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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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gebildet hatte. Es waren dies die alten freien Grundbesitzer,
welche aus der früheren dänischen Eroberung des Landes übrig
geblieben waren. Sie hatten schon beim ersten Auftreten des
deutschen Ordens die Sache desselben mit ausharrender Treue
unterstützt und waren deßwegen neben ihren Alloden mit Lehens-
gütern reichlich bedacht worden. Netzartig über das flache Land
zerstreut, boten sie sich, schon wegen ihrer zuverläßigen Ge-
sinnung, als ein ganz natürliches Mittel zur Erhaltung der
Verbindungen dar und waren in diesem Sinne dem Orden zu
mannichfachen Dienstleistungen verpflichtet1).

Sie mußten, wie die mittelalterliche Sprache sich öfters
ausdrückt, "dem Willen der Hochmeister mit ihren Pferden
wartend sein", um auf den ersten Wink hin Briefe von be-
sonderer Wichtigkeit an die bezeichneten Orte zu befördern.

Auf diese Weise waren sie ohngefähr das, was, wie wir
später sehen, die Metzgerposten in den südlichen Gegenden ge-
wesen sind und bildeten eine Art außerordentlicher Reitpost2).

Diese Withinge wurden also nur zur Beförderung solcher
Briefe benützt, deren Jnhalt von ganz besonderer Wichtigkeit
war und über deren pünktliche und richtige Bestellung der
Meister ganz sicher sein wollte. Die Withinge nämlich wurden
überhaupt vorzüglich zu solchen Geschäften gebraucht, in denen
Treue, Gewissenhaftigkeit und Pünktlichkeit ganz unerläßlich
waren; z. B. wenn des Meisters Weine sicher irgendwo hin-
gebracht werden sollten, wenn Bestellungen zu seiner Reise

1) Voigt, Handbuch der Geschichte Preußens bis zur Zeit der Re
formation. Königsberg 1841. I. 42 und I. 373 -- 379.
2) Raumer, historische Taschenbücher, pag. 219 u. 220.

gebildet hatte. Es waren dies die alten freien Grundbeſitzer,
welche aus der früheren däniſchen Eroberung des Landes übrig
geblieben waren. Sie hatten ſchon beim erſten Auftreten des
deutſchen Ordens die Sache deſſelben mit ausharrender Treue
unterſtützt und waren deßwegen neben ihren Alloden mit Lehens-
gütern reichlich bedacht worden. Netzartig über das flache Land
zerſtreut, boten ſie ſich, ſchon wegen ihrer zuverläßigen Ge-
ſinnung, als ein ganz natürliches Mittel zur Erhaltung der
Verbindungen dar und waren in dieſem Sinne dem Orden zu
mannichfachen Dienſtleiſtungen verpflichtet1).

Sie mußten, wie die mittelalterliche Sprache ſich öfters
ausdrückt, „dem Willen der Hochmeiſter mit ihren Pferden
wartend ſein“, um auf den erſten Wink hin Briefe von be-
ſonderer Wichtigkeit an die bezeichneten Orte zu befördern.

Auf dieſe Weiſe waren ſie ohngefähr das, was, wie wir
ſpäter ſehen, die Metzgerpoſten in den ſüdlichen Gegenden ge-
weſen ſind und bildeten eine Art außerordentlicher Reitpoſt2).

Dieſe Withinge wurden alſo nur zur Beförderung ſolcher
Briefe benützt, deren Jnhalt von ganz beſonderer Wichtigkeit
war und über deren pünktliche und richtige Beſtellung der
Meiſter ganz ſicher ſein wollte. Die Withinge nämlich wurden
überhaupt vorzüglich zu ſolchen Geſchäften gebraucht, in denen
Treue, Gewiſſenhaftigkeit und Pünktlichkeit ganz unerläßlich
waren; z. B. wenn des Meiſters Weine ſicher irgendwo hin-
gebracht werden ſollten, wenn Beſtellungen zu ſeiner Reiſe

1) Voigt, Handbuch der Geſchichte Preußens bis zur Zeit der Re
formation. Königsberg 1841. I. 42 und I. 373 — 379.
2) Raumer, hiſtoriſche Taſchenbücher, pag. 219 u. 220.
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[191/0204] gebildet hatte. Es waren dies die alten freien Grundbeſitzer, welche aus der früheren däniſchen Eroberung des Landes übrig geblieben waren. Sie hatten ſchon beim erſten Auftreten des deutſchen Ordens die Sache deſſelben mit ausharrender Treue unterſtützt und waren deßwegen neben ihren Alloden mit Lehens- gütern reichlich bedacht worden. Netzartig über das flache Land zerſtreut, boten ſie ſich, ſchon wegen ihrer zuverläßigen Ge- ſinnung, als ein ganz natürliches Mittel zur Erhaltung der Verbindungen dar und waren in dieſem Sinne dem Orden zu mannichfachen Dienſtleiſtungen verpflichtet 1). Sie mußten, wie die mittelalterliche Sprache ſich öfters ausdrückt, „dem Willen der Hochmeiſter mit ihren Pferden wartend ſein“, um auf den erſten Wink hin Briefe von be- ſonderer Wichtigkeit an die bezeichneten Orte zu befördern. Auf dieſe Weiſe waren ſie ohngefähr das, was, wie wir ſpäter ſehen, die Metzgerpoſten in den ſüdlichen Gegenden ge- weſen ſind und bildeten eine Art außerordentlicher Reitpoſt 2). Dieſe Withinge wurden alſo nur zur Beförderung ſolcher Briefe benützt, deren Jnhalt von ganz beſonderer Wichtigkeit war und über deren pünktliche und richtige Beſtellung der Meiſter ganz ſicher ſein wollte. Die Withinge nämlich wurden überhaupt vorzüglich zu ſolchen Geſchäften gebraucht, in denen Treue, Gewiſſenhaftigkeit und Pünktlichkeit ganz unerläßlich waren; z. B. wenn des Meiſters Weine ſicher irgendwo hin- gebracht werden ſollten, wenn Beſtellungen zu ſeiner Reiſe 1) Voigt, Handbuch der Geſchichte Preußens bis zur Zeit der Re formation. Königsberg 1841. I. 42 und I. 373 — 379. 2) Raumer, hiſtoriſche Taſchenbücher, pag. 219 u. 220.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/204>, abgerufen am 27.04.2024.