen des Auguſtus gebildet
war, und die der ſehr ähnlichen Einrichtung Ludwig XI. faſt
um ein Jahrhundert vorausging, iſt das Merkwürdige an der
Sache. Wenn auch nicht zu leugnen iſt, daß die ganze Stell-
ung des Ordens und insbeſondere die zerſtreute Lage ſeiner
Comthureien eine derartige Anſtalt zum Bedürfniß machte, ſo
beweiſt doch ihre Verwirklichung den überaus anſtelligen und
einrichtigen Geiſt der deutſchen Ritter, der ſich auch auf andern
Gebieten vielfach bewährt hat1).

Faſſen wir die Poſteinrichtungen des deutſchen Herrenordens
überſichtlich zuſammen, ſo haben wir folgendes Reſultat:

1. Der Ordensſtallmeiſter, in der Regel ein Withing am
Sitze der Marienburg, hatte die Oberaufſicht über den ge-
ſammten Dienſt, ſoweit er ſich im Bereich des Ordens erſtreckte;
die Comthure der übrigen Ordenshäuſer hatten dagegen in ihren
Bezirken nebſt andern Geſchäften für ungeſtörten Fortgang und
pünktliche Abfertigung der Boten zu ſorgen.

2. Die „Bryffjongen“ (Poſtillone) waren ausſchließlich zur
Beförderung von Briefen ꝛc. verwendet; die Briefe wurden in
einem leinenen „Bryffſack“ verwahrt; ſie ritten damit bis zum
nächſten Ordenshauſe, lieferten dieſelben ab und brachten die
dort vorliegenden zurück. Jeder Bryffjonge mußte ſein Pferd

1) Flegler, zur Geſchichte der Poſten.
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[193/0206] lichen öffentlichen Einrichtungen im Jnnern von Deutſchland durchaus in keinem Zuſammenhang und die Hochmeiſter unter- hielten ihre Verbindungen mit dem Auslande durch beſondere Boten. — Aber gerade dieſe Abgeſchloſſenheit einer Anſtalt, welche ge- nau nach den Grundſätzen derjenigen des Auguſtus gebildet war, und die der ſehr ähnlichen Einrichtung Ludwig XI. faſt um ein Jahrhundert vorausging, iſt das Merkwürdige an der Sache. Wenn auch nicht zu leugnen iſt, daß die ganze Stell- ung des Ordens und insbeſondere die zerſtreute Lage ſeiner Comthureien eine derartige Anſtalt zum Bedürfniß machte, ſo beweiſt doch ihre Verwirklichung den überaus anſtelligen und einrichtigen Geiſt der deutſchen Ritter, der ſich auch auf andern Gebieten vielfach bewährt hat 1). Faſſen wir die Poſteinrichtungen des deutſchen Herrenordens überſichtlich zuſammen, ſo haben wir folgendes Reſultat: 1. Der Ordensſtallmeiſter, in der Regel ein Withing am Sitze der Marienburg, hatte die Oberaufſicht über den ge- ſammten Dienſt, ſoweit er ſich im Bereich des Ordens erſtreckte; die Comthure der übrigen Ordenshäuſer hatten dagegen in ihren Bezirken nebſt andern Geſchäften für ungeſtörten Fortgang und pünktliche Abfertigung der Boten zu ſorgen. 2. Die „Bryffjongen“ (Poſtillone) waren ausſchließlich zur Beförderung von Briefen ꝛc. verwendet; die Briefe wurden in einem leinenen „Bryffſack“ verwahrt; ſie ritten damit bis zum nächſten Ordenshauſe, lieferten dieſelben ab und brachten die dort vorliegenden zurück. Jeder Bryffjonge mußte ſein Pferd 1) Flegler, zur Geſchichte der Poſten. 13

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/206>, abgerufen am 24.11.2024.