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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

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Die zehende Stund.
den nennen/ ist bekant. II. Wann die Vmsetzung
von gar ungleichen Sachen hergenommen/ als
wann dorten Petrarcha den Virgilium/ und Ci-
ceronem nennet/ die Augen der Jtalianischen
Zunge/ oder Sprache. Jener nennet das Meer/
den Sandfraß/ den Traum/ den Affen unsers
Thuns/ etc. III. Wann in der Vmsetzung gantz
wiedrige Sachen geführet werden/ als:

-- -- -- -- Aus dem verlangten Brunnen/
ist von des Felsenquell' erstarrtes Eis ge-
runnen/
aus gantz verhärtem Hertz -- -- -- --
(-- -- -- Duo bramate fonti
chestillam ghiaccio da l'alpestre vena
d'un indurato core.)* -- -- --

Myrtil vergleichet sein Verlangen mit dem
Durst eines Wassersüchtigen/ und sagt/ daß die
Augen seiner liebsten zweyen Brunnen gleichen/
welche von einem Felsenharten Hertzen herquel-
len/ und sein Hertz zu Eis gefrühren machen. Da
dann das Fliessen und zu Eis werden/ oder erstar-
ren einander zuwider sind/ weil jenes von der Wär-
me/ dieses von der Kälte kommet.

11. Vnter diese Handlung gehöret auch die Ge-
genhaltung der Vngleichheit/ als wann ich sage:

Ob
* Guarininel Pastor fido.

Die zehende Stund.
den nennen/ iſt bekant. II. Wann die Vmſetzung
von gar ungleichen Sachen hergenommen/ als
wann dorten Petrarcha den Virgilium/ und Ci-
ceronem nennet/ die Augen der Jtalianiſchen
Zunge/ oder Sprache. Jener nennet das Meer/
den Sandfraß/ den Traum/ den Affen unſers
Thuns/ etc. III. Wann in der Vmſetzung gantz
wiedrige Sachen gefuͤhret werden/ als:

— — — — Aus dem verlangten Brunnen/
iſt von des Felſenquell’ erſtarrtes Eis ge-
runnen/
aus gantz verhaͤrtem Hertz — — — —
(— — — Duo bramate fonti
cheſtillam ghiaccio da l’alpeſtre vena
d’un indurato core.)* — — —

Myrtil vergleichet ſein Verlangen mit dem
Durſt eines Waſſerſuͤchtigen/ und ſagt/ daß die
Augen ſeiner liebſten zweyen Brunnen gleichen/
welche von einem Felſenharten Hertzen herquel-
len/ und ſein Hertz zu Eis gefruͤhren machen. Da
dann das Flieſſen und zu Eis werden/ oder erſtar-
rẽ einander zuwider ſind/ weil jenes von der Waͤr-
me/ dieſes von der Kaͤlte kommet.

11. Vnter dieſe Handlung gehoͤret auch die Ge-
genhaltung der Vngleichheit/ als wann ich ſage:

Ob
* Guarininel Paſtor fido.
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[60/0074] Die zehende Stund. den nennen/ iſt bekant. II. Wann die Vmſetzung von gar ungleichen Sachen hergenommen/ als wann dorten Petrarcha den Virgilium/ und Ci- ceronem nennet/ die Augen der Jtalianiſchen Zunge/ oder Sprache. Jener nennet das Meer/ den Sandfraß/ den Traum/ den Affen unſers Thuns/ etc. III. Wann in der Vmſetzung gantz wiedrige Sachen gefuͤhret werden/ als: — — — — Aus dem verlangten Brunnen/ iſt von des Felſenquell’ erſtarrtes Eis ge- runnen/ aus gantz verhaͤrtem Hertz — — — — (— — — Duo bramate fonti cheſtillam ghiaccio da l’alpeſtre vena d’un indurato core.) * — — — Myrtil vergleichet ſein Verlangen mit dem Durſt eines Waſſerſuͤchtigen/ und ſagt/ daß die Augen ſeiner liebſten zweyen Brunnen gleichen/ welche von einem Felſenharten Hertzen herquel- len/ und ſein Hertz zu Eis gefruͤhren machen. Da dann das Flieſſen und zu Eis werden/ oder erſtar- rẽ einander zuwider ſind/ weil jenes von der Waͤr- me/ dieſes von der Kaͤlte kommet. 11. Vnter dieſe Handlung gehoͤret auch die Ge- genhaltung der Vngleichheit/ als wann ich ſage: Ob * Guarininel Paſtor fido.

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/74>, abgerufen am 28.04.2024.