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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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und beharrlich durch Klugheit und Gewalt behauptet, die Con-
currenz aller fremden Kaufleute streng hintangehalten und selbst
die einheimischen dem Jnteresse der Hansa dienstbar gemacht.

Jm Ganzen sollen 4 Hauptbotenzüge bestanden haben:

1. von Hamburg über Lübeck, Rostock, Stettin, Danzig und
Königsberg nach Riga, mit diesem in genauer Verbindung

2. die Botenzüge von Hamburg über Bremen nach Am-
sterdam und über Celle und Braunschweig nach Nürnberg,

3. von Nürnberg, dem Stapelplatz zwischen Hamburg und
Jtalien, nach Wien, Leipzig, Breslau Salzburg und Stuttgart,

4. von Cöln, als Hansabundesstadt für die Rheinschiff-
frachten und als Stapelort zwischen Amsterdam, der Schweiz
und dem südwestlichen Deutschland, die Boten nach Holland,
Aachen, Augsburg und Nürnberg etc. etc.

Einen ähnlichen Bund, wie jener der Hansa war, errich-
teten die Städte am Rhein, im Jahre 1255 zu Mainz.
(Der Hansabund datirt nach Roth seit 1239, in welchem Jahre
Hamburg mit den Hadelern und Westfriesen ein Bündniß, um
auf der Elbe und auf der Nordsee Sicherheit zu erhalten,
schloß.) Ueber dieses rheinische Bündniß hatten die Fürsten,
Edelleute und Straßenräuber ihren großen Grimm und fanden
es gemein (sordidum), daß ärmliche Krämer sich von hochge-
ehrten und edlen Herren nicht mehr wollten bestehlen und aus-
plündern lassen! -- Diesem rheinischen Bündnisse gehörte auch
Nürnberg an. War auch die Haupttendenz des Bundes eine
politische, so ward doch auch das Beste des Handels dabei nicht
außer Acht gelassen1).

1) Roth, Geschichte des Handels. Bd. I. p. 17.

und beharrlich durch Klugheit und Gewalt behauptet, die Con-
currenz aller fremden Kaufleute ſtreng hintangehalten und ſelbſt
die einheimiſchen dem Jntereſſe der Hanſa dienſtbar gemacht.

Jm Ganzen ſollen 4 Hauptbotenzüge beſtanden haben:

1. von Hamburg über Lübeck, Roſtock, Stettin, Danzig und
Königsberg nach Riga, mit dieſem in genauer Verbindung

2. die Botenzüge von Hamburg über Bremen nach Am-
ſterdam und über Celle und Braunſchweig nach Nürnberg,

3. von Nürnberg, dem Stapelplatz zwiſchen Hamburg und
Jtalien, nach Wien, Leipzig, Breslau Salzburg und Stuttgart,

4. von Cöln, als Hanſabundesſtadt für die Rheinſchiff-
frachten und als Stapelort zwiſchen Amſterdam, der Schweiz
und dem ſüdweſtlichen Deutſchland, die Boten nach Holland,
Aachen, Augsburg und Nürnberg ꝛc. ꝛc.

Einen ähnlichen Bund, wie jener der Hanſa war, errich-
teten die Städte am Rhein, im Jahre 1255 zu Mainz.
(Der Hanſabund datirt nach Roth ſeit 1239, in welchem Jahre
Hamburg mit den Hadelern und Weſtfrieſen ein Bündniß, um
auf der Elbe und auf der Nordſee Sicherheit zu erhalten,
ſchloß.) Ueber dieſes rheiniſche Bündniß hatten die Fürſten,
Edelleute und Straßenräuber ihren großen Grimm und fanden
es gemein (sordidum), daß ärmliche Krämer ſich von hochge-
ehrten und edlen Herren nicht mehr wollten beſtehlen und aus-
plündern laſſen! — Dieſem rheiniſchen Bündniſſe gehörte auch
Nürnberg an. War auch die Haupttendenz des Bundes eine
politiſche, ſo ward doch auch das Beſte des Handels dabei nicht
außer Acht gelaſſen1).

1) Roth, Geſchichte des Handels. Bd. I. p. 17.
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[182/0195] und beharrlich durch Klugheit und Gewalt behauptet, die Con- currenz aller fremden Kaufleute ſtreng hintangehalten und ſelbſt die einheimiſchen dem Jntereſſe der Hanſa dienſtbar gemacht. Jm Ganzen ſollen 4 Hauptbotenzüge beſtanden haben: 1. von Hamburg über Lübeck, Roſtock, Stettin, Danzig und Königsberg nach Riga, mit dieſem in genauer Verbindung 2. die Botenzüge von Hamburg über Bremen nach Am- ſterdam und über Celle und Braunſchweig nach Nürnberg, 3. von Nürnberg, dem Stapelplatz zwiſchen Hamburg und Jtalien, nach Wien, Leipzig, Breslau Salzburg und Stuttgart, 4. von Cöln, als Hanſabundesſtadt für die Rheinſchiff- frachten und als Stapelort zwiſchen Amſterdam, der Schweiz und dem ſüdweſtlichen Deutſchland, die Boten nach Holland, Aachen, Augsburg und Nürnberg ꝛc. ꝛc. Einen ähnlichen Bund, wie jener der Hanſa war, errich- teten die Städte am Rhein, im Jahre 1255 zu Mainz. (Der Hanſabund datirt nach Roth ſeit 1239, in welchem Jahre Hamburg mit den Hadelern und Weſtfrieſen ein Bündniß, um auf der Elbe und auf der Nordſee Sicherheit zu erhalten, ſchloß.) Ueber dieſes rheiniſche Bündniß hatten die Fürſten, Edelleute und Straßenräuber ihren großen Grimm und fanden es gemein (sordidum), daß ärmliche Krämer ſich von hochge- ehrten und edlen Herren nicht mehr wollten beſtehlen und aus- plündern laſſen! — Dieſem rheiniſchen Bündniſſe gehörte auch Nürnberg an. War auch die Haupttendenz des Bundes eine politiſche, ſo ward doch auch das Beſte des Handels dabei nicht außer Acht gelaſſen 1). 1) Roth, Geſchichte des Handels. Bd. I. p. 17.

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/195>, abgerufen am 03.05.2024.