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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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voraus zu machen oder rückständige Zinsen einzufordern waren,
oder wenn eines fremden Fürsten Botschafter irgendwohin be-
gleitet werden mußten, -- in solchen Fällen trug dieses der Meister
in der Regel einem oder einigen Withingen auf und war der
pünktlichen Besorgung des Geschäftes immer auch ganz gewiß.
Nicht selten waren die Withinge auch bei dem Bauwesen zur
Aufsicht gewissermassen als Bauinspectoren angestellt.

Weit schwieriger und kostbarer war des Meisters Corres-
pondenz ins Ausland, wozu Läufer und reitende Boten dienten.
Einen Brief des Hochmeisters durch einen Läufer nach Rom
zu bringen, kostete die Summe von 10 Mark, und ein Brief
an den König von Schweden 3 Mark. Dagegen erhielt ein
Mönch, der mit einem Brief des Meisters nach Rom lief, nur
eine Mark, weil ihm die Zehrung auf dem Wege überall leicht
wurde. Nach Krakau und Lemberg ritt ein Bote um 4 Schock
Groschen und eine Mark und nach Warschau für 2 Schock
Groschen. -- Einem Boten, welcher Briefe des Meisters nach
Oesterreich brachte, wurde für jede Meile ein Schilling Boten-
lohn angerechnet, so daß er für die ganze Reise die Summe
von 3 Mark erhielt. Nach Meißen lief ein Bote mit einem
Briefe des Hochmeisters für 2 Schock böhmischer Groschen.

Aus den früheren höchst schwierigen Zeiten des Ordens
vernimmt man außerdem von sogenannten Wartleuten oder
Grenzwächtern, welche die Bewegungen feindseliger Völker-
schaften beobachteten.

Jede Kundschaft, die sie darüber eingezogen, hatten sie dem
nächstgelegenen Comthure mitzutheilen, der dieselbe sofort an
den Hochmeister gelangen ließ etc. etc.

Diese Anstalten der Ordensritter standen indessen mit ähn-

voraus zu machen oder rückſtändige Zinſen einzufordern waren,
oder wenn eines fremden Fürſten Botſchafter irgendwohin be-
gleitet werden mußten, — in ſolchen Fällen trug dieſes der Meiſter
in der Regel einem oder einigen Withingen auf und war der
pünktlichen Beſorgung des Geſchäftes immer auch ganz gewiß.
Nicht ſelten waren die Withinge auch bei dem Bauweſen zur
Aufſicht gewiſſermaſſen als Bauinſpectoren angeſtellt.

Weit ſchwieriger und koſtbarer war des Meiſters Corres-
pondenz ins Ausland, wozu Läufer und reitende Boten dienten.
Einen Brief des Hochmeiſters durch einen Läufer nach Rom
zu bringen, koſtete die Summe von 10 Mark, und ein Brief
an den König von Schweden 3 Mark. Dagegen erhielt ein
Mönch, der mit einem Brief des Meiſters nach Rom lief, nur
eine Mark, weil ihm die Zehrung auf dem Wege überall leicht
wurde. Nach Krakau und Lemberg ritt ein Bote um 4 Schock
Groſchen und eine Mark und nach Warſchau für 2 Schock
Groſchen. — Einem Boten, welcher Briefe des Meiſters nach
Oeſterreich brachte, wurde für jede Meile ein Schilling Boten-
lohn angerechnet, ſo daß er für die ganze Reiſe die Summe
von 3 Mark erhielt. Nach Meißen lief ein Bote mit einem
Briefe des Hochmeiſters für 2 Schock böhmiſcher Groſchen.

Aus den früheren höchſt ſchwierigen Zeiten des Ordens
vernimmt man außerdem von ſogenannten Wartleuten oder
Grenzwächtern, welche die Bewegungen feindſeliger Völker-
ſchaften beobachteten.

Jede Kundſchaft, die ſie darüber eingezogen, hatten ſie dem
nächſtgelegenen Comthure mitzutheilen, der dieſelbe ſofort an
den Hochmeiſter gelangen ließ ꝛc. ꝛc.

Dieſe Anſtalten der Ordensritter ſtanden indeſſen mit ähn-

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[192/0205] voraus zu machen oder rückſtändige Zinſen einzufordern waren, oder wenn eines fremden Fürſten Botſchafter irgendwohin be- gleitet werden mußten, — in ſolchen Fällen trug dieſes der Meiſter in der Regel einem oder einigen Withingen auf und war der pünktlichen Beſorgung des Geſchäftes immer auch ganz gewiß. Nicht ſelten waren die Withinge auch bei dem Bauweſen zur Aufſicht gewiſſermaſſen als Bauinſpectoren angeſtellt. Weit ſchwieriger und koſtbarer war des Meiſters Corres- pondenz ins Ausland, wozu Läufer und reitende Boten dienten. Einen Brief des Hochmeiſters durch einen Läufer nach Rom zu bringen, koſtete die Summe von 10 Mark, und ein Brief an den König von Schweden 3 Mark. Dagegen erhielt ein Mönch, der mit einem Brief des Meiſters nach Rom lief, nur eine Mark, weil ihm die Zehrung auf dem Wege überall leicht wurde. Nach Krakau und Lemberg ritt ein Bote um 4 Schock Groſchen und eine Mark und nach Warſchau für 2 Schock Groſchen. — Einem Boten, welcher Briefe des Meiſters nach Oeſterreich brachte, wurde für jede Meile ein Schilling Boten- lohn angerechnet, ſo daß er für die ganze Reiſe die Summe von 3 Mark erhielt. Nach Meißen lief ein Bote mit einem Briefe des Hochmeiſters für 2 Schock böhmiſcher Groſchen. Aus den früheren höchſt ſchwierigen Zeiten des Ordens vernimmt man außerdem von ſogenannten Wartleuten oder Grenzwächtern, welche die Bewegungen feindſeliger Völker- ſchaften beobachteten. Jede Kundſchaft, die ſie darüber eingezogen, hatten ſie dem nächſtgelegenen Comthure mitzutheilen, der dieſelbe ſofort an den Hochmeiſter gelangen ließ ꝛc. ꝛc. Dieſe Anſtalten der Ordensritter ſtanden indeſſen mit ähn-

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/205>, abgerufen am 28.04.2024.