Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. III.
Rückblick.

Wenn wir diese Bruchstücke mit der Erinnerung an den
römischen cursus publicus zu einem vollkommenen Ganzen, zu
einem lebensvollen Zusammenhange herauszubilden versuchen,
werden wir dann noch an dem Plane Kaiser Karls zweifeln
können? erinnern nicht vielmehr diese Stationen, welche von
Beamten des Kaisers versehen oder verwaltet wurden, um für
die Aufnahme und Weiterbeförderung von Personen zu sorgen,
welche an den Hof des Kaisers sich begeben mußten oder von
dort zurück kamen und mit einem Freibrief versehen waren,
nicht an die mutationes und stationes, an die tractoriae, an
die veredi des alten cursus publicus. Hat man nicht Grund
zu glauben, Karl der Große habe unter seinen großen Ge-
danken auch den gehegt, das System der römischen Posten
wieder einzurichten?

Auch der berühmte Archivist Guerard kann sich dieser An-
sicht nicht verschließen, indem er sagt: "Ces etablissements
tenus par des officiers de l'empereur pour la reception et
le transport des personnages allants a sa cour, et munis
de ses lettres d'evection, ne rapellent-ils pas les "muta-
tationes" et les "stationes" de l'ancien "cursus publicus",
et n'est on pas fonde a compter parmis les grandes pen-
sees de Charlemagne celle de retablir le systeme des po-
stes romaines"
1).

Gewiß erinnern wir uns lebhaft an die Wiederaufnahme

1) Guerard, Polyptyque de l'abbe Irminon tom. I. pas. II. §. 429.
Cap. III.
Rückblick.

Wenn wir dieſe Bruchſtücke mit der Erinnerung an den
römiſchen cursus publicus zu einem vollkommenen Ganzen, zu
einem lebensvollen Zuſammenhange herauszubilden verſuchen,
werden wir dann noch an dem Plane Kaiſer Karls zweifeln
können? erinnern nicht vielmehr dieſe Stationen, welche von
Beamten des Kaiſers verſehen oder verwaltet wurden, um für
die Aufnahme und Weiterbeförderung von Perſonen zu ſorgen,
welche an den Hof des Kaiſers ſich begeben mußten oder von
dort zurück kamen und mit einem Freibrief verſehen waren,
nicht an die mutationes und ſtationes, an die tractoriae, an
die veredi des alten cursus publicus. Hat man nicht Grund
zu glauben, Karl der Große habe unter ſeinen großen Ge-
danken auch den gehegt, das Syſtem der römiſchen Poſten
wieder einzurichten?

Auch der berühmte Archiviſt Guérard kann ſich dieſer An-
ſicht nicht verſchließen, indem er ſagt: „Ces établissements
tenus par des officiers de l'empereur pour la réception et
le transport des personnages allants à sa cour, et munis
de ses lettres d'evéction, ne rapellent-ils pas les „muta-
tationes“ et les „stationes“ de l'ancien „cursus publicus“,
et n'est on pas fondé a compter parmis les grandes pen-
sées de Charlemagne celle de rétablir le systeme des po-
stes romaines“
1).

Gewiß erinnern wir uns lebhaft an die Wiederaufnahme

1) Guérard, Polyptyque de l'abbé Irminon tom. I. pas. II. §. 429.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0165" n="152"/>
          <div n="3">
            <head>Cap. <hi rendition="#aq">III</hi>.<lb/><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Rückblick</hi></hi>.</head><lb/>
            <p>Wenn wir die&#x017F;e Bruch&#x017F;tücke mit der Erinnerung an den<lb/>
römi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">cursus publicus</hi> zu einem vollkommenen Ganzen, zu<lb/>
einem lebensvollen Zu&#x017F;ammenhange herauszubilden ver&#x017F;uchen,<lb/>
werden wir dann noch an dem Plane Kai&#x017F;er Karls zweifeln<lb/>
können? erinnern nicht vielmehr die&#x017F;e Stationen, welche von<lb/>
Beamten des Kai&#x017F;ers ver&#x017F;ehen oder verwaltet wurden, um für<lb/>
die Aufnahme und Weiterbeförderung von Per&#x017F;onen zu &#x017F;orgen,<lb/>
welche an den Hof des Kai&#x017F;ers &#x017F;ich begeben mußten oder von<lb/>
dort zurück kamen und mit einem Freibrief ver&#x017F;ehen waren,<lb/>
nicht an die <hi rendition="#aq">mutationes</hi> und <hi rendition="#aq">&#x017F;tationes</hi>, an die <hi rendition="#aq">tractoriae</hi>, an<lb/>
die <hi rendition="#aq">veredi</hi> des alten <hi rendition="#aq">cursus publicus</hi>. Hat man nicht Grund<lb/>
zu glauben, Karl der Große habe unter &#x017F;einen großen Ge-<lb/>
danken auch den gehegt, das Sy&#x017F;tem der römi&#x017F;chen Po&#x017F;ten<lb/>
wieder einzurichten?</p><lb/>
            <p>Auch der berühmte Archivi&#x017F;t <hi rendition="#aq">Guérard</hi> kann &#x017F;ich die&#x017F;er An-<lb/>
&#x017F;icht nicht ver&#x017F;chließen, indem er &#x017F;agt: <hi rendition="#aq">&#x201E;Ces établissements<lb/>
tenus par des officiers de l'empereur pour la réception et<lb/>
le transport des personnages allants à sa cour, et munis<lb/>
de ses lettres d'evéction, ne rapellent-ils pas les &#x201E;muta-<lb/>
tationes&#x201C; et les &#x201E;stationes&#x201C; de l'ancien &#x201E;cursus publicus&#x201C;,<lb/>
et n'est on pas fondé a compter parmis les grandes pen-<lb/>
sées de Charlemagne celle de rétablir le systeme des po-<lb/>
stes romaines&#x201C;</hi><note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Guérard, Polyptyque de l'abbé Irminon tom. I. pas. II. §. 429.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Gewiß erinnern wir uns lebhaft an die Wiederaufnahme<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0165] Cap. III. Rückblick. Wenn wir dieſe Bruchſtücke mit der Erinnerung an den römiſchen cursus publicus zu einem vollkommenen Ganzen, zu einem lebensvollen Zuſammenhange herauszubilden verſuchen, werden wir dann noch an dem Plane Kaiſer Karls zweifeln können? erinnern nicht vielmehr dieſe Stationen, welche von Beamten des Kaiſers verſehen oder verwaltet wurden, um für die Aufnahme und Weiterbeförderung von Perſonen zu ſorgen, welche an den Hof des Kaiſers ſich begeben mußten oder von dort zurück kamen und mit einem Freibrief verſehen waren, nicht an die mutationes und ſtationes, an die tractoriae, an die veredi des alten cursus publicus. Hat man nicht Grund zu glauben, Karl der Große habe unter ſeinen großen Ge- danken auch den gehegt, das Syſtem der römiſchen Poſten wieder einzurichten? Auch der berühmte Archiviſt Guérard kann ſich dieſer An- ſicht nicht verſchließen, indem er ſagt: „Ces établissements tenus par des officiers de l'empereur pour la réception et le transport des personnages allants à sa cour, et munis de ses lettres d'evéction, ne rapellent-ils pas les „muta- tationes“ et les „stationes“ de l'ancien „cursus publicus“, et n'est on pas fondé a compter parmis les grandes pen- sées de Charlemagne celle de rétablir le systeme des po- stes romaines“ 1). Gewiß erinnern wir uns lebhaft an die Wiederaufnahme 1) Guérard, Polyptyque de l'abbé Irminon tom. I. pas. II. §. 429.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/165
Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/165>, abgerufen am 22.11.2024.