Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

Die neunde Stund.
nur drey zu haben pflegen/) und der Schluß Zu
diesen allen ist zu rechnen der Chor/ oder die Mu-
sic/ dienend dergestalt/ daß zwischen jeder Handlung
* ein Lied gesungen werden sol. Dieses Lied sol
die Lehren/ welche aus vorhergehender Geschichte;
zuziehen/ begreiffen/ und in etlichen Reimsätzen mit
einer oder mehr Stimmen deutlichst hören lassen.
Die Reimsätze oder Gesetze dienen dieses Orts/
damit der Singer darzwischen ein wenig mit dem
Odem rasten kan/ und daß die Meinungen/ nicht
zu sehr ineinander gemenget sind/ wie in unge-
bundner Rede von etlichen zu geschehen pfleget.
Man könte auch zur Nachfolge der Alten/ an stat
der Chorlieder jedesmals zwischen den Handlun-
gen dantzen: Massen Strophe/ oder der Vorsatz
nichts anders gewesen/ als ein Reyendantz/ auf die
linke Hand: An istrophe. der Nachsatz das
Springen und auf die rechte Hand. Wie sie nun
durch diesen Dantz des Himmels Lauf vorbilden
wollen/ als haben sie durch Epo lon oder das Ab-
gesang
der Erden Ruhe bedeutet/ und das Lied
stehend angehöret. Erliche/ so dieses nicht wissen/
setzen besagte Wort noch zu ihren Pindarischen
Oden/ die doch dem Jnhalt nach nichts wenigers
als Dantzlieder sind.

6. IV. Fer-
* Actus.

Die neunde Stund.
nur drey zu haben pflegen/) und der Schluß Zu
dieſen allen iſt zu rechnen der Chor/ oder die Mu-
ſic/ dienend dergeſtalt/ daß zwiſchẽ jeder Handlung
* ein Lied geſungen werden ſol. Dieſes Lied ſol
die Lehren/ welche aus vorhergehender Geſchichte;
zuziehen/ begreiffen/ und in etlichẽ Reimſaͤtzen mit
einer oder mehr Stimmen deutlichſt hoͤren laſſen.
Die Reimſaͤtze oder Geſetze dienen dieſes Orts/
damit der Singer darzwiſchen ein wenig mit dem
Odem raſten kan/ und daß die Meinungen/ nicht
zu ſehr ineinander gemenget ſind/ wie in unge-
bundner Rede von etlichen zu geſchehen pfleget.
Man koͤnte auch zur Nachfolge der Alten/ an ſtat
der Chorlieder jedesmals zwiſchen den Handlun-
gen dantzen: Maſſen Strophe/ oder der Vorſatz
nichts anders geweſen/ als ein Reyẽdantz/ auf die
linke Hand: An iſtrophe. der Nachſatz das
Springen und auf die rechte Hand. Wie ſie nun
durch dieſen Dantz des Himmels Lauf vorbilden
wollen/ als haben ſie durch Epo lon oder das Ab-
geſang
der Erden Ruhe bedeutet/ und das Lied
ſtehend angehoͤret. Erliche/ ſo dieſes nicht wiſſen/
ſetzen beſagte Wort noch zu ihren Pindariſchen
Oden/ die doch dem Jnhalt nach nichts wenigers
als Dantzlieder ſind.

6. IV. Fer-
* Actus.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0088" n="74"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die neunde Stund.</hi></fw><lb/>
nur drey zu haben pflegen/) und der Schluß Zu<lb/>
die&#x017F;en allen i&#x017F;t zu rechnen der Chor/ oder die Mu-<lb/>
&#x017F;ic/ dienend derge&#x017F;talt/ daß zwi&#x017F;che&#x0303; jeder Handlung<lb/><note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Actus.</hi></hi></note> ein Lied ge&#x017F;ungen werden &#x017F;ol. Die&#x017F;es Lied &#x017F;ol<lb/>
die Lehren/ welche aus vorhergehender Ge&#x017F;chichte;<lb/>
zuziehen/ begreiffen/ und in etliche&#x0303; Reim&#x017F;a&#x0364;tzen mit<lb/>
einer oder mehr Stimmen deutlich&#x017F;t ho&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Die Reim&#x017F;a&#x0364;tze oder Ge&#x017F;etze dienen die&#x017F;es Orts/<lb/>
damit der Singer darzwi&#x017F;chen ein wenig mit dem<lb/>
Odem ra&#x017F;ten kan/ und daß die Meinungen/ nicht<lb/>
zu &#x017F;ehr ineinander gemenget &#x017F;ind/ wie in unge-<lb/>
bundner Rede von etlichen zu ge&#x017F;chehen pfleget.<lb/>
Man ko&#x0364;nte auch zur Nachfolge der Alten/ an &#x017F;tat<lb/>
der Chorlieder jedesmals zwi&#x017F;chen den Handlun-<lb/>
gen dantzen: Ma&#x017F;&#x017F;en Strophe/ oder der <hi rendition="#fr">Vor&#x017F;atz</hi><lb/>
nichts anders gewe&#x017F;en/ als ein Reye&#x0303;dantz/ auf die<lb/>
linke Hand: <hi rendition="#aq">An i&#x017F;trophe.</hi> der <hi rendition="#fr">Nach&#x017F;atz</hi> das<lb/>
Springen und auf die rechte Hand. Wie &#x017F;ie nun<lb/>
durch die&#x017F;en Dantz des Himmels Lauf vorbilden<lb/>
wollen/ als haben &#x017F;ie durch <hi rendition="#aq">Epo lon</hi> oder das <hi rendition="#fr">Ab-<lb/>
ge&#x017F;ang</hi> der Erden Ruhe bedeutet/ und das Lied<lb/>
&#x017F;tehend angeho&#x0364;ret. Erliche/ &#x017F;o die&#x017F;es nicht wi&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;etzen be&#x017F;agte Wort noch zu ihren Pindari&#x017F;chen<lb/>
Oden/ die doch dem Jnhalt nach nichts wenigers<lb/>
als Dantzlieder &#x017F;ind.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">6. <hi rendition="#aq">IV.</hi> Fer-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0088] Die neunde Stund. nur drey zu haben pflegen/) und der Schluß Zu dieſen allen iſt zu rechnen der Chor/ oder die Mu- ſic/ dienend dergeſtalt/ daß zwiſchẽ jeder Handlung * ein Lied geſungen werden ſol. Dieſes Lied ſol die Lehren/ welche aus vorhergehender Geſchichte; zuziehen/ begreiffen/ und in etlichẽ Reimſaͤtzen mit einer oder mehr Stimmen deutlichſt hoͤren laſſen. Die Reimſaͤtze oder Geſetze dienen dieſes Orts/ damit der Singer darzwiſchen ein wenig mit dem Odem raſten kan/ und daß die Meinungen/ nicht zu ſehr ineinander gemenget ſind/ wie in unge- bundner Rede von etlichen zu geſchehen pfleget. Man koͤnte auch zur Nachfolge der Alten/ an ſtat der Chorlieder jedesmals zwiſchen den Handlun- gen dantzen: Maſſen Strophe/ oder der Vorſatz nichts anders geweſen/ als ein Reyẽdantz/ auf die linke Hand: An iſtrophe. der Nachſatz das Springen und auf die rechte Hand. Wie ſie nun durch dieſen Dantz des Himmels Lauf vorbilden wollen/ als haben ſie durch Epo lon oder das Ab- geſang der Erden Ruhe bedeutet/ und das Lied ſtehend angehoͤret. Erliche/ ſo dieſes nicht wiſſen/ ſetzen beſagte Wort noch zu ihren Pindariſchen Oden/ die doch dem Jnhalt nach nichts wenigers als Dantzlieder ſind. 6. IV. Fer- * Actus.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/88
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/88>, abgerufen am 28.04.2024.