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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

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Die eilffte Stund.
wahr fröher/ als ich frey ohn Klagen
und ohn Kleid/
mit einer Geiselruht/ die Heerd auf ih-
rer Weid
getrieben/ als ich noch/ etc. -- -- -- --

Dergleichen anständige Reden müssen sonder
Verhinderung der Haubtsache mit eingeflochten
werden.

7. V. Kommen auch die Poetischen Schau-
spiele in der Reimart mit einander überein; mas-
sen in allen die langen Jambi, oder zwölff- und
dreyzehensylbige kurtzlange Verse/ oder zuzeiten
auch die Opitzianischen Trochaei, oder fünfzehen-
sylbige Langkurtze/ zu den Erzehlungen/ als welche
der ungebundenen Rede am nächsten kommen/
gebräuchlich/ zu der Gemütsbewegung die kürtzern
Reimarten/ zu frölichen Sachen/ die Langgekürtz-
ten/ und Gekürtzlangen/ zu Bestürtzung/ die ab-
wallenden und kurtzschliessenden Reimen. Jn dem
Heldenlied muß man nur ein Reimgebänd ge-
brauchen/ in andern Gedichten aber hat die Ab-
wechslung/ wann sie mit Verstand zu Werke ge-
bracht/ ihr billiches Lob. * Hierbey fragt sich: war-
üm solche Spiele meistentheils in gebund-
ner Rede geschrieben werden?
Antwort:

weil
* Aristoteles Poet. c. 5.
Die eilffte Stund.
wahr froͤher/ als ich frey ohn Klagen
und ohn Kleid/
mit einer Geiſelruht/ die Heerd auf ih-
rer Weid
getrieben/ als ich noch/ etc. — — — —

Dergleichen anſtaͤndige Reden muͤſſen ſonder
Verhinderung der Haubtſache mit eingeflochten
werden.

7. V. Kommen auch die Poetiſchen Schau-
ſpiele in der Reimart mit einander uͤberein; maſ-
ſen in allen die langen Jambi, oder zwoͤlff- und
dreyzehenſylbige kurtzlange Verſe/ oder zuzeiten
auch die Opitzianiſchen Trochæi, oder fuͤnfzehen-
ſylbige Langkurtze/ zu den Erzehlungen/ als welche
der ungebundenen Rede am naͤchſten kommen/
gebꝛaͤuchlich/ zu der Gemuͤtsbewegung die kuͤrtzern
Reimarten/ zu froͤlichen Sachen/ die Langgekuͤrtz-
ten/ und Gekuͤrtzlangen/ zu Beſtuͤrtzung/ die ab-
wallendẽ und kurtzſchlieſſenden Reimen. Jn dem
Heldenlied muß man nur ein Reimgebaͤnd ge-
brauchen/ in andern Gedichten aber hat die Ab-
wechſlung/ wann ſie mit Verſtand zu Werke ge-
bracht/ ihr billiches Lob. * Hierbey fragt ſich: war-
uͤm ſolche Spiele meiſtentheils in gebund-
ner Rede geſchrieben werden?
Antwort:

weil
* Ariſtoteles Poet. c. 5.
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[78/0092] Die eilffte Stund. wahr froͤher/ als ich frey ohn Klagen und ohn Kleid/ mit einer Geiſelruht/ die Heerd auf ih- rer Weid getrieben/ als ich noch/ etc. — — — — Dergleichen anſtaͤndige Reden muͤſſen ſonder Verhinderung der Haubtſache mit eingeflochten werden. 7. V. Kommen auch die Poetiſchen Schau- ſpiele in der Reimart mit einander uͤberein; maſ- ſen in allen die langen Jambi, oder zwoͤlff- und dreyzehenſylbige kurtzlange Verſe/ oder zuzeiten auch die Opitzianiſchen Trochæi, oder fuͤnfzehen- ſylbige Langkurtze/ zu den Erzehlungen/ als welche der ungebundenen Rede am naͤchſten kommen/ gebꝛaͤuchlich/ zu der Gemuͤtsbewegung die kuͤrtzern Reimarten/ zu froͤlichen Sachen/ die Langgekuͤrtz- ten/ und Gekuͤrtzlangen/ zu Beſtuͤrtzung/ die ab- wallendẽ und kurtzſchlieſſenden Reimen. Jn dem Heldenlied muß man nur ein Reimgebaͤnd ge- brauchen/ in andern Gedichten aber hat die Ab- wechſlung/ wann ſie mit Verſtand zu Werke ge- bracht/ ihr billiches Lob. * Hierbey fragt ſich: war- uͤm ſolche Spiele meiſtentheils in gebund- ner Rede geſchrieben werden? Antwort: weil * Ariſtoteles Poet. c. 5.

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/92>, abgerufen am 28.04.2024.