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Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868.

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sind. Aber bis sie nur das Bedürfniß, den Wunsch
nach einem bessern Zustand fühlten, mochten Jahrhunderte
vergehen, wenn nicht einzelne Völker so glücklich waren, unter
günstigeren Verhältnissen einzelne Lichtfunken aus der schönen
Vorwelt in die Nacht ihrer Arbeit schimmern zu sehen oder
zur Förderung, Befestigung und Verschönerung ihres Baues
einzelne wohl erhaltene Grundmauern und Säulen unter den
lange verachteten Trümmern der Alten zu finden und zu
benützen. --

Wer möchte nicht sofort erkennen, daß unter solchen Ver-
hältnissen nahezu alle Grundbedingungen fehlten, welche das
Dasein von geregelten Verkehrsanstalten erwarten lassen könnten;
nur bei einzelnen Völkern, deren Herausbildung unter glück-
licheren Verhältnissen rascher vor sich ging, können wir ver-
muthen, daß selbst das einfachste, roheste Bedürfniß nach all-
mähliger Annäherung und Zusammenleben hervorgetreten ist
und da und dort die vorgefundenen Trümmer des römischen cursus
publicus
erkannt und zu gleichem Zwecke benützt worden sind.

Gerade die Betrachtung der Frage über die Existenz der
Posten im Mittelalter gewährt ein äußerst spannendes Jnteresse
und je schwerer und mühsamer die Spuren zu finden, desto
mehr Poesie möchte ich sagen, gießt sich über die Morgen-
dämmerung dieser neu herangebrochenen Zeit.

Wer suchte doch auch nicht fast unwillkührlich gerne in den
Ruinen alter Zeiten nach den einzelnen Trümmern, die ihm
noch Zeugniß geben für die hier längst entschwundene Wirk-
lichkeit! --

Leider finden wir auch für die Darstellung der Geschichte
der Posten nur solche Trümmer, aber immerhin werthvoll

ſind. Aber bis ſie nur das Bedürfniß, den Wunſch
nach einem beſſern Zuſtand fühlten, mochten Jahrhunderte
vergehen, wenn nicht einzelne Völker ſo glücklich waren, unter
günſtigeren Verhältniſſen einzelne Lichtfunken aus der ſchönen
Vorwelt in die Nacht ihrer Arbeit ſchimmern zu ſehen oder
zur Förderung, Befeſtigung und Verſchönerung ihres Baues
einzelne wohl erhaltene Grundmauern und Säulen unter den
lange verachteten Trümmern der Alten zu finden und zu
benützen. —

Wer möchte nicht ſofort erkennen, daß unter ſolchen Ver-
hältniſſen nahezu alle Grundbedingungen fehlten, welche das
Daſein von geregelten Verkehrsanſtalten erwarten laſſen könnten;
nur bei einzelnen Völkern, deren Herausbildung unter glück-
licheren Verhältniſſen raſcher vor ſich ging, können wir ver-
muthen, daß ſelbſt das einfachſte, roheſte Bedürfniß nach all-
mähliger Annäherung und Zuſammenleben hervorgetreten iſt
und da und dort die vorgefundenen Trümmer des römiſchen cursus
publicus
erkannt und zu gleichem Zwecke benützt worden ſind.

Gerade die Betrachtung der Frage über die Exiſtenz der
Poſten im Mittelalter gewährt ein äußerſt ſpannendes Jntereſſe
und je ſchwerer und mühſamer die Spuren zu finden, deſto
mehr Poeſie möchte ich ſagen, gießt ſich über die Morgen-
dämmerung dieſer neu herangebrochenen Zeit.

Wer ſuchte doch auch nicht faſt unwillkührlich gerne in den
Ruinen alter Zeiten nach den einzelnen Trümmern, die ihm
noch Zeugniß geben für die hier längſt entſchwundene Wirk-
lichkeit! —

Leider finden wir auch für die Darſtellung der Geſchichte
der Poſten nur ſolche Trümmer, aber immerhin werthvoll

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[125/0138] ſind. Aber bis ſie nur das Bedürfniß, den Wunſch nach einem beſſern Zuſtand fühlten, mochten Jahrhunderte vergehen, wenn nicht einzelne Völker ſo glücklich waren, unter günſtigeren Verhältniſſen einzelne Lichtfunken aus der ſchönen Vorwelt in die Nacht ihrer Arbeit ſchimmern zu ſehen oder zur Förderung, Befeſtigung und Verſchönerung ihres Baues einzelne wohl erhaltene Grundmauern und Säulen unter den lange verachteten Trümmern der Alten zu finden und zu benützen. — Wer möchte nicht ſofort erkennen, daß unter ſolchen Ver- hältniſſen nahezu alle Grundbedingungen fehlten, welche das Daſein von geregelten Verkehrsanſtalten erwarten laſſen könnten; nur bei einzelnen Völkern, deren Herausbildung unter glück- licheren Verhältniſſen raſcher vor ſich ging, können wir ver- muthen, daß ſelbſt das einfachſte, roheſte Bedürfniß nach all- mähliger Annäherung und Zuſammenleben hervorgetreten iſt und da und dort die vorgefundenen Trümmer des römiſchen cursus publicus erkannt und zu gleichem Zwecke benützt worden ſind. Gerade die Betrachtung der Frage über die Exiſtenz der Poſten im Mittelalter gewährt ein äußerſt ſpannendes Jntereſſe und je ſchwerer und mühſamer die Spuren zu finden, deſto mehr Poeſie möchte ich ſagen, gießt ſich über die Morgen- dämmerung dieſer neu herangebrochenen Zeit. Wer ſuchte doch auch nicht faſt unwillkührlich gerne in den Ruinen alter Zeiten nach den einzelnen Trümmern, die ihm noch Zeugniß geben für die hier längſt entſchwundene Wirk- lichkeit! — Leider finden wir auch für die Darſtellung der Geſchichte der Poſten nur ſolche Trümmer, aber immerhin werthvoll

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Zitationshilfe: Hartmann, Eugen: Entwicklungs-Geschichte der Posten von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. Leipzig, 1868, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hartmann_posten_1868/138>, abgerufen am 25.11.2024.