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Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648.

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Die zehende Stund.
vertauschet Waar üm Waar; Jhr Die-
ner heisset Zeit/
der jüngst das Schneegewand in Auen
ausgebreit/
die nun den Lentzenrock des Jägers ange-
zogen:
die harterstarrte Flutzerschmeltzt im Sil-
berwogen/
in dem geschlankten Strom/ die Strud
war vor Krystall/
und sausset durch den Kis mit holdem
Lisplenschall.
Der Baumen neues Haar/ mit weißlich-
grünen Sprossen/
hat mit der Aeste Band/ das Schatten Zelt
beschlossen/
Das vor entdacht und kahl. Der süsslich
linde Wind.
verjagt die Nordenstimm/ und küsst das
Lentzenkind/
die bunte Blumenzucht. Es wird das
Feld gebehren.
Die Saamen wandlen sich in Gras/ Ge-
ströh und Aehren/
der Acker wird beraubt/ und lieget wie-
der brach:
so mehrt und mindert sich der Teutschen
Heldensprach.
8. Man
E iiij
Die zehende Stund.
vertauſchet Waar uͤm Waar; Jhr Die-
ner heiſſet Zeit/
der juͤngſt das Schneegewand in Auen
ausgebreit/
die nun den Lentzenrock des Jaͤgers ange-
zogen:
die harterſtarrte Flutzerſchmeltzt im Sil-
berwogen/
in dem geſchlankten Strom/ die Strud
war vor Kryſtall/
und ſauſſet durch den Kis mit holdem
Liſplenſchall.
Der Baumen neues Haar/ mit weißlich-
gruͤnen Sproſſen/
hat mit der Aeſte Band/ das Schatten Zelt
beſchloſſen/
Das voꝛ entdacht und kahl. Der ſuͤſſlich
linde Wind.
verjagt die Nordenſtimm/ und kuͤſſt das
Lentzenkind/
die bunte Blumenzucht. Es wird das
Feld gebehren.
Die Saamen wandlen ſich in Gras/ Ge-
ſtroͤh und Aehren/
der Acker wird beraubt/ und lieget wie-
der brach:
ſo mehrt und mindert ſich der Teutſchẽ
Heldenſprach.
8. Man
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[57/0071] Die zehende Stund. vertauſchet Waar uͤm Waar; Jhr Die- ner heiſſet Zeit/ der juͤngſt das Schneegewand in Auen ausgebreit/ die nun den Lentzenrock des Jaͤgers ange- zogen: die harterſtarrte Flutzerſchmeltzt im Sil- berwogen/ in dem geſchlankten Strom/ die Strud war vor Kryſtall/ und ſauſſet durch den Kis mit holdem Liſplenſchall. Der Baumen neues Haar/ mit weißlich- gruͤnen Sproſſen/ hat mit der Aeſte Band/ das Schatten Zelt beſchloſſen/ Das voꝛ entdacht und kahl. Der ſuͤſſlich linde Wind. verjagt die Nordenſtimm/ und kuͤſſt das Lentzenkind/ die bunte Blumenzucht. Es wird das Feld gebehren. Die Saamen wandlen ſich in Gras/ Ge- ſtroͤh und Aehren/ der Acker wird beraubt/ und lieget wie- der brach: ſo mehrt und mindert ſich der Teutſchẽ Heldenſprach. 8. Man E iiij

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Zitationshilfe: Harsdörffer, Georg Philipp: Poetischer Trichter. Bd. 2. Nürnberg, 1648, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/harsdoerffer_trichter02_1648/71>, abgerufen am 28.04.2024.