Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

Die zehende Stund.
gen/ sondern dem Verglichenen ähnlich kom-
men.

10. Hieher gehören die Vmsetzung/ * welche
Rede trefflich zieren/ wann nemlich eine Sache
wegen grosser Gleichheit mit der andern ümsetzt/
oder für die andre gesetzt wird. Es werden aber
hierbey folgende Fehler begangen I. Wann die
Vmsetzungen gehäuffet werden/ und nicht auf
einandertreffen/ als **

Wann auf der Drexelbank der Vers ist
gantz zergliedert/
hört man den Ambosschlag/ daß man ihn
wieder schmiedet.

Es solte heissen entweder:

Wie auf der Drexelbank das Holtz oft
krum geloffen/
so drehet der Poet die Wort/ so nicht ge-
troffen.

Oder also:

Ach/ es mißlinget oft/ wann man wil Ver-
seschmieden/
doch lassen sich die Wort noch wol zu-
sammen nieden.

Was die Drexler treffen/ und die Schmiede nie-

den
* Metaphorae.
** Horat. de arte: & male tor-
natos incudi reddere versus.
E v

Die zehende Stund.
gen/ ſondern dem Verglichenen aͤhnlich kom-
men.

10. Hieher gehoͤren die Vmſetzung/ * welche
Rede trefflich zieren/ wann nemlich eine Sache
wegen groſſer Gleichheit mit der andern uͤmſetzt/
oder fuͤr die andre geſetzt wird. Es werden aber
hierbey folgende Fehler begangen I. Wann die
Vmſetzungen gehaͤuffet werden/ und nicht auf
einandertreffen/ als **

Wann auf der Drexelbank der Vers iſt
gantz zergliedert/
hoͤrt man den Ambosſchlag/ daß man ihn
wieder ſchmiedet.

Es ſolte heiſſen entweder:

Wie auf der Drexelbank das Holtz oft
krum geloffen/
ſo drehet der Poet die Wort/ ſo nicht ge-
troffen.

Oder alſo:

Ach/ es mißlinget oft/ wann man wil Ver-
ſeſchmieden/
doch laſſen ſich die Wort noch wol zu-
ſammen nieden.

Was die Drexler treffen/ und die Schmiede nie-

den
* Metaphoræ.
** Horat. de arte: & malè tor-
natos incudi reddere verſus.
E v
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0073" n="59"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die zehende Stund.</hi></fw><lb/>
gen/ &#x017F;ondern dem Verglichenen a&#x0364;hnlich kom-<lb/>
men.</p><lb/>
        <p>10. Hieher geho&#x0364;ren die Vm&#x017F;etzung/ <note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Metaphoræ.</hi></hi></note> welche<lb/>
Rede trefflich zieren/ wann nemlich eine Sache<lb/>
wegen gro&#x017F;&#x017F;er Gleichheit mit der andern u&#x0364;m&#x017F;etzt/<lb/>
oder fu&#x0364;r die andre ge&#x017F;etzt wird. Es werden aber<lb/>
hierbey folgende Fehler begangen <hi rendition="#aq">I.</hi> Wann die<lb/>
Vm&#x017F;etzungen geha&#x0364;uffet werden/ und nicht auf<lb/>
einandertreffen/ als <note place="foot" n="**"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Horat. de arte: &amp; malè tor-<lb/>
natos incudi reddere ver&#x017F;us.</hi></hi></note></p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#fr">Wann auf der Drexelbank der Vers i&#x017F;t</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">gantz zergliedert/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">ho&#x0364;rt man den Ambos&#x017F;chlag/ daß man ihn</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">wieder &#x017F;chmiedet.</hi> </hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>Es &#x017F;olte hei&#x017F;&#x017F;en entweder:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#fr">Wie auf der Drexelbank das Holtz oft</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">krum geloffen/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">&#x017F;o drehet der Poet die Wort/ &#x017F;o nicht ge-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">troffen.</hi> </hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>Oder al&#x017F;o:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l> <hi rendition="#fr">Ach/ es mißlinget oft/ wann man wil Ver-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">&#x017F;e&#x017F;chmieden/</hi> </hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">doch la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich die Wort noch wol zu-</hi> </l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">&#x017F;ammen nieden.</hi> </hi> </l>
        </lg><lb/>
        <p>Was die Drexler treffen/ und die Schmiede nie-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E v</fw><fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0073] Die zehende Stund. gen/ ſondern dem Verglichenen aͤhnlich kom- men. 10. Hieher gehoͤren die Vmſetzung/ * welche Rede trefflich zieren/ wann nemlich eine Sache wegen groſſer Gleichheit mit der andern uͤmſetzt/ oder fuͤr die andre geſetzt wird. Es werden aber hierbey folgende Fehler begangen I. Wann die Vmſetzungen gehaͤuffet werden/ und nicht auf einandertreffen/ als ** Wann auf der Drexelbank der Vers iſt gantz zergliedert/ hoͤrt man den Ambosſchlag/ daß man ihn wieder ſchmiedet. Es ſolte heiſſen entweder: Wie auf der Drexelbank das Holtz oft krum geloffen/ ſo drehet der Poet die Wort/ ſo nicht ge- troffen. Oder alſo: Ach/ es mißlinget oft/ wann man wil Ver- ſeſchmieden/ doch laſſen ſich die Wort noch wol zu- ſammen nieden. Was die Drexler treffen/ und die Schmiede nie- den * Metaphoræ. ** Horat. de arte: & malè tor- natos incudi reddere verſus. E v

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/73
Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/73>, abgerufen am 24.11.2024.