Städte des Reichs, welche es als Verpflichtung betrachteten, für die Bewirthung und Beförderung des Kaisers und seines Ge- folges Sorge zu tragen, da ihr eigenes Jnteresse es ihnen ge- bot, sich dadurch in der Gunst des obersten Schutzherrn zu er- halten.
Wir sehen hieraus, daß es organisirte Beförderungsanstalten zu jener Zeit in Deutschland nicht gab, daß vielmehr auch der Fürst für seine Mittheilungen an entfernte Orte sich vorzugs- weise seiner Herolde und besonderer Botschafter und Gesandten bediente. --
Der Privatverkehr war und blieb noch lange nach Karls des Großen Zeit ein dürftiger und spärlicher; und der spär- liche Handelsverkehr reichte hin, um dem etwaigen Bedürfnisse nach weiter ausgreifenden Verbindungen neben den Boten der Klöster etc. etc. Genüge zu leisten.
Wenn auch seinerzeit Karl der Große im Norden und Osten seines Reiches einzelne Stätten gegründet hatte, die für den Betrieb des Handels und die Vermittlung des Verkehrs wieder die ersten Grundlagen hätten geben können, und wenn auch nicht bezweifelt werden will, daß sich allmählig aus diesen klei- nen Anfängen eine größere Anzahl von Verbindungspunkten für Handel und Verkehr gebildet hat, so lag es doch nicht im Geiste der damaligen politischen Einrichtungen Deutschlands, diese durch das allmählig wiederkehrende Bedürfniß sich wieder von selbst erzeugenden Bindemittel zusammenzufassen, sie von oben herab in Schutz zu nehmen und zu eigentlichen Verkehrs-An- stalten auszubilden. --
Es fehlte die staatliche Einheit, das Reich war zerklüftet in eine Menge von Territorialhoheiten und jedes Streben, das
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Städte des Reichs, welche es als Verpflichtung betrachteten, für die Bewirthung und Beförderung des Kaiſers und ſeines Ge- folges Sorge zu tragen, da ihr eigenes Jntereſſe es ihnen ge- bot, ſich dadurch in der Gunſt des oberſten Schutzherrn zu er- halten.
Wir ſehen hieraus, daß es organiſirte Beförderungsanſtalten zu jener Zeit in Deutſchland nicht gab, daß vielmehr auch der Fürſt für ſeine Mittheilungen an entfernte Orte ſich vorzugs- weiſe ſeiner Herolde und beſonderer Botſchafter und Geſandten bediente. —
Der Privatverkehr war und blieb noch lange nach Karls des Großen Zeit ein dürftiger und ſpärlicher; und der ſpär- liche Handelsverkehr reichte hin, um dem etwaigen Bedürfniſſe nach weiter ausgreifenden Verbindungen neben den Boten der Klöſter ꝛc. ꝛc. Genüge zu leiſten.
Wenn auch ſeinerzeit Karl der Große im Norden und Oſten ſeines Reiches einzelne Stätten gegründet hatte, die für den Betrieb des Handels und die Vermittlung des Verkehrs wieder die erſten Grundlagen hätten geben können, und wenn auch nicht bezweifelt werden will, daß ſich allmählig aus dieſen klei- nen Anfängen eine größere Anzahl von Verbindungspunkten für Handel und Verkehr gebildet hat, ſo lag es doch nicht im Geiſte der damaligen politiſchen Einrichtungen Deutſchlands, dieſe durch das allmählig wiederkehrende Bedürfniß ſich wieder von ſelbſt erzeugenden Bindemittel zuſammenzufaſſen, ſie von oben herab in Schutz zu nehmen und zu eigentlichen Verkehrs-An- ſtalten auszubilden. —
Es fehlte die ſtaatliche Einheit, das Reich war zerklüftet in eine Menge von Territorialhoheiten und jedes Streben, das
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Städte des Reichs, welche es als Verpflichtung betrachteten, für
die Bewirthung und Beförderung des Kaiſers und ſeines Ge-
folges Sorge zu tragen, da ihr eigenes Jntereſſe es ihnen ge-
bot, ſich dadurch in der Gunſt des oberſten Schutzherrn zu er-
halten.
Wir ſehen hieraus, daß es organiſirte Beförderungsanſtalten
zu jener Zeit in Deutſchland nicht gab, daß vielmehr auch der
Fürſt für ſeine Mittheilungen an entfernte Orte ſich vorzugs-
weiſe ſeiner Herolde und beſonderer Botſchafter und Geſandten
bediente. —
Der Privatverkehr war und blieb noch lange nach Karls
des Großen Zeit ein dürftiger und ſpärlicher; und der ſpär-
liche Handelsverkehr reichte hin, um dem etwaigen Bedürfniſſe
nach weiter ausgreifenden Verbindungen neben den Boten der
Klöſter ꝛc. ꝛc. Genüge zu leiſten.
Wenn auch ſeinerzeit Karl der Große im Norden und
Oſten ſeines Reiches einzelne Stätten gegründet hatte, die für den
Betrieb des Handels und die Vermittlung des Verkehrs wieder
die erſten Grundlagen hätten geben können, und wenn auch
nicht bezweifelt werden will, daß ſich allmählig aus dieſen klei-
nen Anfängen eine größere Anzahl von Verbindungspunkten
für Handel und Verkehr gebildet hat, ſo lag es doch nicht im
Geiſte der damaligen politiſchen Einrichtungen Deutſchlands,
dieſe durch das allmählig wiederkehrende Bedürfniß ſich wieder
von ſelbſt erzeugenden Bindemittel zuſammenzufaſſen, ſie von oben
herab in Schutz zu nehmen und zu eigentlichen Verkehrs-An-
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Es fehlte die ſtaatliche Einheit, das Reich war zerklüftet in
eine Menge von Territorialhoheiten und jedes Streben, das
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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/176>, abgerufen am 24.11.2024.
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